Nachdem das Wetter in den vergangenen Tagen windtechnisch recht ruhig verlaufen ist, weht am heutigen Montag schon wieder sehr verbreitet eine "steife Brise", wobei mit starken bis stürmischen, lokal auch mit Sturmböen zu rechnen ist. Da werden Erinnerungen wach an die mehrere Wochen anhaltende Sturmlage Anfang und Mitte dieses Monats.
Wenn der Wind in der Atmosphäre auffrischt, sind in der Regel Luftdruckgegensätze dafür verantwortlich (Ausnahme: Böen in Schauern und Gewittern, die mit Auf- und Abwinden in Verbindung stehen). Wind ist letztendlich nämlich nichts anderes als der Versuch der Atmosphäre, Luftdruckgegensätze auszugleichen. Da dies umso "anstrengender" ist, je größer diese ausfallen, weht der Wind umso kräftiger, je ausgeprägter die Gegensätze sind.
Die beigefügte Grafik soll dies verdeutlichen. Dargestellt ist ein Tiefdruckgebiet mit einer Kaltfront, das ist die blaue Linie mit den angesetzten Dreiecken. Die schwarzen Linien sind die Linien gleichen Luftdrucks (Isobaren), und per Definition ist der Druck in der Nähe des Tiefs geringer als in größerer Entfernung von demselben.
Im roten Bereich in der Grafik sind die Luftdruckgegensätze sehr hoch, die kurzen roten Pfeile sollen dies veranschaulichen, und entsprechend weht der Wind dort relativ kräftig. Anders verhält es sich im grünen Gebiet. Dort deuten die langen grünen Pfeile an, dass die Isobaren recht weit auseinander liegen, und entsprechend weht dort nur ein vergleichsweise schwacher Wind. Die beschriebenen Zusammenhänge gelten dabei in gleicher Weise auch ohne die "Anwesenheit" einer Front oder eines Hochs oder Tiefs, insofern ist in unserem Beispiel die Front eher schmückendes Beiwerk denn meteorologische Notwendigkeit.
Der kritische Leser wird anmerken, dass es scheinbar eine Ungereimtheit gibt. Denn wenn der Wind entsteht, weil er die Luftdruckgegensätze ausgleichen will, warum zeigen die Windpfeile in der Abbildung dann nicht zum Tief, sprich warum weht der Wind nicht direkt vom hohen zum tiefen Druck, sondern stattdessen nahezu parallel zu den Isobaren? Daran ist die Corioliskraft schuld! Sie lenkt den Wind auf der Nordhalbkugel nach rechts und auf der Südhalbkugel nach links ab und verhindert so, dass es zu einem (schnellen) Ausgleich der Druckgegensätze kommt. Recht detailliert wurden diese Zusammenhänge u.a. schon in einem "Thema des Tages" am 19.08.2016 beschrieben (siehe Link) - und aus der Aussage zur Links- und Rechtsablenkung kann man auch schließen, dass unser Beispieltief eines der Nordhalbkugel sein muss.
Letztendlich sorgt die Reibung dafür, dass sich nach einer gewissen Zeit ein Tief "auffüllt" und ein Hoch abschwächt. So wird auch dem aktuell für unser Aprilwetter verantwortlichen Tief LOUIE seine letzte Stunde schon sehr bald schlagen. Es zieht derzeit über Südschweden und der westlichen Ostsee nach Südosten, schwächt sich aber immer weiter ab und wird am morgigen Dienstag nur noch als "Beule" in der großräumigen Zirkulation von Hoch IRMELIN zu erkennen sein. Letzteres hat seinen Schwerpunkt bei Irland und wird nach dem heutigen "aprilligen" Spätmärztag wieder für Ruhe in der Wetterküche sorgen, was in der zweiten Wochenhälfte wohl auch wieder mehr Sonne und steigende Temperaturen bedeutet.