Kennen Sie das? Sie geben jemandem die Hand oder wollen nach dem Aussteigen die Autotür zuschlagen und Zack, bekommen Sie einen "gewischt". Wenn Sie mal genauer darüber nachdenken, werden Sie vermutlich feststellen, dass Sie besonders im Winter "Opfer" dieser elektrischen Schläge wurden.
Der Grund hierfür ist recht simpel: Die Luft ist im Winter trockener als im Sommer - zumindest was den absoluten Feuchtegehalt angeht. Das liegt daran, dass sie in den Wintermonaten im Normalfall deutlich kälter ist als im Sommer und somit weniger Wasserdampf aufnehmen kann. Während beispielsweise 1 m³ Luft bei 20 Grad 17 g Wasserdampf speichern kann, sind bei 0 Grad nur noch maximal 5 g möglich. Bei -10 Grad reichen schon etwa 2 g Wasserdampf um 1 m³ Luft "satt" zu bekommen.
Mit Blick auf den vergangenen, zum Teil doch sehr vernebelten und daher recht (luft-)feuchten November, könnte man jetzt natürlich sehr starke Zweifel an der Aussage hegen, die Luft im Winter sei trockener als im Sommer. Und diese Zweifel sind - relativ betrachtet - definitiv korrekt. Die sog. relative Feuchtigkeit gibt nämlich das Verhältnis zwischen der tatsächlich in der Luft befindlichen Wasserdampfmenge und der bei denselben Bedingungen maximal möglichen an. Trägt sie diese Maximalmenge in sich, ist sie gesättigt, wie man im Fachjargon sagt. Ihre relative Feuchte beträgt dann 100 % und es bilden sich Wolken oder Nebel und gerade letzteren trifft man im Winter erfahrungsgemäß recht häufig an.
Obwohl die Luft im Winter also absolut gesehen trockener ist als im Sommer, muss das relativ betrachtet nicht zwingend zutreffen, ganz im Gegenteil. Innerhalb von beheizten Räumen sieht das aber deutlich anders aus. Durch diverse Verdunstungsprozesse ist die Luft innerhalb eines Raums mit einem gewissen Feuchtegehalt angereichert. Beim Lüften wird diese durch kalte Luft ersetzt, die eine geringere (absolute) Wasserdampfmenge vorweist. Erwärmt man sie nun wieder auf dieselbe Raumtemperatur wie vor dem Lüften, ist sie in der Folge trockener.
Zurück zur Elektrik! Unser Körper lädt sich tagtäglich auf, beispielweise durch die Reibung von Kleidung auf der Haut. Gleichzeitig stehen wir aber auch in ständigem Ladungsaustausch mit der Luft. Dieser Austausch klappt umso besser, je feuchter die Luft ist. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich, dass er bei trockener Luft deutlich gehemmter vonstattengeht. Unser Körper lädt sich dann also mehr und mehr auf, bis er schließlich etwas findet, über das der Ladungsüberschuss abfließen kann. Das kann dann eben die Autotür oder die Hand des Gegenüber sein. Aber wie auch immer, die Entladung erfolgt im wahrsten Sinne des Wortes "schlagartig".
Gefährlich ist dieser kleine Stromschlag übrigens nicht, es gibt aber sicherlich angenehmeres. Wenn Sie das Risiko, einen "gewischt" zu bekommen, minimieren möchten, sollten Sie also für ausreichend Luftfeuchtigkeit im Raum sorgen. Zu viel Feuchtigkeit ist aber wiederum auch keine gute Idee, denn dann könnte jemand anderes zum großen Schlag ausholen: der Schimmel...