Facebook Twitter
Drucken
26. März 2019 | Mag.rer.nat. Florian Bilgeri

Pollen - Fluch für Allergiker, Segen für Insekten

Pollen - Fluch für Allergiker, Segen für Insekten

Datum 26.03.2019

Besonders im Frühling haben viele Allergiker mit der hohen Blütenstaubkonzentration in der Luft zu kämpfen. Allerdings sind Pollen in der Natur ein unverzichtbarer Bestandteil der verschiedensten Lebensprozesse.

Wenn im Frühling der Natur wieder Leben eingehaucht wird und damit das Grau des Winters durch ein beeindruckendes Farbenspiel abgelöst wird, erhellt sich in den meisten Fällen auch das Gemüt der Menschen. Allerdings freut sich nicht jeder auf diese Jahreszeit, denn mit dem Erwachen der Natur nimmt auch die Pollenbelastung stark zu. Schon im Januar sorgt üblicherweise die Hasel dafür, dass Allergiker die erhöhte Aktivität der Natur in der Nase spüren. Nach der diesjährigen Pollenflugstatistik waren in den meisten Bundesländern bereits in der ersten Januarwoche erste Haselpollen unterwegs. In den nördlichsten Regionen sowie in den höheren Lagen des Südens hinkt die Entwicklung in der Natur dagegen aus klimatischen Gründen immer etwas hinterher. Eine besonders starke Haselpollenbelastung wurde dieses Jahr in Teilen des Landes während der außerordentlich milden Hochdruckphase Mitte bis Ende Februar aufgezeichnet. Diese hohe Haselpollenkonzentration ging dann nahtlos in das Maximum der Erlenpollenbelastung über.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Die wechselhafte Witterung der letzten Tage mit Regen und Wind brachte zumindest regional eine gewisse Entlastung für Allergiker. Allerdings verstärkt sich nach Abzug von Tief LOUIE nun wieder der Hochdruckeinfluss. Hoch IRMELIN verlagert nämlich langsam seinen Schwerpunkt, der sich aktuell zwischen Irland und Cornwall befindet, nach Westeuropa. Allerdings verläuft dieser Verlagerungsprozess nur sehr schleppend, sodass am Mittwoch nochmals die Ausläufer eines Tiefs bei der Bäreninsel auf Deutschland übergreifen können. Zum Ende der Woche kämpft sich IRMELIN schließlich auch nach Mitteleuropa vor, sodass sich die Sonne wieder häufiger zeigen wird. Auch die Temperaturen steigen von Tag zu Tag etwas an und ab Freitag wird zudem eine meist trockene Witterung erwartet. Diese meteorologischen Randbedingungen führen dann wieder unweigerlich zu einem Anstieg der Pollenbelastung. Der aktuell gültige Wochenbericht der "Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst" geht daher in den nächsten Tagen besonders von einem Anstieg der Birkenpollenbelastung aus. Nun stellen die Pollen aber nicht nur eine Beeinträchtigung für Allergiker dar, sondern sind in der Natur ein wichtiger Bestandteil verschiedenster Prozesse. Zum einen dienen sie natürlich der Bestäubung der Pflanzen, zum anderen profitieren davon aber auch viele Tiere - insbesondere die Insekten. Pollen bestehen nämlich aus einer Vielzahl an Vitaminen, Enzymen und Fettsäuren sowie besonders aus dem lebensnotwendigen Eiweiß. Vor allem die Bienen haben diese außerordentlich wichtigen Inhaltsstoffe erkannt und nutzen diese für die Aufzucht ihrer Nachkommen. Während der kalten Wintermonate ruht in den Bienenvölkern normalerweise das Brutgeschäft. Erst mit ansteigenden Temperaturen und höherem Sonnenstand beginnt die Königin wieder Eier zu legen, die von den Arbeiterinnen anschließend weiter gepflegt werden müssen. Für die Versorgung der geschlüpften Larven wird vor allem ein hochwertiges Futter benötigt. Daher haben die Flugbienen zu dieser Zeit den primären Auftrag, große Mengen an eiweißhaltigen Pollen zu sammeln. Die heimkehrenden Bienen können dabei sehr gut identifiziert werden, denn an deren Beinen klebt der gesammelte Blütenstaub in Form von kleinen farbigen Kügelchen. Meistens sind diese gelb oder orange, sie können aber je nach beflogener Pflanze auch Farben wie lila oder braun annehmen. Pollen sind für die stark belasteten Allergiker verständlicherweise ein alljährliches Ärgernis, in der Natur liefern diese aber einen immens wichtigen sowie oft sogar unverzichtbaren Beitrag zu den Lebens- und Fortpflanzungsprozessen.



© Deutscher Wetterdienst