Tropische Wirbelstürme entstehen nur in Regionen der Erde, in denen hohe Wassertemperaturen und feucht-warme Luftmassen vorherrschen. Dies sind ideale Ausgangsbedingungen für die Entstehung von Gewitterclustern. Ist die ablenkende Kraft der Erdrotation (Corioliskraft, siehe http://www.dwd.de/lexikon) ausreichend groß und die Scherung des Windes in verschiedenen Höhen genügend klein, so kann aus diesen Gewitterclustern ein riesiger Wirbel entstehen und sich verstärken. Entsprechend bilden sich Wirbelstürme meist nur in den Tropen oder Subtropen, aber nicht direkt am Äquator aus.
Diese faszinierenden Stürme besitzen verschiedene Bezeichnungen, je nachdem in welcher Region der Erde sie auftreten. Als "Taifun" bezeichnet man Wirbelstürme, die über dem Nordwestpazifik und den angrenzenden Randmeeren und Anrainerstaaten auftreten. Östlich der Datumsgrenze sowie über dem Nordatlantik spricht man dagegen von "Hurrikans", über dem Südwestpazifik und dem Indischen Ozean von "Zyklonen". Eine große Gefahr besteht dabei aber nicht nur durch die hohen Windgeschwindigkeiten. Häufig kommt es auch zu sehr hohen Niederschlagssummen, die Überschwemmungen und Erdrutsche zur Folge haben und immense Schäden verursachen können.
Grundsätzlich unterteilt man tropische Wirbelstürme anhand ihrer Windgeschwindigkeiten in drei verschiedene Intensitätsstufen: Bei der "tropischen Depression" handelt es sich um die schwächste Stufe mit Windgeschwindigkeiten bis 61 km/h. Der "tropische Sturm" bezeichnet die mittlere Stufe mit Windgeschwindigkeiten bis 117 km/h und ab 118 km/h spricht man von einem "tropischen Wirbelsturm mit Orkanstärke". Anhand der Saffir-Simpson-Skala lassen sich diese tropischen Wirbelstürme dann nochmals in Stärkekategorien 1 (schwacher Wirbelsturm, Windgeschwindigkeiten bis 153 km/h) bis 5 (verwüstend, Windgeschwindigkeiten über 252 km/h) unterteilen.
Bereits am Montag (29.05.) bildete sich im Golf von Bengalen ein Zyklon mit dem Namen "Mora", der sich in der Nacht zum heutigen Dienstag noch weiter intensivierte und gegen Mitternacht in Bangladesch auf Land traf (siehe Grafik zum Thema des Tages). Dabei konnten beispielsweise in der Millionenstadt Chittagong (Bangladesch) bereits Windgeschwindigkeiten von 146 km/h gemessen werden. Entsprechend lässt sich "Mora" vorübergehend der Stärkekategorie 1 auf der angesprochenen Saffir-Simpson-Skala zuteilen.
Aber auch von heftigen Starkregenfällen geht eine große Gefahr aus. Denn im heutigen Tagesverlauf zieht der tropische Zyklon weiter landeinwärts von Bangladesch und dem westlichen Myanmar in die nordöstlichen Bundesstaaten Indiens. Insgesamt muss in den kommenden 24 Stunden mit Niederschlagssummen von bis zu 150 l/qm, im Stau einiger Bergregionen sogar bis 300 l/qm gerechnet werden. Da die Küstenlinie entlang des Golfs von Bengalen zudem sehr flach abfällt, kann es zu großflächigen Überschwemmungen in der Region kommen. Auch Sturzfluten und Erdrutsche an Hanglagen sind möglich. Brisant ist dabei die Tatsache, dass dieses Gebiet eine sehr hohe Bevölkerungsdichte aufweist. Potenziell sind von dem Zyklon mehr als 150 Millionen Menschen betroffen. Zum Mittwoch schwächt sich Mora dann weiter ab, wenngleich die Region auch weiterhin von Starkregen betroffen sein wird.