Alarmstufe Rot auf Bali: Ein Vulkan spuckt Feuer und Asche und droht das eigentliche Urlaubsparadies Bali zur "Hölle auf Erden" zu verwandeln. Nach den Ausbrüchen Ende November, hat sich "Gunung Agung", was auf Indonesisch so viel heißt wie "großer Berg", zwar wieder beruhigt, doch Experten bezeichnen diese Ruhe als trügerisch, könne doch bald schon ein weiterer gewaltiger Ausbruch folgen. Laut nationaler Katastrophenschutzbehörde gilt demnach weiterhin die höchste Alarmstufe Rot. Das Gebiet um den Krater herum wurde zur Sperrzone deklariert, 100.000 Menschen evakuiert.
Mount Agung seemed calm today, but as the last sun rays hit, the ash cloud turned bright pink. A magnificent 30 second light show. #MountAgung #GunungAgung #BaliVolcano #eruption #balisunset pic.twitter.com/TbQ20wa214
— Ineke Willeboordse (@Iwilleboordse) 30. November 2017
Vulkanausbrüche bleiben aber nicht immer nur ein lokales geologisches Phänomen, das eine direkte Bedrohung für die in unmittelbarer Nähe lebenden Menschen darstellt. Die gewaltigsten Eruptionen explosiver Vulkane können mitunter zu einem Ereignis globaler Dimension werden - nämlich dann, wenn sie ihre "Macht" ausspielen, das Klima temporär beeinflussen zu können.
Es ist sicherlich noch viel zu früh, im Falle des Vulkans "Agung" von einem drohenden globalen, klimabeeinflussenden Ereignis zu sprechen. Denn dafür benötigt es einen außergewöhnlich intensiven und explosiven Ausbruch, mit dem gewaltige Mengen Asche und Gase bis in die Stratosphäre, also bis mindestens 15 km Höhe, eingetragen werden. Dort kann sich das Gemisch viel länger halten, als in der darunter liegenden Troposphäre, und sich so in "aller Seelenruhe" durch die großräumigen Luftzirkulationen über den ganzen Globus verteilen. In der viel "lebendigeren", da von regem Massenaustausch in der Senkrechten charakterisierten Wetterschicht sorgen verschiedenste Phänomene nämlich dafür, dass das Asche-Gas-Gemisch aus der Luft ausgetragen, durch Niederschlagsprozesse beispielsweise binnen weniger Tage ausgewaschen wird.
In der viel "trägeren" Stratosphäre spielt schließlich das Schwefeldioxid als gasförmiger Bestandteil des durch den Vulkan ausgestoßenen Materials die Schlüsselrolle. Durch chemische Reaktionen entstehen aus diesen Schwefelgasen sog. Sulfat-Aerosole, das sind winzige feste Teilchen, die die Sonnenstrahlung ziemlich effektiv reflektieren und absorbieren können, bevor sie die Erdoberfläche erreicht. Weniger Sonnenstrahlung auf der Erdoberfläche bedeutet, dass sich diese und auch die darüber liegende Luft nicht mehr im gleichen Maße erwärmen kann wie zuvor - das Klima kühlt ab. Es sind also nicht, wie man meinen könnte, die mit bloßem Auge sichtbaren Asche- bzw. Rußpartikel, die den entscheidenden klimabeeinflussenden Faktor bei Vulkanausbrüchen darstellen. Zwar sind die riesigen Aschewolken auch ein ziemlich effektiver "Sunblocker", doch ihre Verweilzeit ist selbst in der Stratosphäre verhältnismäßig kurz. Es ist die Menge an ausgestoßenem Schwefeldioxid und die sich daraus entwickelnden, über mehrere Jahre in der Stratosphäre verbleibenden Sulfat-Aerosole, die das Klima beeinflussen.
Doch nicht nur die Menge an Schwefeldioxid ist entscheidend, sondern auch die geographische Position, an der sich der Vulkanausbruch ereignet. So sind Eruptionen in Äquatornähe besonders wirkungsvoll beim Abkühlen des Klimas. Denn von dort aus verteilt die globale Zirkulation das ausgestoßene Material sowohl über die Nord- als auch die Südhemisphäre.
Als Beispiele solcher klimabeeinflussender Vulkanausbrüche können Tambora (1815), Krakatoa (1883), Mount St. Helens (1980), El Chichon (1982) und Pinatubo (1991) angeführt werden. In der Folge des Ausbruches des Pinatubo 1991 sank die globalgemittelte Temperatur ein Jahr später um 0,5 Grad, was sich wenig anhört, im Maßstab des globalen Klimasystems aber wirklich enorm ist und mitunter gewaltige Auswirkungen auf die regionale Witterung hatte.
Die letzten Eruptionen am "Gunung Agung" erreichten eine Höhe von ca. 10 km. Um einen signifikanten Eintrag an Gas in die Stratosphäre zu erzielen, muss die Eruptionssäule aber eine Höhe von mindestens 15 km erreichen. Tut sie das, hat "Agung" aufgrund seiner günstigen Position auf gerade einmal 8 Grad südlicher Breite durchaus das Potential über einige Jahre ein entscheidender Klimafaktor zu werden. Auf jeden Fall darf sich der Vulkan auf Bali der Aufmerksamkeit von Geologen und Klimaforschern weiter gewiss sein.