Gleich drei Jubiläen
Der Hausherr und Vorstand des Internationalen Maritimen Museums (IMMH), Peter Tamm, begrüßte die 150 geladenen Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Partnerorganisationen und betonte, es gebe gleich drei Jubiläen zu feiern: Vor zehn Jahren hielt sein Vater die Eröffnungsrede für das IMMH. Vor 140 Jahren war der Kaispeicher als zehnstöckiges Backsteingebäude fertiggestellt worden, in dem sich das Meseum heute befinde, und vor 150 Jahren eröffnete Wilhelm von Freeden die Norddeutsche Seewarte. "Was wäre die Menschheit ohne Schifffahrt? Ohne Schifffahrt hätte es über Jahrtausende hinweg keine Begegnung von Menschen an den jeweiligen Ufern gegeben, ob es Inseln waren oder Erdteile." - zitierte Peter Tamm aus der Rede seines Vaters von vor zehn Jahren. Beim Betrachten der Exponate gehe es nicht allein um Bewahren, sondern auch darum, Erkenntnisse für die Zukunft zu gewinnen.
Forschung und praktischer Nutzen
Eine kurze Reise durch die Geschichte der Norddeutschen Seewarte sowie ihrer Nachfolgeorganisationen unternahm Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, in seinem Grußwort. Grundlagenforschung in Kombination mit praktischer Anwendung und dem Nutzen für die Wirtschaft seien das Erfolgsrezept der Einrichtungen, die damit auch die Modernität und Wettbewerbsfähigkeit der Stadt stärkten. "Die Norddeutsche Seewarte hat im Deutschen Wetterdienst und im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie würdige Nachfolger gefunden. Beide sind aus Hamburg nicht mehr wegzudenken und auf ihrem Gebiet wegweisend. Sie sind Teil der Geschichte unserer Stadt und bereichern sie bis heute", mit diesen Worten schloss Hamburgs Erster Bürgermeister seine Grußadresse.
"mit hingebendem Gemeinsinn"
Die meteorologischen und meereskundlichen Aufgaben sowie die Sicherheit in der Seeschifffahrt stellte der Parlamentarische Staatssekretär Enak Ferlemann in den Vordergrund seiner Festansprache. "Die Geschichte der Norddeutschen Seewarte enthält viele wichtige Meilensteine, nicht nur für den maritimen Bereich, sondern auch für die Meteorologie insgesamt", so Enak Ferlemann. Als Beispiele nannte er die erste tägliche Wetterkarte, das Warnwesen oder die internationale Zusammenarbeit. Wilhelm von Freeden habe die Reeder aufgefordert, "mit hingebendem Gemeinsinn und verständiger Einfügung in ein gemeinsames System Beobachtungen weiterzugeben und damit die Kenntnis von ozeanischen Strömungen und Winden, den Eigentümlichkeiten der Gezeiten, den Missweisungen des Kompasses, gefährlichen Gleichgewichtsstörungen der Atmosphäre bekanntzugeben", zitierte Enak Ferlemann den Gründer der Norddeutschen Seewarte. Dies sei für seine Zeit visionär gewesen.
"Weiter so!"
Beim abschließenden Round-Table der gut einstündigen Festveranstaltung verknüpfte der Moderator Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblattes, locker-launig politische Themen mit den Arbeitsbereichen der beteiligten Institutionen. Als Gesprächspartner standen neben Monika Breuch-Moritz, Präsidentin BSH, und Prof. Dr. Gerhard Adrian, Präsident DWD, der Vizepräses der Handelskammer Hamburg, Dr. Johann Killinger, und Ralf Nagel, Präsidiumsmitglied des Verbandes der Deutschen Reeder (VDR), auf der Bühne. Damit waren die Nachfolgeorganisationen repräsentiert, die ursprünglich an der Eröffnung der Seewarte beteiligt waren. In der etwa 20-minütigen Diskussionsrunde ging es unter anderem um die Frage, wieviel Seewarte von damals heute noch in BSH und DWD stecke und wie sich Aufgaben von damals in unserer Zeit verändert haben. Monika Breuch-Moritz hob hervor: "Viele Ideen von damals, wie zum Beispiel die Qualitätssicherung von Daten oder Marktüberwachung, sind heute aktueller denn je." Auch kamen dabei Erwartungen und Wünsche von Handelskammer und VDR an DWD und BSH zur Sprache sowie die Hintergründe, warum Reeder und Handelskammer von Freeden unterstützt hatten: Dr. Johann Killinger betonte zu den Wünschen für die Zukunft, dass er eigentlich nur sagen könne: "Weiter so!" Denn die gute Kooperation zwischen den Institutionen habe sich entsprechend der Zeit immer weiter entwickelt und der Austausch mit der Handelskammer Hamburg sei auch bei unterschiedlichen Anforderungen für alle Beteiligten immer positiv geblieben. Gerhard Adrian skizziert kurz die Wichtigkeit der Wetterbeobachtungen auf See, die Schiffe heute nach wie vor durchführen, und ermutigte den VDR, hierbei weiter tatkräftig zu unterstützen.
Summa summarum bot das Museum in der Hamburger Speicherstadt also einen würdigen festlichen Rahmen, um an die Eröffnung der Norddeutschen Seewarte zu erinnern, die am 1. Januar 1868 ihre Arbeit aufnahm. Das Museum präsentiert zudem unter dem Titel "Über Wasser - Unter Wasser", eine Sonderausstellung mit teilweise historischen Einzelstücken. DWD und BSH haben die Ausstellung gemeinsam konzipiert. Am 31. Mai war sie erstmalig für die Festgäste zugänglich und ist seit 2. Juni offen für die Öffentlichkeit bis Ende August 2018.
Neugier geweckt? Dann besuchen Sie uns doch einfach! Kolleginnen und Kollegen von DWD und BSH führen Sie durch die Sonderausstellung und erklären Ihnen an mehreren Themeninseln (u.a. Routenberatung, Wetter und Warndienst, Laderaummeteorologie, Bordwetterwarten) die Exponate und beantworten sämtliche Fragen. Besondere Anziehungspunkte stellen der meteorologische Arbeitsplatz, erstmals gezeigte Modelle der BSH-Schiffe und nicht zuletzt die mehr als 130 Jahre alte Flaschenpost dar (siehe Anhang), die Anfang des Jahres in Australien entdeckt wurde. Wir freuen uns auf Sie!