Facebook Twitter
Drucken
24. Oktober 2018 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Die nebligsten Orte der Welt oder: Jammern auf hohem Niveau

Die nebligsten Orte der Welt oder: Jammern auf hohem Niveau

Datum 24.10.2018

Im Herbst tritt in Deutschland häufig Nebel auf. Doch es gibt Regionen auf der Erde, in denen das noch viel öfter der Fall ist. Wir gehen auf eine kleine Reise zu den nebligsten Orten der Welt.

Herbstzeit ist Nebelzeit in Deutschland. Gerade dann, wenn die Wetterkarten Hochdruck und schwachen Wind verkünden, bleibt der Sonnenschein in vielen Regionen rar oder bleibt ganz aus. Kein goldener Herbst, bei dem das warme Licht der tiefstehenden Sonne die Wälder golden färbt, sondern dichte Nebelschleier, die alles und jeden umhüllen und fad-grau erscheinen lassen. Ja, das kann durchaus auf die Stimmung schlagen. Dass wir dahingehend aber eher auf hohem Niveau jammern, soll das heutige Thema des Tages darlegen. Wir gehen auf die Reise zu den nebligsten Orten der Welt.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Schauen wir aber zunächst mal vor die eigene Haustür. In erster Näherung nimmt die Nebelhäufigkeit von Nord nach Süd und von West nach Ost zu. Bemerkenswert ist eine relative Nebelarmut am Niederrhein und im Münsterland bis zur Schwelle des Teutoburger Waldes, was in der "Leelage" bei südlichen und östlichen Strömungen begründet ist. Richtung Ostdeutschland nimmt die Nebelhäufigkeit besonders in den Geestgebieten in der Nähe von Feuchtgebieten zu, mit einem Maximum in der Altmark. Im Bereich der Mittelgebirge werden Mulden- und Tallagen, wo sich Kaltluft und Feuchtigkeit sammeln und lange halten können, vom Nebel bevorzugt, während größere Erhebungen oft aus den kalten "Nebelmeeren" herausragen. Im Süden nimmt die Nebelneigung von West nach Ost deutlich zu, sodass z. B. am südlichen Oberrhein weitaus seltener Nebel auftritt als im Donautal und rund um den Bodensee, wo Maxima der Häufigkeit zu verzeichnen sind. Zu den Alpen wird Nebel - mal von den Flussniederrungen abgesehen, wieder weniger häufig. Die durchschnittliche Anzahl der Nebeltage, also Tage, an denen die horizontale Sichtweise unter 1 km sinkt, beträgt am verhältnismäßig nebelarmen Niederrhein in Düsseldorf nur rund 40 Tage, in Frankfurt und Nürnberg immerhin schon 50 bis 60 Tage, in Bad Hersfeld nahe der Fulda und in Regensburg an der Donau über 70 Tage.

70 Tage Nebel? Das bedeutet immer noch knapp 300 Tage ohne Nebel. Über diese Anzahl an nebelfreien Tagen wäre man anderswo sicher sehr froh. So beispielsweise auf der Neufundlandbank, einer Gruppe von Unterwasserplateaus vor Neufundland. Die "Grand Banks" sind der mutmaßlich nebligste Ort der Welt. Das Aufeinandertreffen von kalten und warmen Meeresströmen, dem Labrador- und dem Golfstrom, und die dadurch forcierte Mischung von feucht-warmen und feucht-kalten Luftmassen begünstigt die Nebelbildung so sehr, dass quasi an jedem Tag Nebel auftritt.

Ähnlich sieht es in der Atacama-Wüste in Südamerika aus. Nebel in einer Wüste? Ja, durchaus! Obwohl die Atacama bezogen auf die Niederschlagsmengen zu den trockensten Orten auf der Erde gehört, wird quasi tagtäglich Nebel, der über dem vom Humboldtstrom gekühlten Wasser des Pazifiks entsteht, durch den Seewind weit ins Inland "geblasen". Diese Nebelschwaden sind so charakteristisch für die Region, dass sie einen eigenen Namen bekommen haben: "Camanchaca".

Sie haben ein Foto von der Golden-Gate-Bridge ohne Nebel? Herzlichen Glückwunsch! An den meisten anderen Tagen ziehen nämlich flache Nebelfelder vom Pazifik in die Bucht von San Francisco und umhüllen auch die bekannte Hängebrücke. Ausgerechnet in den Sommermonaten ist die Kombination aus Temperatur und Feuchte oft sehr begünstigend für Nebel in der Metropolregion San Francisco.

Mit immerhin durchschnittlich 125 Nebeltagen wartet die eigentlich bei Touristen äußerst beliebte neuseeländische Großstadt Hamilton auf. Im Gegensatz zur "Nebelhochburg Atacama" herrscht dort allerdings von Natur aus ein durchweg feuchtes Meeresklima mit hohen Niederschlagsmengen. Nass-kalte und sehr neblige Wintermorgen sind typisch für die Region, wenngleich sich dieser Nebel mittags oft auflöst und sonnigen und angenehmen Bedingungen weicht.

Bei uns in Europa sind derweil an erster und zweiter Stelle die norditalienische Po-Ebene und das Schweizer Mittelland zu nennen. In beiden Regionen sorgt oft fehlender oder schwach ausgeprägter Luftmassenaustausch dafür, dass sich flache Kaltluftseen und dadurch scharfe und stabile Inversionen ausbilden können - das sind Bereiche, wo die Lufttemperatur über einen bestimmten Bereich in der Atmosphäre mit der Höhe zunimmt. An ihr breiten sich gerne Hochnebelfelder aus.

Sie sehen, es gibt Orte, an denen es weitaus häufiger neblig-trüb ist als in Deutschland. Vielleicht hilft Ihnen die Auflistung der nebligsten Orte der Welt ja ein Stück weit über die nächste, ausgeprägte Nebelsituation hinweg - frei nach dem Motto: "Es könnte schlimmer sein!"



© Deutscher Wetterdienst