Ein Großteil der Bevölkerung wird aufgrund der umfassenden medialen Berichterstattung wahrscheinlich bestens über das Weihnachtswetter Bescheid wissen. Jetzt könnte es aber sein, dass die gebietsweise trüben Bedingungen und die milden Temperaturen sowie die meist schneelose Landschaft nicht jedermanns Idealvorstellung von Weihnachten entspricht, allerdings sollten auch die positiven Seiten dieser Wetterlage gewürdigt werden.
Guten Morgen! Heute noch, dann ist es geschafft. Dann bleibt es laaaaangsam wieder jeden Tag ein bisschen länger hell. #Wintersonnenwende pic.twitter.com/Tv7ycdFytn
— Deutschlandfunk Nova (@dlfnova) 21. Dezember 2017
Wie wäre es denn, wenn der Winter gerade jetzt zeigen würde was er prinzipiell kann? Würde das Weihnachtsfest wirklich besinnlich verlaufen, wenn beispielsweise kräftige Schneefälle den Verkehr in den Ballungsräumen komplett lahmlegen würden? Wie wäre wohl die Stimmung bei den Heimreisenden, wenn an den Großflughäfen aufgrund schwieriger Witterungsverhältnisse nur die Hälfte aller Flugbewegungen abgewickelt werden könnten? Ein intensiver Sturm würde der Weihnachtsharmonie wahrscheinlich auch etwas abträglich sein, insbesondere wenn die Gestrandeten den Heiligen Abend an einem entlegenen Bahnhof verbringen müssten. Diese Szenarien sind aber dieses Jahr nicht zu erwarten, allenfalls der Wind frischt im Norden und Osten mit starken bis stürmischen Böen etwas auf.
Kompensieren Sie doch den fehlenden Schnee mit dem Zauber der kommenden, im Jahreskreis ganz besonderen Nächte. Diese gehören zu den längsten Nächten des Jahres, denn die Zunahme der Tageslichtdauer seit der Wintersonnenwende am 21.12. kann noch nicht richtig wahrgenommen werden. Im europäischen, aber speziell im alpenländischen Brauchtum werden den zwölf Nächten zwischen dem ersten Weihnachtstag und dem Fest "Erscheinung des Herrn" am 06. Januar (Heilige Drei Könige) ganz besondere Bedeutung zugemessen. Daher hat sich für diese Periode der Begriff "Rauhnächte" entwickelt, die regional bereits mit der sogenannten "Thomasnacht" (meist längste Nacht des Jahres) am 21.12. beginnen.
Die Tage um Weihnachten und Neujahr gehörten für unsere Vorfahren jedenfalls zu einer besonders herausfordernden Zeit. Wenn bei lang anhaltender Dunkelheit Schneestürme über das Land fegten und die Temperaturen weit im negativen Bereich lagen, konnten die herrschenden Umweltbedingungen durchaus als bedrohlich empfunden werden. Nicht umsonst ranken sich auch viele Sagen um genaue jene Zeit, in der Dämonen, Trolle, Elfen und Geister ihr Unwesen treiben sollen. Umso mehr gab es in der Bevölkerung großes Aufatmen, wenn die Tage wieder länger wurden und die Sonne langsam an Kraft gewinnen konnte.
Aus diesen Gründen entwickelten sich besonders im Alpenraum Brauchtümer, die bis in die heutige Zeit am Leben erhalten worden sind. In den Rauhnächten finden beispielsweise in den alpennahen Gebieten Bayerns sowie im angrenzenden Österreich in vielen Orten sogenannte "Perchtenläufe" statt. Ein Teil der verkleideten Gestalten trägt aus Holz geschnitzte, furchteinflößende Masken und langhaarige Tierfelle (sogenannte "Schiechperchten"). Diese verkörpern den für die Menschen bedrohlich erscheinenden Winter. Ihre Gegenspieler sind die mehr Farben tragenden "Schönperchten", die den Frühling repräsentieren sollen. Ganz besonders bekannte Schönperchten sind die "Glöckler", die vor allem im Salzkammergut die Brauchtumsumzüge prägen. Entscheidend bei den Gewändern der Perchten sind aber jedenfalls die reichlich vorhandenen Glocken, die die bösen Geister des Winters austreiben sollen.
Früher oder später hat aber noch jedes Jahr der Frühling den Winter abgelöst. Dieser Zeitpunkt ist aber bekanntlich kalendarisch nicht exakt festgelegt. Sollte es soweit sein, wird es wahrscheinlich ein Thema des Tages sein. Bis dahin dauert es aber sicherlich noch einige Wochen.