Gut die Hälfte des meteorologischen Sommers liegt hinter uns. Dieser, aber auch die zweite Hälfte des Frühlings waren geprägt von sehr beständigen beziehungsweise sich immer wieder regenerierenden Blockinglagen. Dabei wird die in gemäßigten Breiten übliche Westströmung unterbrochen. Anstelle dessen dominieren vom mittleren Nordatlantik bis nach Skandinavien Hochdruckgebiete, die uns eine bemerkenswerte Witterungsperiode bescheren. Kurze Unterbrechungen dieser Wetterlage, blieben meist von kurzer Dauer. Durch diese Konstellation konnten wir viel Sommerwärme genießen, sodass sich die Menschen in diesem Jahr besonders häufig in Eisdielen, Schwimmbädern und an Badeseen tummelten.
Leben wir nur gefühlt im Dauersommer oder geben das auch die "nüchternen" Fakten her? Der Blick in die Statistik zeigt, dass auf den wärmsten April seit Messbeginn gleich noch der Mairekord gebrochen wurde. Darauf folgte ein ebenfalls sehr warmer Juni und in den ersten beiden Julidritteln setzte sich die Sommerwärme fort. Stellt man die gegenwärtigen Temperaturabweichungen (April bis Juni) mit denen des unvergesslichen Rekordsommers 2003 (Juni bis August) gegenüber, erkennt man erstaunlicherweise eine vergleichbare Temperaturanomale (siehe Abbildung 1: detaillierte Abweichungen im deutschen Flächenmittel in Zahlen sowie räumliche Anomalieverteilung). Diese über Monate andauernde Anomalie haben wir im täglichen Leben nur nicht so deutlich bemerkt, da sie anders als 2003 nicht auf die drei wärmsten Sommermonate des Jahres gefallen ist.
Die Statistik bestätigt zudem das Gefühl, dass wir seit dem Frühjahr mit vielen Sommertagen (Tageshöchsttemperaturen >=25°C) verwöhnt wurden (siehe Themen vom 9. und 18. Juli). Auf den ersten Blick verwunderlich, zeigt sich bei den heißen Tagen (Maxima >=30°C) ein etwas anderes Bild. Bisher blieben wir in Deutschland von unerträglichen Hitzewellen weitgehend verschont. Auch dies ist auf die derzeitige Wetterlage zurückzuführen. Durch die Hochdruckgebiete über dem Atlantik und Nordeuropa lagen wir bisher meist in einer schwachen nordwestlichen bis (nord-)östlichen Strömung. Anstelle einer subtropischen Luftmasse, die für eine ausgewachsene Hitzewelle benötigt wird, gelangt aus diesen Richtungen eine gemäßigte Luftmasse zu uns. Geringe Luftdruckgegensätze über Mitteleuropa verhinderten zudem einen effizienten Luftmassenaustausch. Die Wärme wurde also "vor Ort" produziert, indem die intensive Sonne die Luftmasse über dem Festland kräftig erwärmte. Unter diesen Umständen schafft es die Temperatur aber selten, deutlich über die 30-Grad-Marke zu steigen.
In Abbildung 2 werden für einige Städte die bisher registrierten heißen Tage mit den vieljährigen Mittelwerten verschiedener Referenzperioden (im gesamten Jahr!) verglichen. Zum einen erkennt man, dass die durchschnittliche Anzahl von heißen Tagen zugenommen hat (vergleiche Referenzperioden 1961-1990, 1971-2000 und 1981-2010). Zum anderen sieht man aber auch, dass 2018 in Bezug auf die Anzahl heißer Tage bis jetzt noch nicht außergewöhnlich ist, wenngleich noch einige Sommerwochen vor uns liegen. In Erfurt gab es nur einen einzigen heißen Tag, in München wurde bisher sogar noch gar nicht die 30-Grad-Marke geknackt. Nur regional haben wir das "Soll" bereits überschritten. In Berlin und Frankfurt (a. M.) wurden beispielsweise schon 11 bzw. 16 heiße Tage gemessen. Sowohl die bis heute registrierte Anzahl an heißen Tagen als auch die Höchsttemperaturen liegen weit von den Rekordwerten aus den Hitzesommern 1994, 2003 und 2015 entfernt. Dabei stieg die Temperatur in Berlin und Frankfurt jeweils nur "gerade so" über 30 Grad (Spitzenwerte 31,8°C bzw. 32,3°C am 28. Mai). Auch die bisherige Höchsttemperatur in Deutschland ist mit 34,2°C (Lingen am Rhein am 29. Mai) recht unspektakulär.
In den nächsten Tagen ist es aber soweit! Uns steht erstmals eine ausgewachsene Hitzewelle bevor. Aus Südwesten fließt warme Luft subtropischen Ursprungs nach Deutschland, die durch die Sonneneinstrahlung bei uns weiter erhitzt wird. Damit sind alle Zutaten für große Hitze gegeben. Die Temperaturen gehen auf Höhenflug und ab Wochenmitte erleben wir - fast pünktlich zu den Hundstagen - die bisher heißesten Tage des Jahres. Bei Höchstwerten meist zwischen 30 und 35 Grad stehen uns die Schweißperlen auf der Stirn. Schwimmbadbetreiber können sich wohl auf einen erneuten Besucheransturm einstellen.