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16. Juli 2017 | Dipl.-Met. Marcus Beyer

Stadt - Land - Wald - See

Stadt - Land - Wald - See

Datum 16.07.2017

Im heutigen Thema des Tages wird ein kleiner Einblick in das Mikroklima gegeben und die Frage beantwortet, warum es manchmal größere Temperaturunterschiede auf kleinem Raum geben kann.

Eine Fahrt von der Stadt aufs Land an einem sonnigen Sommertag kann zum Teil mit größeren Temperaturschwankungen einhergehen. Unterschiede auf kleinstem Raum ergeben sich immer wieder und finden oft bei den Wetterberichten keine explizite Berücksichtigung, da sie schlicht in ihrer Detailliertheit nicht erfassbar sind. Außerdem wären die Wetterberichte sonst ein Vielfaches länger, womit natürlich auch Niemanden geholfen wäre.


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Bei der Interpretation der Wetterberichte tut man also gut daran das eigene Mikroklima mit zu berücksichtigen. Einige wenige Dinge werden dabei in den Wetterberichten manchmal bereits angesprochen. Formulierungen wie: "In höheren Lagen bleibt es etwas kälter...", oder "Bei auflandigem Wind an der See wird es in der Nacht nicht ganz so kalt", deuten darauf hin, dass man sich bei der angegebenen Temperaturspanne eher am oberen oder am unteren Ende befindet.

Häufig sind es lokale Windsysteme oder eben der orographische Höhenunterschied, die für größere Temperaturunterschiede sorgen, oft hat aber auch die Bebauung einen wesentlichen Einfluss.

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Küstenregionen. Größere Gewässer wie Nord-und Ostsee sind in ihrem Temperaturverlauf nur sehr träge und brauchen im Sommer längere Zeit um sich zu erwärmen bzw. im Winter lange um sich abzukühlen. Weht der Wind nun in den Küstenregionen vornehmlich vom Meer, so wird das Temperaturniveau dort wesentlich von der Wärme der Wasserflächen beeinflusst. Im Sommer führt dies häufig dazu, dass es entlang der Küsten trotz eitlem Sonnenschein eher etwas kühler bleibt, während in den Wintermonaten die Minima deutlich milder sind, als im Binnenland.

An Hochdrucktagen stellt zudem das Land-See-Windsystem ein. Tagsüber erwärmt sich das Land rasch, während das Wasser nur wenig oder gar nicht wärmer wird. Die wärmere Luft steigt auf und um diesen Verlust auszugleichen, muss der Wind vom Wasser her wehen. Das führt wiederrum dazu, dass sich gerade im Sommer häufig im Tagesverlauf eine kühlende Brise einstellt. Nachts kehren sich die Verhältnisse um. Die Landflächen kühlen ab, sodass das Wasser wärmer ist. Nun steigt dort die Luft auf und als Ausgleich weht der Wind vom Lande her. Das Seeklima führt übrigens auch dazu, dass es am Meer im Allgemeinen sonniger ist. Die Ostseeinseln sind die sonnigste Region in ganz Deutschland. Die eher kühleren Meeresflächen verhindern den Temperaturunterschied zwischen Boden und Luft und unterdrücken damit die Wolkenbildung. Im Winter stellt sich bei Kaltluftausbrüchen dann das gegenteilige Phänomen ein, wenn sich gestützt durch das warme Wasser über dem Meer häufiger Schauer und Gewitter ausbilden oder stationäre Schauerstraßen manchmal für reichlich Neuschnee in den Küstenregionen sorgen können.

Örtliche Schwankungen ergeben sich aber auch zwischen Land und Stadt. In den urbanen Regionen dienen die Häuser und die vielen Betonflächen als Wärmspeicher. Das führt vor allem dazu, dass nach heißen Sommertagen die Temperatur dort in den Nächten nur langsam zurückgeht, was die Wärmebelastung noch verstärkt. Im Extremfall können sich vor allem eingangs der Nacht bis zu 10 Grad Unterschied zwischen Stadt und Land ergeben. Durch die Versiegelung fehlt es auch an natürlicher Abkühlung durch Verdunstungseffekte und außerdem erhitzen sich Materialien wie Stein, Stahl und Asphalt in der Sonne viel stärker, als die Vegetation. Die vielen Glasflächen, die das Sonnenlicht reflektieren führen zusätzlich zu einer Belastung. Die starke Überhitzung der Städte führt im Übrigen auch zu dem Effekt, dass sich im Vergleich zum Umland bei ruhigen Hochdrucklagen im Mittel mehr Wolken bilden und die Niederschlagsmenge erhöht ist. Das liegt ganz einfach daran, dass sich über den Ballungszentren ein lokales Hitzetief bilden kann und die heißen Luftmassen dort verstärkt aufsteigen. Denn heißere Luftmassen haben eine geringere Dichte und sind damit leichter als kältere Luft. Nicht ungewöhnlich ist in diesem Zusammenhang auch der Effekt, dass ein ursprünglicher Schauer direkt bei der Überquerung der Stadt zu blitzen beginnt oder ein zunächst harmloses Gewitter sich deutlich verstärkt.



Zur Wochenmitte wird es in Deutschland wieder hochsommerlich warm, sodass man bei Interesse das Mikroklima für den eigenen Wohnort und die Umgebung mal genauer unter die Lupe nehmen und nach den oben beschriebenen Unterschieden suchen kann. Was gibt es bei Ihnen für besondere lokale Phänomene? Für die Nicht-Hitzefreunde sei im Übrigen ein Ausflug vom Stadt- in das Waldklima empfohlen. Wenn man mal von den Mücken absieht, lässt sich eine Hitzewelle dort deutlich besser aushalten.



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