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17. Oktober 2016 | MSc.-Met. Sebastian Schappert

Stürme im Herbst - wieso, weshalb, warum?

Stürme im Herbst - wieso, weshalb, warum?

Datum 17.10.2016

Stürme treten in Europa bzw. in Deutschland vorwiegend in den Herbst- oder Wintermonaten auf. Die Gründe hierfür sollen im heutigen "Thema des Tages" erklärt werden.

Vor gut zwei Wochen läutete das Tief "Walpurga" den Herbst mit windigem Regenwetter ein. Dabei hatte "Walpurga" neben Regen vor allem viel Wind im Gepäck. So konnten an den Küsten Böen der Stärke 8 (stürmischer Wind, 62-74 km/h), an der Nordsee auch Böen bis Stärke 9 (Sturm, 75-88 km/h) gemessen werden. Auch im angrenzenden Binnenland traten verbreitet Böen der Stärke 6 bis 7 (starker bis steifer Wind, 39-61 km/h) auf. In den Gipfellagen des Brockens konnten mitunter sogar Böen bis zu einer Stärke von Beaufort 10 (schwerer Sturm, bis zu 102 km/h) beobachtet werden.


Wetterlage am 28. September 2016
Wetterlage am 28. September 2016


Dass gerade in den Herbst- und Wintermonaten immer wieder Tiefdruckgebiete, teilweise mit Sturmstärke, über Teile Europas hinwegziehen, liegt an den zu diesen Jahreszeiten besonders ausgeprägten Temperatur- und Luftdruckunterschieden.

Während die Wassertemperaturen des Atlantiks und insbesondere des Mittelmeers im Herbst verbreitet noch recht hoch sind, beginnt es bereits im Norden Europas deutlich abzukühlen. Dies führt beispielsweise zu den ersten (Nacht-) Frösten, wie sie in der vergangenen Woche auch bei uns in Teilen Süddeutschlands aufgetreten sind.

Diese starke Temperaturdifferenz wirkt sich wiederum auf die sogenannte "Polarfront" aus. Diese bildet den Grenzbereich zwischen warmen Luftmassen der südlichen Breiten und kalten Luftmassen der nördlichen Breiten. Während die Polarfront im Sommer weiter im Norden liegt, verschiebt sich dieser Übergangsbereich in der kalten Jahreszeit mehr nach Süden. Mit ihr verbunden sind starke Westwinde, die rund um die Nordhalbkugel auftreten. Äquivalent dazu existiert auch auf der Südhalbkugel eine solche Polarfront.

Der zweite Aspekt, der für die Entstehung von Stürmen wichtig ist, sind vorhandene Luftdruckunterschiede. Treffen über einer Region eines Ozeans kalte und warme Luftmassen aufeinander, kommt es zu einem Aufgleiten der leichteren Warmluft über die schwerere, kalte Luftmasse. Die warme und feuchte Meeresluft beginnt daraufhin aufzusteigen. Während des Aufsteigens kühlt die Luftmasse ab und kondensiert schließlich, woraufhin es zur Bildung von Wolken kommt. Die dabei frei werdende Kondensationswärme (siehe auch "Latente Wärmeenergie" unter http://www.dwd.de/lexikon) bewirkt eine zusätzliche Verstärkung des Luftauftriebs. Durch die aufsteigenden Luftmassen muss am Boden weitere Meeresluft nachströmen. Da gleichzeitig in der Höhe jedoch immer mehr Luft nach außen strömt, fällt der Luftdruck am Boden weiter ab. Je tiefer dabei der Luftdruck im Zentrum einer sogenannten "Zyklone" (Tiefdruckgebiet) absinkt, desto größer wird der Unterschied zum Umgebungsluftdruck. Dieser Druckunterschied lässt sich anhand der Drängung von Linien gleichen Luftdrucks (Isobaren) erkennen. Je enger diese beieinanderliegen, desto höher ist auch die Windgeschwindigkeit. Mit der Strömungsrichtung der Polarfront werden diese Tiefdruckgebiete dann in östliche Richtung nach Europa gelenkt.

Hoch "Peter", das in der letzten Woche bei uns das Wetter bestimmte, hat mittlerweile an Einfluss verloren. Stattdessen stellte sich zum vergangenen Wochenende eine südliche Strömung ein, die wieder mildere Luft nach Deutschland führte. Dabei verstärkten sich auch die Luftdruckgegensätze und es traten starke bis stürmische Böen, vereinzelt sogar Sturmböen an den Küsten sowie im höheren Bergland auf. In den Alpen konnten föhnbedingt vereinzelt Orkanböen auf den Gipfeln, in den Föhntälern auch schwere Sturmböen verzeichnet werden. Am Samstag brach der Föhn dann rasch wieder zusammen und auch sonst ließ der Wind immer weiter nach.

Am heutigen Montag ist der Wind erst einmal kein Thema mehr. Erst in der Nacht zum Mittwoch frischt dieser wieder auf. Besonders betroffen davon werden dann besonders die Nordseeküste und das höhere Bergland im Südwesten sein. Ein klassischer Herbststurm ist jedoch auch weiterhin nicht in Sicht.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD