Wie und warum verschlägt es einen Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst eigentlich in die Antarktis? Nach dem DWD-Gesetz, das die Aufgaben und Anforderungen an den Deutschen Wetterdienst beschreibt, muss die Erbringung meteorologischer Dienstleistungen für Kunden oder Nutzer insbesondere auch auf dem Gebiet der Wissenschaft sichergestellt sein. Hier kommt das Alfred-Wegener-Institut (AWI) ins Spiel, das unter anderem mit dem Forschungsschiff "FS Polarstern" sowie der Neumayer Station III in der Antarktis als international anerkanntes Kompetenzzentrum aktive Polar- und Meeresforschung betreibt. Präzise Wettervorhersagen, die von einem speziell trainierten Kompetenzteam der Seeschifffahrtsberatung in Hamburg erstellt werden, sind dabei für die effiziente Planung und sichere Durchführung der unterschiedlichsten Projekt- und Forschungsvorhaben essentiell. Insbesondere in den Einsatzgebieten der polaren Breiten, in denen bei ohnehin extremen Wetterbedingungen auch die ausgedünnte Datenlage (geringe Stationsdichte, zeitlich inhomogene Satellitenprodukte, kaum verfügbare hochauflösende Wettermodelle) erschwerend hinzukommt, ist gerade der Erfahrungsschatz der Meteorologen von noch größerer Bedeutung.
Bezogen auf die Wettervorhersage in der Antarktis beschränkt sich unser Service aber nicht nur auf das unmittelbare Umfeld der Neumayer-Station, sondern stellt sogar den deutschen Beitrag im gesamten Königin-Maud-Land (norwegisch: Dronning Maud Land) dar. In diesem Teil des antarktischen Kontinentes, der sich zwischen 20 Grad West und 45 Grad Ost sowie von der Schelfeiskante im Norden bis etwa 85 Grad Süd erstreckt (vgl. Bild rechts oben vom Thema des Tages 04.04.2018), koordinieren verschiedenste Nationen (u.a. Norwegen, Russland, Indien, Japan, etc.) ihre Forschungsaktivitäten. Mit einer Gesamtfläche von rund 2,7 Mio. Quadratkilometern entspricht das Vorhersagegebiet mehr als der siebenfachen Größe der Bundesrepublik und das - wie erwähnt - bei deutlich reduzierter Datenmenge und -qualität.
Die meteorologische Beratung vor Ort betrifft prinzipiell alle wetterrelevanten Außenaktivitäten, unabhängig ob mit logistischem oder wissenschaftlichem Hintergrund. Beginnend beim Interkontinentalflug von Kapstadt/Südafrika in die Antarktis hinein, über innerantarktische Verteilerflüge, Schiffsentladungen, Meereisberatungen, Traversen bis hin zu Wettervorhersagen im Stationsumfeld, die Bandbreite ist riesig. Gearbeitet wird von der Neumayer-Station aus, in der der Vorhersagemeteorologe ein eigenes Büro mit bestmöglicher Infrastruktur gestellt bekommt (siehe Anlage links oben). Dadurch kann zum einen der innerantarktische Erfahrungsschatz vor Ort sukzessive erweitert werden und zum anderen die immens wichtige "face-to-face" Beratung mit Hauptnutzern wie Logistikern und Piloten in individuellen Wetterbriefings gepflegt werden.
Wie Sie im gestrigen Thema des Tages erfahren haben, liegt in den plötzlich umschlagenden Wetterbedingungen bis hin zum White Out die größte meteorologische Gefahr. Dieses Alleinstellungsmerkmal der polaren Breiten macht die Vorhersage von Horizont- und Kontrastverhältnissen erforderlich. Die Definierbarkeit der Horizontlinie sowie des Bodenkontrasts lässt sich in vier Zustände unterteilen (gut, mäßig, schlecht, nicht vorhanden). Ein komplexes Zusammenspiel aus Bewölkung (Art, Bedeckungsgrad, Untergrenze, Mächtigkeit), Niederschlag, Wind und Sonneneinstrahlung bestimmt dabei den Zustand, wobei die Übergänge fließend sind (siehe Anlage). Sie können sich also vorstellen, wie diffizil die Vorhersage und Entscheidungsfindung in der Regel aussieht.
Für weitere Informationen zu diesem Thema sei Ihnen folgender Bereich unserer Homepage nähergelegt:
Falls Sie während der neuen Saison (Beginn: Ende Oktober/Anfang November 2018) einmal in unseren Produkten "schmökern" wollen, können Sie das jederzeit unter folgender Adresse tun: