In Kalifornien spielen sich zurzeit schlimme Szenen ab. In den Bezirken Santa Barbara und Ventura im Süden des US-Bundesstaates brennen Wälder, Büsche, Wiesen und sogar ganze Siedlungen auf einer Fläche von mehr als 900 Quadratkilometern - das entspricht in etwa der Fläche Berlins. Damit wuchsen die Waldbrände zu den fünftgrößten der Geschichte an. Insgesamt gefährden die Brände rund 20 000 Gebäude, knapp 1000 wurden bereits zerstört, was sie zu den zehnt-zerstörerischsten in der langen Waldbrand-Historie Kaliforniens machen. Der finanzielle Aufwand, der für den Kampf gegen das Feuer bis dato geleistet wurde, beläuft sich auf fast 40 Millionen Dollar. Und ein Ende scheint nicht absehbar.
Waldbrände in Kalifornien sind nüchtern betrachtet nicht mal etwas Ungewöhnliches. Das Klima nahe der südkalifornischen Küste kann als "Mittelmeerklima" klassifiziert werden. Trocken-heißen Sommermonaten stehen also feucht-milde Wintermonate gegenüber. Dies führt dazu, dass die Flora im Herbst besonders ausgetrocknet ist. Dazu kommt ein vornehmlich im Spätherbst und Winter regelmäßig in Erscheinung tretender, trocken-warmer Föhnwind namens "Santa-Ana-Wind". Er ist Resultat von Luftströmungen, die vom hochgelegenen Großen Becken zwischen den Rocky Mountains und der Sierra Nevada Richtung Pazifik gerichtet sind. Die anfänglich kalte, nach Überquerung der Mojave-Wüste aber bereits sehr trockene und "schwere" Luft fällt auf ihrem Weg zur Küste schnell und stark ab, erwärmt sich dabei und wird durch enge Canyons sogar noch beschleunigt. Dieser nun extrem trockene Wind entzieht der Flora weiter Wasser. Die Kombination von Trockenheit, Hitze und auflebenden Santa-Ana-Winden machen Kalifornien besonders im Herbst anfällig für Waldbrände.
Warum aber sind die derzeitigen Waldbrände so gewaltig? Natürlich liegt der Verdacht nahe, dass ganz besondere meteorologische Bedingungen die Ausbreitung der Brände begünstigen. Tatsächlich beobachten die Meteorologen vor Ort ein nicht ungewöhnlich starkes, aber sehr langanhaltendes "Santa-Ana-Wind"-Event. Bereits am 4. Dezember fachten kräftig auflebende und ablandige Winde erste größere Waldbrände nördlich von Santa Paula an. Die Winde halten mit wechselnder Intensität bis heute an und die Meteorologen des amerikanischen Wetterdienstes gehen davon aus, dass sie auch bis zum kommenden Wochenende nicht gänzlich abflauen werden. Damit würde die laufende Periode ablandiger Winde zu den längsten seit Beginn der Aufzeichnungen 1948 gehören. Darüber hinaus setzte der ersehnte und im Dezember eigentlich typische Winterregen noch nicht ein. Somit trifft die immer noch ausgetrocknete Natur auf die "Hochsaison" der Santa-Ana-Winde - eine wahrlich explosive Kombination.
Crews battling wildfires ravaging southern California for a week have managed to slow the spread of the worst of the blazes but the biggest, 'Thomas' fire, which has charred nearly 95,000 hectares of land, remains only 20% contained https://t.co/vGG3hDFW78 pic.twitter.com/sscpxqoLr9
— AFP news agency (@AFP) 13. Dezember 2017
Es sind aber nicht nur natürliche Faktoren, die die Waldbrände zu historischen machen. Sie sind sehr wohl auch das Produkt menschlichen Handelns. Da wären zum einen die immer stärker wachsenden und zahlreicher werdenden Siedlungsräume in den bewaldeten Gebieten zu nennen. Verständlicherweise ziehen diese Siedlungen die Aufmerksamkeit der Feuerwehr auf sich. Während sich der Katastrophenschutz vornehmlich auf den Schutz dieser Siedlungen und der in ihnen lebenden Bevölkerung konzentriert, können sich die Brände im Umland quasi ungehindert ausbreiten. Des Weiteren macht sich der globale und erwiesenermaßen auch durch den Menschen mitverursachte Klimawandel in Kalifornien besonders bemerkbar, indem dort warme Phasen immer wärmer und länger werden und somit den Effekt von Trockenperioden deutlich verstärken. Glaubt man den meisten Klimamodellen, ist in Zukunft aufgrund von Änderungen in der großräumigen Luftzirkulation zudem mit einer tendenziellen Verlängerung eben jener Trockenperioden zu rechnen. Waldbrände würden demnach nicht nur häufiger werden, sondern auch immer weiter nordwärts ausgreifen.
Am Ende bleibt zu erwähnen, dass es sagenhafte 95 % der Waldbrände völlig unabhängig von den natürlichen Begebenheiten ohne den Menschen erst gar nicht geben würde. Es ist nämlich genau der Anteil der weltweit dokumentierten Brände, der WWF-Studien zufolge auf vorsätzliche Brandstiftung und Fahrlässigkeit von Menschen zurückzuführen ist. Angesichts der schlimmen Bilder aus Kalifornien erübrigt es sich an dieser Stelle, an Vernunft und gesunden Menschenverstand zu appellieren.