Um die Frage aus der Überschrift "Fristgerechte Lieferung der Geschenke am heutigen Heiligabend?" beantworten zu können, müssen wir uns zunächst einmal fragen: "Wer bringt überhaupt die Geschenke an Weihnachten?". In der Süd- und Westhälfte Deutschlands, aber auch in Österreich und Luxemburg wird man sich denken: "Das ist doch klar! Natürlich das Christkind!". Dabei handelt es sich um eine junge, weibliche Symbolfigur mit blonden Engelslöckchen in einem weiß-goldenen Kleid und einem strahlendem Heiligenschein oder einer Krone. Als engelsgleiche Erscheinung bringt es uns unabhängig vom Wettergeschehen an Heiligabend oder auch in der Nacht zum 25. Dezember Geschenke und das, ohne jemals gesehen zu werden.
Zunehmend Einzug hält aber auch der vor allem im Norden und Osten Deutschlands verbreitete Weihnachtsmann. Nach amerikanischem Vorbild bringt der rundliche und äußerst sympathische alte Mann mit seinem weißen Rauschebart den braven Kindern Geschenke. Die unartigen lässt er hingegen seine Rute spüren. Allerdings wirkt der Weihnachtsmann, der sich mit einem Schlitten fortbewegt und nachts durch den Kamin in Häuser einsteigt, schon etwas irdischer.
Gerüchte um den angeblichen Wohnort des Weihnachtsmannes, an dem er zusammen mit seinen Rentieren lebt, gibt es viele. Aber um welche Orte handelt es sich dabei? Und welche Wetterverhältnisse herrschen dort an Heiligabend vor? Werden die Geschenke pünktlich eintreffen?
Laut der Deutschen Post leben Weihnachtsmann und Christkind samt Engel in Himmelpforten, einer kleinen Gemeinde in Niedersachsen im Landkreis Stade. Wer einen Brief an die beiden adressiert, bekommt sogar eine Antwort. Im Postamt in Himmelspforten helfen in der Tat etwa 30 ehrenamtliche Engel die jährlich knapp 50.000 Briefe an den Weihnachtsmann und das Christkind zu beantworten. Weiterhin kommen u. a. auch St. Nikolaus im Saarland, Engelskirchen in NRW oder Himmelreich bei Hannover als Wohnorte infrage. Egal, von wo aus die beiden nun starten mögen, bei leicht positiven Temperaturen zwischen 1 und 4 Grad bleibt es heute Abend überwiegend trocken. Entsprechend sollten die Geschenke pünktlich zur Bescherung ihren Weg unter den Weihnachtsbaum finden.
Der amerikanische Weihnachtsmann (auch "Santa Claus" genannt) wohnt am Nordpol. Dort gibt es das ganze Jahr über Schnee und Eis, so, wie man sich den Wohnort des Weihnachtsmannes eben vorstellt. Deshalb dürfte dem bärtigen, alten Mann und seinen vierbeinigen Wegbegleitern die Außentemperatur um -35 Grad Celsius bei leicht böigem Wind nichts anhaben. Vielleicht hat das bekannteste seiner Rentiere "Rudolph" ja deshalb eine rote Nase?
Strategisch sinnvoller wäre da Lappland, das sich nördlich des Polarkreises über den Norden Norwegens, Schwedens, Finnlands und den äußersten Nordwesten Russlands erstreckt. Dort ist der Weihnachtsmann nämlich nach finnischer Auffassung zu Hause. Bei Temperaturen von -10 Grad und einer aktuellen Schneehöhe von etwa 20 cm im SantaPark von Rovaniemi muss beim heutigen Reiseantritt mit Glätte und geringfügigem Schnee oder Schneegriesel gerechnet werden. Mit Sicherheit springt der Weihnachtsmann dort vor der Abfahrt noch kurz in die Sauna.
Die Schweden hingegen behaupten, der "Jultomten" sei in Dalarna am Siljansee im Herzen Schwedens zu Hause. Auch dort muss im Verlauf des Abends bei Temperaturen von -8 Grad mit leichtem Schneefall gerechnet werden, der auf die bereits vorhandene Schneedecke von 20 cm fällt.
Die Dänen vermuten ihren "Julemanden" in einem kleinen grönländischen Städtchen namens Uummannaq. Direkt am Meer nächtigt der bärtige Mann in einer kleinen Hütte umgeben von Weideland für seine Weggefährten. Allerdings ist die Landschaft dort zurzeit bei Tageshöchstwerten von -13 Grad meist schneebedeckt, am heutigen Heiligabend besteht durchaus Glättegefahr.
Sowohl der Schweizer Nikolaus, der den deutschen Schwarzwald sein zu Hause nennt, als auch der niederländische "Sinterklaas", der bequem mit einem Dampfer aus Spanien anreist, sollte bei der zunächst noch recht milden Wetterlage in Südwest- und Mitteleuropa gute Reisebedingungen haben.
Auf der Südhalbkugel fällt das Weihnachtsfest dagegen sommerlich aus. In Peru und Uruguay (Südamerika) trifft man sich am heutigen Heiligabend beispielsweise in sommerlicher Kleidung zum Grillen und feiert anschließend bis in die Morgenstunden. Geschenke gibt es aber erst nach einem Feuerwerk um Mitternacht.
In Australien findet Weihnachten bei schweißtreibenden Temperaturen von teils über 40 Grad häufig am Strand oder am Pool statt. Dort bestehen die Schneemänner folglich weniger aus Schnee, sondern vielmehr aus Sand. Ironischerweise wird trotzdem hin und wieder ein Weihnachtslied a la "White Christmas" angestimmt, wobei damit wohl eher die weißen Sandstrände gemeint sein dürften. Damit "Santa Claus" in seiner dicken, roten Jacke nicht eingeht, sind dort auch Bade- oder Surfshorts salonfähig, der Schlitten samt Rentiere werden dabei des Öfteren auch gegen Wasserskier oder Surfbretter eingetauscht.
Bleibt also nur noch abzuwarten, ob "unser" Christkind und der Weihnachtsmann auch in diesem Jahr wieder den Weg durch Deutschland finden werden, wo auch immer sie nun wohnen mögen. Das in weiten Teilen nur wenig winterliche Wettergeschehen hierzulande (auch häufiger als "grün-grau" bezeichnet) sollte der Anreise jedenfalls nicht im Wege stehen. Nur in den östlichen Mittelgebirgen sowie in den Alpen könnte Schnee für "leichte Verzögerungen im Betriebsablauf" sorgen.