Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO steht Migräne an sechster Stelle der am schwersten behindernden Erkrankungen. Die Symptome reichen von Lichtempfindlichkeit und Sehstörungen über Übelkeit und Erbrechen bis hin zu heftigen, pulsierenden Kopfschmerzen.
Allein in Deutschland haben pro Tag rund eine Million Menschen mit Migräne-Attacken zu kämpfen. Global leiden über eine Milliarde Menschen an dieser neurologischen Erkrankung, wobei die Zahl der Betroffenen keineswegs gleich über den Erdball verteilt ist: In Europa und Nordamerika ist Migräne stärker verbreitet als in Afrika oder Asien. Einen Grund dafür haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig kürzlich herausgefunden.
Als unsere frühen Vorfahren den warmen afrikanischen Kontinent verließen und in kältere Gefilde umsiedelten, half ihnen ein bestimmtes Gen, sich an die neuen klimatischen Verhältnisse anzupassen. Schließlich mussten sie sich beispielsweise von "mollig warmen" 28 Grad Celsius durchschnittlicher Jahrestemperatur in Nigeria auf "bibberkalte" 6 Grad in Finnland umstellen. Allerdings führte genau dieses "Kälte-Anpassungs-Gen" dazu, anfälliger für Migräne zu sein.
Bei ihren Untersuchungen nahmen die Forscher das Gen TRPM8 in den Fokus, das die "Bauanleitung" für einen Kälterezeptor ist, der es Menschen erlaubt, mit kühlerem Wetter besser umzugehen. Eine Variante dieses Gens wurde in den vergangenen 25.000 Jahren bei Menschen in nördlichen Breiten immer häufiger. Mittlerweile verfügen 88% der Menschen finnischer Abstammung über diese Gen-Variante, in der Bevölkerung Nigerias hingegen nur 5%. Die Wissenschaftler fanden also heraus, dass je höher der Breitengrad (je kälter das Klima), desto mehr Menschen tragen in ihrem Erbgut dieses veränderte "Kälte-Anpassungs-Gen", das eben auch die Anfälligkeit für Migräne erhöht.
Dass es einen gewissen Zusammenhang zwischen Kälte und Migräne gibt, bestätigen auch einige Patienten, bei denen das Trinken von kaltem Wasser einen Migräneanfall auslöst.
Weitere Studien sollen nun durchgeführt werden, um noch mehr Erkenntnisse über die Entstehung von Migräne zu erlangen. Das ist vor allem für die Entwicklung neuer Medikamente wichtig.