Facebook Twitter
Drucken
03. Februar 2018 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Wintermonsun im Malaiischen Archipel

Wintermonsun im Malaiischen Archipel

Datum 03.02.2018

Während der "Nordostmonsun" auf dem Festland Südostasiens als eher trocken und mild bis kühl daher kommt, bringt er der Inselwelt des Malaiischen Archipels auch im nordhemisphärischen Winter z.T. ergiebigen Regen. Überhaupt ist das Klima der Region hinsichtlich seines Niederschlagsregimes recht vielgestaltig und lässt sich nicht so einfach wie anderswo in den Tropen oder Subtropen in "Regen- oder Trockenzeit" einordnen.

Monsune sind großräumige, mit beständigen Winden einher gehende Strömungen in den Tropen und niederen Subtropen mit halbjährlichem Richtungswechsel. Im Kontext der globalen Zirkulation der Atmosphäre sind es Passate mit jeweils unterschiedlichen Hauptwindrichtungen im Sommer- bzw. im Winterhalbjahr. Der Begriff Monsun geht auf das arabische Wort Mausim zurück, was schlichtweg "Jahreszeit" bedeutet. Um die Kriterien für ein Monsunsystem zu erfüllen, sollten die Winde zwischen Januar und Juli um mindestens 120° drehen, wobei eine mittlere Windrichtung zu mehr als 60% der Zeit vorherrschen muss und die Geschwindigkeit mindestens 3 m* s-1 erreicht. (Chromov-Ramage-Monsunkriterium)


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Ursache der Monsune ist die Verlagerung der innertropischen Konvergenzzone (engl. Abk. ITCZ) mit dem Sonnenstand im Verlaufe des Jahres. Dabei stellt die ITCZ einen durch Erwärmung der bodennahen Luftschichten und aufsteigende Luftbewegung verursachten, weltumspannenden Tiefdruckgürtel dar, in dessen Einflussbereich im Bodenniveau die nördlichen und südlichen Passatwinde zusammentreffen und der aufgrund der thermischen Trägheit des Untergrundes dem Sonnenhöchststand um etwa vier Wochen nachläuft. Die ITCZ ist meist mit der Bildung hoch reichender Quellwolkenkomplexe sowie wolkenbruchartigen Regenfällen ("Zenitalregen") verbunden.

Ein weiterer Einflussfaktor für die Ausprägung von Monsunsystemen ist die Land-Meer-Verteilung, die besonders auf der Nordhalbkugel mit ihrem höheren Anteil an Landoberflächen von Bedeutung ist. Aufgrund der geringeren Wärmekapazität und -leitfähigkeit erwärmen sich Landoberflächen gegenüber Wasseroberflächen unter identischen Strahlungsbedingungen um ein Vielfaches und kühlen sich andererseits viel schneller ab. Thermische Unterschiede bewirken stets auch Luftdruckunterschiede, die letztendlich durch Massentransport in Form von Wind ausgeglichen werden. Insbesondere in Süd- und Südostasien, aber auch in Westafrika, findet man klimabestimmende regionale Monsune.

Im nordhemisphärischen Winter befinden sich die innertropische Konvergenzzone und die damit verbundene Tiefdruckrinne etwa über dem Malaiischen Archipel, die asiatischen Landmassen sind gegenüber den südlichen Meeren vergleichsweise kalt, dort herrscht im Bodenniveau hoher Luftdruck. In der Troposphäre entsteht eine Zirkulation, bei dem in Bodennähe Luft vom asiatischen Kontinent südwärts strömt. Da infolge der Coriolis-Kraft großräumige Horizontalbewegungen auf der Nordhalbkugel nach rechts, auf der Südhalbkugel nach links abgelenkt werden, wird der "Wintermonsun" zum Nordostmonsun. Dort, wo er größtenteils über Land weht, ist "kühl" bzw. mild, niederschlagsarm und bewirkt die etwa von Oktober/November bis März/April dauernde "Trockenzeit".

Weiter südlich, über den 27 °C bis 30 °C warmen Meeresoberflächen des Malaiischen Archipels sowie des Südchinesischen Meeres, kann sich die anfangs milde und trockene Monsunluft erwärmen und mit Wasser anreichern, so dass sich der Nordostmonsun auf den Inseln und Halbinseln der Region zum feucht-warmen Regenspender entwickelt. Das Klima ist insgesamt ganzjährig heiß und feucht bei mittleren Jahresniederschlägen von mindestens 2000 L/m², wobei sich, je nach Lage im Luv oder Lee von Inseln und Gebirgsketten, ein durchaus kompliziertes Niederschlagsregime mit unterschiedlichen Hauptregenperioden im Verlaufe des Jahres ausprägt. Beispielsweise fällt im thailändischen Badeort Phuket an der Westküste der Malaiischen Halbinsel der meiste Regen etwa von Mai bis November. An den Nord- und Ostküsten der malaiischen Inselwelt regnet es dagegen meist von Oktober bis März besonders intensiv.

Die unten stehende Karte Südostasiens, unterlegt mit einem infraroten Satellitenbild (10,8 µm), zeigt vierundzwanzigstündige Niederschlagsmengen in ganzen Litern pro Quadratmeter [L/m² = mm] vom heutigen Sonnabend, den 03.02.2018, um 00:00 Uhr UTC. Außerdem sind die zum selben Zeitpunkt vom europäischen Vorhersagemodell (ECMWF) an den Gitterpunkten berechneten Windvektoren, mit dem Betrag der Windgeschwindigkeit in Knoten (engl. Einheitenzeichen [kt], lange Fieder = 10 kt, kurze Fieder = 5 kt, 1 kt = 1,852 km/h) sowie der Windrichtung, auf der bodennahen 1000-hPa- Hauptdruckfläche eingezeichnet. (http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/02/03.html)

Wie man sieht, weht besonders über dem Südchinesischen Meer ein mit bis zu 30 Knoten (knapp 56 km/h) recht straffer Nord- bis Nordostwind und vielerorts in der Region bewirkt die hoch reichende Konvektion ergiebige, teils schauerartige oder gewittrige Niederschläge. Spitzenreiter in der heutigen Statistik ist die malaysische Station Kuching (Bundesstaat Sarawak; 01°34'N, 110°21'E; 27 m Höhe), wo innerhalb von 36 h bis heute 06:00 Uhr UTC 193 mm Regen fielen. In Kuching herrscht "immerfeuchtes, tropisches Regenwaldklima" (Klimatyp Af nach der Klassifikation von Köppen und Geiger). Bei einer mittleren jährlichen Niederschlagssumme von über 4100 mm an durchschnittlich 247 Regentagen ist Kuching der feuchteste, dauernd bewohnte Ort Malaysias.



© Deutscher Wetterdienst