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13. Mai 2017 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Der 13. Mai - nur in der Geschichte ein "Schwarzer Tag" und nicht beim aktuellen Wetter?!

Der 13. Mai - nur in der Geschichte ein "Schwarzer Tag" und nicht beim aktuellen Wetter?!

Datum 13.05.2017

Vor 90. Jahren brachte der "Schwarze Freitag" das Finanzwesen durcheinander! Doch heute ist von schwarzen Wolken weder an der Börse noch beim Wetter etwas zu sehen. Nur einige Gewitterwolken verdunkeln zunächst noch den Sommerkurs.

Heute vor 90 Jahren, am 13. Mai 1927 verfinsterten sich die Wolken über dem Berliner Finanzmarkt. Der Aktienindex des Statistischen Reichsamtes brach um 31,9 Prozent ein und brachte zunächst das Finanzwesen und schließlich auch das politische Gleichgewicht durcheinander. Dieser schwarze Freitag sollte nachhaltig die Geschichte der Welt beeinflussen.



"Schwarzer Freitag" ist dabei eine Bezeichnung für ein vorgefallenes Unglück an diesem Wochentag, das für besonders denkwürdig erachtet wird. Diese Bezeichnungsweise, die durchaus auch für andere Wochentage existiert, lässt sich aus einer römisch-antiken Tradition ableiten, die einen Unglückstag als "dies ater" ("Schwarzer Tag") bezeichnet. Dass geschichtlich bedeutsame Unglückstage als "Schwarze Tage" bezeichnet wurden, lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen. In London führte damals die Angst vor einer französischen Invasion und somit die Rückkehr der Stuarts zu einem vorübergehenden Kollaps des Bank- und Wirtschaftswesens.

Derzeit sind weder im Finanzwesen noch beim Wetter schwarze Wolken am Himmel zu sehen. Der Dax schwingt sich zu immer neuen Rekorden auf und auch der Dow Jones kommt stabil daher. Das Wetter scheint ebenfalls den Spätwinter hinter sich gelassen zu haben und mit voller Kraft dem Sommer entgegen zu steuern. Statt Wintermantel heißt es nun kurze Hose und T-Shirt. Anfangs ziehen zwar keine schwarze Wolken auf, aber vielerorts sorgen zumindest dunkle Quellwolken wiederholt für kräftige Regengüsse, sodass der Regenschirm nicht vergessen werden sollte. Anhand der Lebensdauer der Gewitter und auch deren Intensität lässt sich schon sehr gut ablesen, dass wir uns nun auf den Sommer zu bewegen. Über hunderte Kilometer zogen die Zellen am gestrigen Freitag über das Land und luden ordentlich Regen ab. Dabei wurden beispielsweise Stundensummen von 16 mm auf dem Brocken (SA) und 15 mm in Baruth (BB) gemessen. Wiederholt auftretende Schauer und Gewitter führten in 24 Stunden regional zu Regenmengen von über 30 mm (Unterreit-Wagenstatt, BY). Auf Basis von Radarinformationen sind in diesem Zeitraum lokal abseits meteorologischer Messstationen sogar Mengen bis 50 mm gefallen.


Gewittersituation am Freitagnachmittag
Gewittersituation am Freitagnachmittag


Verantwortlich für die deutlich wärmere aber auch unbeständige Witterung ist derzeit ein ausgeprägter Tiefdruckkomplex über dem Nordatlantik. Zwischen Grönland und den Britischen Inseln tummeln sich zahlreiche kleinere Tiefdruckgebiete um das Zentraltief "Alexander" herum. Diesem entgegengesetzt breitet sich von den Kanaren und der Iberischen Halbinsel hoher Luftdruck bis nach Finnland und Nordwestrussland aus. Mit einer südwestlichen Strömung gelangt somit zunehmend warme Luft aus südlicheren Gefilden zu uns nach Deutschland. Jedoch ist die Luft zunächst noch mit viel Feuchte angereichert, sodass sich mithilfe dynamischer Hebungsprozesse verbreitet teils kräftige Schauer und Gewitter entwickeln können. Neben Starkregen und Hagel ist mancherorts auch schon ein schönes Blitzspektakel zu beobachten.

Schon im Thema des Tages vom 11. Mai wurden Blitze vor allem aus der elektromagnetischen Sicht genauer betrachtet. Im Folgenden soll die Entstehung von Blitzen nochmals kurz im Focus stehen.

Blitze sind luftelektrische Entladungen, die zusammen mit dem Donner das sogenannte Gewitter bilden. Gewitter entstehen bei uns vor allem im Sommer. Aber wie das derzeitige Wettergeschehen zeigt, sind auch im Frühling unter bestimmten Voraussetzungen schon teils unwetterartige Gewitterentwicklungen möglich. Durch die im Mai schon sehr starke Sonneneinstrahlung können sich zum Beispiel die bodennahen Luftschichten kräftig erwärmen. Aber auch die Zufuhr von bodennaher warmer Luft aus dem Mittelmeerraum oder das Einsickern kalter polarer Luft in höheren Schichten (~5000 m) führt zu großen vertikalen Temperaturgegensätzen. Die kältere schwere Luft sinkt ab, während die wärmere und daher auch leichtere Luft in der Folge aufsteigen will. Dabei kühlt sich die Luft ab und kann ab einer bestimmten Lufttemperatur die in ihr enthaltene Feuchte nicht mehr halten (Feuchtesättigung), sodass der Wasserdampf in der Luft kondensiert. Es bilden sich Quellwolken, die schließlich unter bestimmten meteorologischen Voraussetzungen zu einem Cumulonimbus (Cb, Gewitterwolke) anwachsen können. In der Gewitterwolke herrschen starke Aufwinde, die verhindern, dass kleinere Regentropfen aus der Wolke nach unten fallen. Erst wenn die Tropfen groß und somit schwer genug sind, können sie den Weg in Richtung Boden antreten.

Durch die Aufwinde und die ungleiche Verteilung von Eis und Wasser in der Wolke sowie weiteren Prozessen entstehen Räume mit unterschiedlichen Ladungen. Der obere Teil des Cumulusnimbus ist vorzugsweise positiv geladen und der untere negativ.

Neben zahlreichen Blitzen, die innerhalb von Wolken einen Ladungsausgleich herstellen (Wolken-Wolken-Blitz), ist der Blitz auch das Werkzeug, um die entstehenden Spannungen von einigen zehn Millionen Volt zwischen Wolke und Erde abzubauen. In 90% der Fälle beginnen sich negative Ladungen aus dem unteren Teil der Wolke, in Form des sogenannten Leitblitzes, auf die Erdoberfläche zu zubewegen. Dieser Leitblitz bewegt sich dabei etwa mit einer Geschwindigkeit von 1/20 der Lichtgeschwindigkeit und hinterlässt einen dünnen, kaum sichtbaren Kanal, der typische Verästelungen aufweist.

Bei Annäherung der negativen Teilchen des Leitblitzes an die Erde erhöht sich die Konzentration positiver Ladungsträger an der Erdoberfläche. Wenn schließlich die lokale Feldstärke (Stärke und Richtung eines elektrischen Feldes) einen kritischen Wert überschreitet, kommen dem Leitblitz vom Erdboden aus positive Ladungen (Fangentladung) entgegen. Diese gehen dabei meist von erhöhten Punkten wie Hausdächern oder Bäumen aus. Treffen nun die unterschiedlichen Ladungen aufeinander, kommt es zum elektrischen Überschlag, bei dem der Blitzkanal geschlossen wird. Nachfolgend bewegen sich die Ladungsträger (positiv und negativ) entlang des Blitzkanals zur Wolke. Der Blitzkanal weist dabei maximal einen Durchmesser von 12 mm auf.

Welche Spannung und welche Stromstärke dann herrschen und wie man sich vor den Blitzen schützen kann, können sie dem Thema des Tages vom 11. Mai entnehmen. Wie lange die erste Gewitterperiode andauert und wie es mit dem Frühlingswetter weitergeht erfahren Sie dann im morgigen Thema des Tages.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD