Am 21. Juli 2016 wurde in Mitribah in Kuwait eine Temperatur von 54 °C gemessen, was der höchsten verifizierten Temperatur in der Osthemisphäre entspricht. In diversen Internetblogs verbreitete sich die Nachricht, dass dies die höchste je realistisch gemessene Lufttemperatur auf der Erde sein könnte. Doch ist dies wirklich ein neuer Hitzerekord?
54 Grad in Kuweit, 36 in Berlin: Am Wochenende gab es einige Hitzerekorde: https://t.co/JOJEJOIQaO
— WiWo Green (@wiwo_green) 25. Juli 2016
Eins vorweg: Es wurden auf der Erde bereits häufiger höhere Temperaturen als 54 °C gemessen. Die Frage ist nur, wie realistisch diese Messungen sind. Denn um die Lufttemperatur genau zu messen und diese Messungen auch vergleichen zu können, bedarf es einiger Standardbedingungen.
Die Lufttemperatur ist als die "Temperatur der bodennahen Atmosphäre" definiert, die nicht von der Sonnenstrahlung und von der Bodenwärme beeinflusst wird. Man kann sich vorstellen, dass es einiges an Aufwand mit sich bringt, den Temperatursensor vor diesen Einflüssen zu schützen. Die Sonnenstrahlung muss entsprechend abgeschirmt werden, gleichzeitig muss der Sensor gut belüftet werden um einen Wärmestau zu verhindern. Darüber hinaus muss der Sensor entsprechend weit von Gebäuden und dem Boden entfernt sein, um den Einfluss von deren Wärmströmen auszuschließen. Daher gilt, dass die Lufttemperatur standardmäßig geschützt in 2 Meter über Grund gemessen wird.
Und so muss bei jedem vermuteten neuen Rekord überprüft werden, ob diese Standards eingehalten wurden. Ein höherer Wert wurde zum Beispiel am 13.September 1922 in El Azizia, im heutigen Libyen, mit 58 °C gemessen. Dieser Wert galt lange Zeit als offizielles weltweites Temperaturmaximum, wird aber seit kurzem von der Welt Meteorologischen Organisation (WMO) nicht mehr anerkannt, da es einige Probleme mit der Messung gab, die diese als unrealistisch erscheinen lässt. Unter anderem ließen sich die verwendeten Instrumente nicht mit der Genauigkeit der heutigen vergleichen, die Messung wurde von einem neuen, unerfahrenen Kollegen vorgenommen und die Messung fand über dunklem, steinigem Boden statt, was kein repräsentatives Mikroklima darstellte.
Hotter than Death Valley...
— Am Geophysical Union (@theAGU) 25. Juli 2016
By @wildweatherdan in #AGUblogs @AGU_Eoshttps://t.co/ypT8WTdEx0
Seitdem gilt eine Messung vom 10. Juli 1913 im Death Valley mit 56,7 °C als globaler Temperaturrekord. Aber auch dieser Wert ist unter Meteorologen stark umstritten, da die damaligen Messstandards mit den heutigen nicht mehr vergleichbar sind. Trotzdem gilt dieser Wert als offizielles Maximum und die aktuell gemessenen 54,0 °C in Kuweit wären zusammen mit einer gleichhohen Messung im Death Valley (Arizona) am 30. Juni 2013, nicht die offiziell gemessenen höchste Lufttemperaturen auf der Erde.