Die "Sierra", eine der drei Landschaftszonen Perus, ist die Heimat des Alpakas (siehe Grafik). Das Kameltier fühlt sich im von den Anden geprägten, kahlen Hochland im Süden Perus "pudelwohl" - und wird von ansässigen Landwirten gezielt gezüchtet. Denn die Wolle des Alpakas ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region, gehört sie doch mittlerweile zu einem exklusiven und immer häufiger gefragten Artikel auf dem Weltmarkt.
Es wundert daher nicht, dass das Alpaka-Sterben durch die jüngste, teils extreme Kälte im Süden der Sierra die Bauern hart trifft. Dabei kennt man in der Sierra eigentlich keinen Winter im klimatologischen Sinne. Aufgrund der relativen Nähe zum Äquator und der dadurch geringen Schwankungen im Sonnenstand stellt sich dort nämlich ein sog. "Tageszeitenklima" ein. Dabei fallen die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht größer aus als die während eines Jahres. Die Verteilung der durchschnittlichen Temperaturen wird am stärksten durch die Höhenlage beeinflusst. Im Vergleich zu den anderen beiden peruanischen Landschaftszonen Costa (Wüstenküste) und Selva (Regenwaldregion) ist es in der Sierra mit einer Jahresmitteltemperatur von 11 Grad Celsius auf 3300 Meter am kältesten.
Die Temperaturen im diesjährigen Juli, die vor allem in höheren Muldenlagen und Senken zeitweise bis in den strengen Frostbereich (unter -23 Grad Celsius) sanken, sind aber selbst für die Menschen in der Sierra und die mit üppigem Fellkleid ausgestatteten Alpakas ungewohnt und mitunter äußerst gefährlich. Insbesondere ab einer Höhenlage von 4000 bis 5000 m setzten Schneefälle und extreme Kälte gerade den schwachen Tieren zu, da sie nicht mehr an Flechten und Gras herankommen können. Die Behörden gehen mittlerweile von mindestens 50.000 verendeten Alpakas aus.
Die Landwirte Perus sind der weltweit größte Produzent der Alpakawolle. Doch zwischen den exorbitant hohen Preisen, die verschiedene Modelabel für ihre aus Alpakawolle bestehenden Produkte verlangen, und dem, was die Landwirte für ihre Wolle bekommen, besteht eine gewaltige Diskrepanz. Einbrüche in der Produktion bringen die Menschen daher schnell an das Existenzminimum. Die Kälte und der Mangel an finanziellen Mitteln nagen darüber hinaus am Gesundheitszustand. Gerade Kinder leiden immer häufiger unter Atemwegserkrankungen. Die Regierung sicherte der Bevölkerung der Sierra-Hochlagen daher bereits eine Unterstützung von insgesamt 3 Millionen US-Dollar zu.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Region von einer verheerenden Kältewelle gebeutelt wird. Vor nicht einmal drei Jahren sorgten rekordniedrige Temperaturen und heftige Schneefälle schon einmal für ein großes Alpakasterben. In einem Bericht der Vereinten Nationen (UN) wurde bereits ein Zusammenhang zwischen den großen Temperaturfluktuationen in Peru und dem globalen Klimawandel hergestellt. Freilich muss man solche Thesen aber immer mit Vorsicht genießen, denn von diesen Wetter-Einzelereignissen kann nicht per se auf den Klimawandel geschlossen werden.