Folgende Nachricht gingen jüngst über die Agenturen: Mitte vergangener Woche gab es bei Sandstürmen in Nordindien mehr als 100 Tote. Am stärksten betroffen war der Bezirk Agra (bekannt durch das weltberühmte Bauwerk Taj Mahal) im Bundesstaat Uttar Pradesh. Laut Behördenangaben gehörten diese Extremereignisse zu den folgenschwersten, derartigen Unwettern in den vergangenen Jahrzehnten. Was war geschehen?
Mit steigendem Sonnenstand stellt sich im "indischen Sommer", wie diese "Prä-Monsunphase" auch genannt wird, die atmosphärische Zirkulation über dem indischen Subkontinent vom Strömungsmuster des Winterhalbjahres zum Sommermonsunregime um. Während das Himalaya-System und das Hochland von Tibet noch kalt sind, liegt weiter südlich die subtropische Warmluftmasse, so dass in der mittleren Troposphäre über Südasien eine Westwinddrift vorherrscht.
Durch die intensive Sonneneinstrahlung werden die unteren Luftschichten vor allem über dem Ganges-Delta aber auch über Nordindien stark erhitzt, labilisiert und bei Überlagerung der bodennahen Warmluft mit Kaltluft in der Höhe bilden sich gewittrige Störungen, die besonders über Bengalen recht heftige Entwicklungen aufweisen und organisierte Formen wie Squall-Lines oder Gewittercluster annehmen.
Folglich gab es in den letzten Tagen im Bereich des Golfes von Bengalen regional schwere Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen. Mitte vergangener Woche waren ähnlich heftige Gewitter bzw. deren Böenfronten (engl. "Squall Lines") Auslöser für die verheerenden Sandstürme in Rajasthan und Uttar Pradesh.
Ein hoch aufgelöstes Satellitenbild, aufgenommen mit dem abbildenden Spektroradiometer MODIS (Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer) auf dem polarumlaufenden, sonnensynchronen Erdbeobachtungssatelliten "Terra", vom 03.05.2018, finden Sie unten. Man sieht einen mächtigen Gewitterkomplex über dem Schwemmland des Flusses Yamuna, dessen obere Teile mit der Höhenströmung südostwärts driften.