Bereits im ersten Teil des Thema des Tages "Forensische Meteorologie Teil 1 - Eine weitere spannende Seite der Meteorologie" konnten wir einen ersten Einblick in die forensische Meteorologie gewinnen. Heute schauen wir uns die Wetterdetektive einmal in Aktion an.
Nach Informationen des Kommissariats für Tötungsdelikte der Mainzer Kriminalpolizei wird bei Straftaten, die im Freien stattfinden, in der Regel ein Gutachten über die Wettersituation zur Tatzeit eingeholt, selbst wenn dieses auf den ersten Blick nicht sehr relevant erscheint. Die Erfahrung zeigt, dass der Ermittlungsverlauf überraschende Wege gehen kann. Aber auch in der Gerichtsmedizin nutzen beispielsweise Madenexperten den Verlauf der Temperatur und die Witterung zur Bestimmung des Stadiums der auf der Leiche befindlichen Maden.
Selbst auf das Verhalten von Menschen kann man mithilfe von Wetterdaten schließen. Im Jahr 2013 musste sich ein 38-jähriger Pizzabote wegen Mordes an einer 86 Jahre alten Dame aus Mainz vor dem Landgericht verantworten. Ins Visier der Ermittler geriet dabei ein Obdachloser, da seine DNA am Tatort festgestellt werden konnte. Zur Überprüfung seines Alibis sollte anhand von Wetterdaten ein Bewegungsprofil des Verdächtigen erstellt werden. Ließ die Wetterlage eine Übernachtung im Freien zu oder zog sich der Mann in den Ermittlern bekannte Unterkünfte zurück? Die finale Überführung des Täters geschah allerdings nicht nur aufgrund der Wetterdaten. Eine Überwachungskamera in der Nähe der Wohnung des Opfers hielt den Täter um die Tatzeit fest.
In einem Mordprozess in den USA beispielsweise wurde ein Mann beschuldigt, die eigene Ehefrau ermordet zu haben. Seiner Aussage nach handelte es sich bei dem Täter jedoch um einen Einbrecher. Wetterdetektive eines beauftragten Unternehmens konnten allerdings nachweisen, dass die Wiese in der Umgebung des Hauses zum Tatzeitpunkt durch Tau sehr nass gewesen ist. Entsprechend hätte ein Einbrecher Fußabdrücke in der Wohnung hinterlassen müssen, die am Tatort jedoch nicht festgestellt werden konnten. Die Einbrecher-Theorie wurde somit widerlegt, was den Kreis der Verdächtigen weiter einschränkte.
Ein Beispiel aus der Versicherungsbranche: Im April 2011 trafen im Südosten der USA kalte und trockene Luftmassen aus Kanada auf warme und feuchte Luftmassen aus dem Golf von Mexiko und zusammen mit starken Höhenwinden bildeten sich heftige Gewitterlinien mit kräftigen Sturmböen und Superzellen mit teils langlebigen Tornados. In sieben Staaten forderten die Unwetter 348 Menschenleben und sorgten mit Schäden in Milliardenhöhe für eine der tödlichsten und teuersten Naturkatastrophen in der Geschichte der USA. Bis heute dreht es sich aus versicherungstechnischer Sicht bei bestimmten lokalen Schäden noch um Fragen nach der Ursache. Wurden diese durch Fallwinde eines Gewitters oder durch rotierende Winde eines Tornados verursacht. Denn nicht jede Versicherung deckt zwangsläufig beide Schadensursachen ab. Mittels Augenzeugenaussagen, Beobachtungsdaten sowie Bildern von Wetter- und Dopplerradarsystemen versuchen forensische Meteorologen dabei die zeitliche Abfolge, die Andauer sowie die Stärke und Natur des Events festzustellen.