Der meteorologische Frühling ist mittlerweile halb vorüber, denn am ersten Juni beginnt für uns Meteorologen der Sommer. Aber bereits in der vergangenen Woche konnte man anhand zahlreicher Gewitter mit Sturmböen, Starkregenfällen und Hagel sehen, welche Energie in unserer Atmosphäre steckt. Denn die Sonne kann schon richtig schön heizen. So gab es am vergangenen Wochenende mit Tageshöchstwerten von bis zu 27 Grad Celsius einen kleinen Vorgeschmack auf den bevorstehenden Sommer.
Bei aller Vorfreude auf die warme Jahreszeit und die vielen möglichen Outdooraktivitäten steigt nun auch wieder die Gefahr kräftiger Gewitter. So sollte man bei längeren Aufenthalten im Freien vorab einen kurzen Blick auf die Wettervorhersage werfen. Werden Gewitter vorhergesagt, lohnt sich hin und wieder ein Blick in den Himmel sowie auf das Niederschlagsradar, um sich entwickelnde und ziehende Gewitterzellen erkennen zu können. Denn wird man in der Natur von einem kräftigen Gewitter überrascht, können Blitzschlag, Sturm- oder gar Orkanböen, heftiger Starkregen oder Hagel zur Gefahr für Leib und Leben werden.
Bei der Entstehung von Gewittern spielen mehrere Faktoren eine Rolle, was den zugrunde liegenden Mechanismus sehr kompliziert gestaltet. Grundsätzlich muss die Atmosphäre sehr feucht und energiegeladen sein. Des Weiteren wird ein Hebungsantrieb benötigt, der die energiereiche Luftmasse in die Höhe befördert. Die Hebung kann zum Beispiel dynamisch an einer Luftmassengrenze stattfinden oder aber die Luft wird an Gebirgen zum Aufsteigen gezwungen. Bei den sogenannten "Wärme- oder Hitzegewittern" heizt die Sonne die bodennahe, schwül-warme Luftmasse auf. Diese wird immer leichter, je wärmer sie wird, bis sie schließlich rasch in die Höhe aufsteigt.
Durch das rasante Aufsteigen im sogenannten Aufwindbereich wird die Luft schnell abgekühlt, sodass es zur Kondensation des Wasserdampfes und entsprechend zur Quellwolkenbildung kommt. Liegt ausreichend Energie vor, können sich die Quellwolken immer weiter auftürmen und zu einer hochreichenden Gewitterwolke, einem sogenannten Cumulonimbus, heranwachsen. Im Aufwindbereich werden dabei sehr viele Wassertröpfchen und Eispartikel mit Geschwindigkeiten von teils über 200 Stundenkilometern in eisige Höhen, zum Teil über 10 km, katapultiert, um anschließend wieder in Richtung Erde zu fallen. Auf ihrem Weg durch die Gewitterwolke stoßen sie dabei aneinander, wodurch es zu einer elektrischen Ladungstrennung innerhalb der Wolke kommt. So entstehen zum einen positive Ladungen, die sich im oberen Bereich der Wolke ansammeln, zum anderen konzentrieren sich negative Ladungen im unteren Teil. Die Spannungen sind dabei erheblich und können bis zu 1.000.000.000 Volt betragen. Erreicht der Ladungsunterschied einen kritischen Wert, entstehen Blitze, die die Spannungen wieder ausgleichen.
Und wie sieht es in den kommenden Tagen mit der Gewittergefahr aus? Am heutigen Sonntagnachmittag ist die Gewittergefahr sehr gering, nur im Westen und Norden, zum Abend hin auch im Schwarzwald können einzelne kurze Gewitter nicht ganz ausgeschlossen werden. In der Nacht zum Montag kommt dann im Südosten schauerartiger Regen auf, der auch mit einzelnen Gewittern durchsetzt sein kann.
Auch am Montag muss weiterhin mit Gewittern gerechnet werden. Während im Norden und der Mitte Deutschlands nur eine geringe Gefahr von Gewittern besteht (meist sollten sich die dort aufkommenden Schauer nicht elektrisch entladen), muss südöstlich einer Linie vom Bodensee über Franken bis zur Lausitz durchaus mit dem einen oder anderen Gewitter mit Starkregen gerechnet werden. In der Nacht zum Dienstag klingen die Schauer und Gewitter dann allmählich ab und nachfolgend stellt sich ruhiges und warmes Frühlingswetter ein.