Das Thema des Tages vom vergangenen Freitag (siehe angefügter Link) handelte vom Pfingstmontags-Unwetter, welches heute vor genau fünf Jahren weite Teile NRWs heimsuchte. Es dürfte vielen Bewohnern dieser Region wohl noch heute in Erinnerung sein, da es beeindruckend, furchterregend und zerstörerisch zugleich war. Am späteren Abend zog ein riesiger Gewitterkomplex ostwärts über das Bundesland. Vor und entlang der Gewitterlinie kam es vor allem im Raum Aachen sowie in Düsseldorf und dem Ruhrgebiet zu extremen Orkanböen bis zu 150 km/h oder mehr.
Bei derartigen Windgeschwindigkeiten braucht man wenig Fantasie, um sich auszumalen, welche immensen Schäden und Auswirkungen solch ein Unwetter nach sich zieht, das zufälligerweise über eine der am dichtesten besiedelten Regionen Europas hinwegfegte. Traurige Bilanz waren sechs Todesopfer, wobei fünf von umstürzenden Bäumen erschlagen wurden, eine Person starb bei Aufräumarbeiten. Etwa 30 Menschen wurden schwer und 37 leicht verletzt. Zudem verursachte das Unwetter eine Spur der Verwüstung. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde von den extremen Orkanböen mitgerissen. Erschwerend kam hinzu, dass die belaubten Bäume im Sommerhalbjahr dem Sturm eine weitaus größere Angriffsfläche bieten als kahle Bäume im Winter, sodass sie bereits schweren Sturmböen zum Opfer fallen können. Verbreitete Orkanböen entwurzelten selbst große Bäume oder sie knickten reihenweise wie Streichhölzer um. Allein in Düsseldorf waren es etwa 20.000 Bäume! Sie begruben massenweise Autos unter sich, beschädigten Häuser und blockierten Verkehrswege. Zahllose Dächer wurden abgedeckt, mancherorts kam es sogar zu Stromausfällen. Auch der Bahnverkehr war massiv beeinträchtigt. Noch mehrere Tage nach dem eigentlichen Unwetter waren viele Bahnstrecken nicht befahrbar. Auf der Strecke zwischen Essen und Ratingen dauerte es sogar vier Wochen, bis alle Schäden beseitigt worden waren. Der Gesamtschaden wird auf unglaubliche 650 Millionen Euro geschätzt, wobei sich alleine die von den Gemeinden gemeldeten Schäden auf 302 Millionen Euro summierten. Damit brachte das Unwetter diesen Regionen im Sommer vorher nie dagewesene Verwüstungen.
Aber was waren die meteorologischen Voraussetzungen für dieses verheerende Wetterphänomen? Deutschland lag an den Pfingsttagen auf der Vorderseite (Ostseite) eines umfangreichen Tiefdruckgebiets (ELA) über dem nahen Ostatlantik (siehe Abbildung). Somit konnte mit einer südwestlichen bis südlichen Höhenströmung sehr heiße Saharaluft über das Mittelmeer und Frankreich nach Deutschland geführt werden. Am Pfingstmontag (9. Juni 2014) erreichte die für Anfang Juni extreme Hitzewelle ihren Höhepunkt. Vor allem im Süden Deutschlands wurden zahlreiche neue Hitzerekorde für diesen Zeitraum aufgestellt; entlang von Rhein, Main und Neckar erwärmte sich die Luft auf schweißtreibende 35 bis 37 Grad. Während im Osten und Südosten bodennah relativ trockene Luft einfloss und die Sonne dort den ganzen Tag scheinen konnte, wurde die Luft im Westen immer schwüler. Somit war dort der Wassergehalt in der Luft ziemlich hoch und die Atmosphäre war sehr energiegeladen (hohe CAPE, siehe DWD-Wetterlexikon). Zudem formierten sich über Frankreich und dem Westen Deutschlands flache bodennahe Hitzetiefs, in die von beiden Seiten im Bereich mehrerer Konvergenzlinien die Luft zusammenströmte und zum Aufsteigen gezwungen wurde. Zu guter Letzt erreichte auch noch eine Kaltfront den Nordwesten Frankreichs, die kühle Meeresluft von der schwül-heißen Subtropikluft trennte. Die Kaltfront brachte die erforderliche vertikale Windscherung (Zunahme des Winds und Richtungsänderung mit der Höhe, siehe DWD-Wetterlexikon), die ein wichtiger Hebungsantrieb für vertikale Umlagerungen - wie sie bei Gewittern stattfinden - darstellt. Es waren quasi alle benötigten Zutaten für eine Schwergewitterlage vorhanden. Diese machten es möglich, dass sich ein derart geschichtsträchtiger Unwetterkomplex entwickeln konnte.
Die damalige Wetterlage wies einige Ähnlichkeiten mit den atmosphärischen Strömungsverhältnissen der vergangenen Woche auf. Sie bescherten uns auch dieses Mal zum einen hochsommerliche Temperaturen. Zum anderen konnten sich in den Nächten von Dienstag auf Mittwoch sowie von Mittwoch auf Donnerstag jeweils über Frankreich und BeNeLux ausgedehnte Gewitterkomplexe bilden, die allerdings zumindest in Deutschland nicht so schadensträchtig waren wie das Pfingstmontags-Unwetter vor fünf Jahren. So bleibt nur zu hoffen, dass wir auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten von derartigen Gewitterungetümen verschont bleiben.