In den meisten Regionen Deutschlands konnten die Bienen in der zweiten Februarhälfte und in den ersten Märztagen nach einem langen Winter zum ersten Mal den vor Wind- und Wetter schützenden Bienenstock verlassen. Wie im Thema des Tages vom 08.03.2017 beschrieben, dient dieser erste Ausflug vor allem der Entleerung ihrer vollen Kotblasen und ist der Startschuss in die nun anstehende und für das Bienenvolk immens wichtige Frühjahrsentwicklung.
gestern: ein guter Tag fuer Bienen pic.twitter.com/Gnywleg9UI
— Fotos aus Italien (@fotoitalien) 10. März 2017
Nach der Phase des Reinigungsfluges beginnt für das Bienenvolk eine herausfordernde und sehr schwierige Zeit. Die für die sichere Überwinterung sorgenden Winterbienen müssen jetzt sicherstellen, dass bis zu ihrem Tod im März, April oder spätestens im Mai bereits genug junge Sommerbienen erbrütet werden. Gelingt dieser Generationenwechsel nicht optimal, ist das Volk in seiner weiteren Entwicklung sehr beschränkt und könnte in seinem Bestehen unter Umständen sogar gefährdet sein. Damit die junge Brut gut gedeiht, muss diese mit hochwertigen Pollen versorgt werden. Diese bestehen unter anderem aus lebenswichtigem Eiweiß und sind die Grundlage für vitale, kräftige Jungbienen. Dafür erkunden die Flugbienen bei einer entsprechenden Witterung die Umgebung und suchen nach ertragreichen Pollenquellen. Einen besonderen Stellenwert haben hierbei die Kätzchen der Sal-Weide, da diese meist die ersten größeren Pollenmengen des Jahres zur Verfügung stellen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass man das Abschneiden dieser für die Bienen so wichtigen Nahrungsquellen unterlassen sollte!
Einige Imker informieren sich über die aktuelle Vegetationsentwicklung sehr genau und nutzen auch jene phänologische Daten, die der Deutsche Wetterdienst laufend erhebt (siehe http://www.dwd.de/DE/fachnutzer/freizeitgaertner/2_pflanzenentwicklung/_node.html). Daraus lässt sich einerseits der aktuelle Vegetationsstatus in der jeweiligen Heimatregion bestimmen und andererseits mittels statistischen Kenngrößen auch für die nahe Zukunft extrapolieren. In den aktuellen Daten ist erkennbar, dass die Blüte der Sal-Weide vereinzelt (zum Beispiel am Ober- sowie am Niederrhein) bereits Mitte bis Ende Februar begonnen hat. Anfang März folgten lokal Beobachtungen am Mittelrhein und im nördlichen Alpenvorland. Der deutschlandweit erwartete Mittelwert für den Blühbeginn ist aktuell für den 17. März berechnet und liegt damit im Bereich des vieljährigen Mittels (1992-2016).
Im März und April ist es in unseren Breiten gewöhnlich sehr wechselhaft. Wärmere Perioden wechseln sich unter Umständen mit windigem Schauerwetter ab. Markante Wintereinbrüche sind zumindest im Bergland noch bis in den April hinein möglich. Starke und lang anhaltende Kaltluftvorstöße bringen Bienenvölker besonders beim erwähnten Wechsel von Winter- zu Sommerbienen an deren Belastungsgrenze. Sollte das Brutnest in seinem Volumen schon stark zugenommen haben, können die Bienen bei einem starken Absacken der Temperatur dessen notwendige Temperatur von 34 bis 35 Grad Celsius nur mit hohem Ressourceneinsatz halten. Zwangsläufig geht damit ein erhöhter Verbrauch der letzten Wintervorräte einher. Hier kann aber der Imker die Bienen so gut es geht unterstützen. Ein wachsames Auge auf das noch im Stock vorhandene Futter ist obligatorisch, bei Bedarf erfolgt die Zugabe von Futter. Besonders wertvoll ist es für die Bienenbetreuer, wenn markante Witterungswechsel schon einige Tage im Voraus prognostiziert werden können. Für diesen Zweck sei auf die von der Vorhersage- und Beratungszentrale zur Verfügung gestellte 10-Tages-Prognose (http://www.dwd.de/DE/wetter/vorhersage_aktuell/10-tage/10tage_node.html) verwiesen, die täglich am frühen Nachmittag aktualisiert wird.
Für die nächsten Tage deutet sich an, dass es besonders im Südwesten viel Sonnenschein und Temperaturen bis zu 16 Grad geben wird. Ab Samstag setzt sich die Sonne auch in den anderen Regionen besser durch, allerdings wird die 10 Grad-Marke im Nordosten nicht erreicht. Das "optimale Bienenwetter" ist demnach eher im Südwesten und nicht unbedingt im Nordosten zu finden.