Nach der tropischen letzten Woche und der vorübergehenden "Abkühlung" am Wochenende (mit gebietsweise heiß ersehntem Regen) klettern die Temperaturen aktuell (Montag, 30.07.) schon wieder nach oben. Die Prognosen deuten dabei an, dass mindestens bis zum kommenden Mittwoch verbreitet mit einer hohen Wärmebelastung zu rechnen ist.
An dieser Stelle setzt das heutige "Thema des Tages" einen eisigen Kontrapunkt. Es dreht sich um die sogenannte Station "Eismitte" in Grönland und die dazugehörige schauerliche Geschichte einer gescheiterten Polarexpedition.
Die Station Eismitte liegt bzw. lag im Grönländischen Inlandeis auf 71 Grad, 11 Minuten Nord und 39 Grad, 56 Minuten West (siehe Grafik). Sie bestand im Wesentlichen aus einer Höhle im Eis, deren Eingang von einer Art Iglu geschützt wurde. Sie diente als Überwinterungsstation einer Expedition, die der deutsche Physiker, Meteorologe und Astronom Alfred Wegener im Winter des Jahres 1930/31 plante.
Die Expedition stand allerdings von Anfang an unter keinem guten Stern. Schon bei der Landung an Grönlands Westküste kam es durch ungünstige Wetter- und Eisverhältnisse zu massiven Verzögerungen. Aufgrund dieser gelang es dem Stationsleiter, dem Frankfurter Meteorologen Johannes Georgi sowie seinem Partner, dem Glaziologen Ernst Sorge, nicht, die Station ausreichend mit Lebensmitteln und Ausrüstung zu versorgen. Um diese Probleme zu lösen, unternahm Alfred Wegener höchstpersönlich den Versuch, weiteres Material nach Eismitte zu bringen. Aber die Unterstützungsexpedition scheiterte. Zwar erreichte Wegener mit 2 Begleitern, dem Meteorologen und Glaziologen Fritz Loewe und dem einheimischen Partner Rasmus Villumsen, am 30. Oktober Eismitte, wegen des schlechten Wetters musste der Transport von Lebensmitteln und Material aber schon vorher aufgegeben werden.
Doch es kam noch schlimmer. Während Fritz Loewe mit erfrorenen Zehen ebenfalls in Eismitte überwintern musste, trat der Expeditionsleiter mit seinem verbleibenden Begleiter Villumsen die Rückreise an, die beide nicht überleben sollten. Wegeners Todestag ist nicht genau bekannt, er liegt aber wohl in der Novembermitte des Jahres 1930. Sein Grab wurde am 12 Mai 1931 gefunden. Villumsen hatte das Grab angelegt, dieser blieb nach der Expedition aber selbst verschollen.
Georgi unternahm unterdessen als Stationsleiter meteorologische, sein Partner Sorge glaziologische Messungen. Letzterer grub dabei mit den begrenzten technischen Möglichkeiten einen 16 Meter tiefen Schacht ins Eis. Die meteorologischen Messungen Georgis ergaben u.a. Temperaturextreme zwischen -2,8 Grad und -64,9 Grad, der kälteste Monat (Feb. 1931) wies eine Durchschnittstemperatur von -47,2 Grad auf (Angaben in Grad Celsius).
Während Georgi unter den Vorwürfen litt, Schuld am Tod Wegeners zu sein, wurde Wegeners bahnbrechendste Entdeckung erst posthum adäquat gewürdigt. Seine 1912 vorgestellten Überlegungen zur Kontinentalverschiebung wurden erst in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts anerkannt. Nach ihm ist das das 1980 gegründete und in Bremerhaven angesiedelte Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung benannt.