Von normalen Wolken unterscheiden sie sich durch ihre große Höhe, in der sie auftreten. Während normale Wolken in der Troposphäre in Höhen bis zu 15 km zu finden sind, entstehen leuchtende Nachtwolken in einer Höhe von 81 bis 87 km. Dieses ist die sogenannte "Mesopausenregion". Es ist die kälteste Zone der Atmosphäre. Nirgendwo sonst auf diesem Planeten lassen sich in natürlicher Umgebung so tiefe Temperaturen messen. Im Sommer werden dort Werte von unter -150 °C erreicht. Diese kalten Temperaturen werden benötigt, damit bei der in diesen Höhen sehr geringen Wasserdampfkonzentration kleine Eiskristalle an Staubpartikeln kristallisieren. Dadurch entstehen nämlich die leuchtenden Nachtwolken. Woher jedoch die Staubpartikel stammen, ist noch nicht vollständig geklärt. Zuerst beobachtete man diese Wolken zwei Jahre nach dem Ausbruch des Krakataus (Sunda-Straße, Indonesien) im Jahre 1885. Man nahm an, dass durch den Ausbruch Staub bis in solche Höhen transportiert wurde. Doch traten diese Wolken auch noch viele Jahre nach dem Ausbruch auf. Deshalb geht man heute davon aus, dass der Staub von Meteoren stammt, die in diesen Höhen verglühen. Das scheinbare Leuchten der Wolken entsteht durch gestreutes Sonnenlicht. Wenn die Sonne etwa 6 bis 16 Grad unter dem Horizont steht, erscheint der Himmelshintergrund bereits dunkel, die Wolken werden allerdings aufgrund ihrer enormen Höhe von der Sonne noch beschienen und erscheinen als Leuchtende Nachtwolken.
Erforscht werden diese Wolken unter anderem am Leibniz-Institut für Atmosphärenforschung (IAP) in Kühlungsborn (http://www.iap-kborn.de).Das IAP verwendet dazu ein LIDAR-Gerät (Light Detecting And Ranging) in der Arktis und sammelt damit die entsprechenden Daten. Dabei wird ein Laserstrahl ausgesendet und die Rückstreuung an den Wolken gemessen und ausgewertet. Entsprechende Daten lassen sich auf der Seite des IAP finden: https://alomar.andoyaspace.no/rmrlidar/html/index-public.html
Ende Mai konnte man in diesem Jahr die ersten Leuchtenden Nachtwolken im Norden Deutschlands beobachten. Die Saison begann damit ungewöhnlich früh. Auch wenn die Aktivität jetzt wieder abgenommen hat, lohnt sich doch nachts immer wieder ein Blick Richtung Norden. Wenn Sie Leuchtende Nachtwolken beobachten oder fotografieren wollen, so empfiehlt sich für die Vorhersage die Seite des OSWIN-VHF-Radars (https://www.iap-kborn.de/forschung/abteilung-radarsondierungen/aktuelle-radarmessungen/oswin-mesosphaere) am Leibnitz-Institut für Atmosphärenforschung. Dieses Radar ist in der Lage, Leuchtende Nachtwolken in der Mesosphäre zu detektieren. Sollten in den Grafiken nach Sonnenuntergang starke Reflektivitäten in etwa 85 km Höhe auftreten, so ist die Chance, dass man Leuchtende Nachtwolken in Mitteleuropa sehen kann, ziemlich hoch.