Während wir auf der Nordhalbkugel bereits den meteorologischen Frühlingsbeginn am 01. März vollzogen haben und auch der kalendarische am 20. März nicht mehr lange auf sich warten lässt, steuert die Südhalbkugel hingegen dem Herbst entgegen. In dieser Zeit sind in den Regionen südlich des Äquators etwa zwischen 5° und 20° südlicher Breite durch warme Meeresoberflächentemperaturen und ein feuchtes Klima die Bedingungen für die Bildung von Tropischen Stürmen besonders günstig. Insgesamt dauert die Saison für Tropische Stürme auf der Südhalbkugel von November bis Ende April, wobei im Monat März klimatologisch gesehen die Häufigkeit für diese am größten ist.
Aktuell liegt dabei das Augenmerk auf den zwei namentlichen Tropischen Wirbelstürmen Nummer 5 und 6 der laufenden Saison im australischen Sektor: MARIAN und NIRAN. Zyklon MARIAN ist derzeit im Indischen Ozean etwa 2000 km westlich von Australien zu finden und entstand am 23. Februar als tropisches Tief etwa 540 km nordwestlich der australischen Küstenstadt Broome (im Norden Westaustraliens). In den nachfolgenden drei Tagen verstärkte er sich zu einem Tropischen Zyklon. Auf seiner west-südwestlichen Zugbahn über den Indischen Ozean intensivierte sich MARIAN zum Monatswechsel rasch auf die Kategorie 2, vorübergehend auch auf Kategorie 3 der Saffir-Simpson Skala. Dabei wies MARIAN ein gut definiertes wolkenfreies Auge auf, das von intensiver Konvektion umgeben war (siehe Abbildung 1: Satellitenbild von MARIAN vom 02.03.2021 um 6 UTC). In diesem Stadium wurden maximale Windgeschwindigkeiten von bis zu 195 km/h geschätzt. Ab dem 2. März schwenkte MARIAN südwärts und schwächte sich sukzessive zum Tropischen Sturm ab. Über das bevorstehende Wochenende verliert er weiter an Kraft und wird voraussichtlich am Sonntag nur noch als Tropische Depression auf den Wetterkarten auftauchen. Da MARIAN fern von jeglichen größeren Inselgruppen aktiv war und ist, sind größere Schäden glücklicherweise ausgeblieben.
Vom Indischen Ozean machen wir einen Sprung von etwa 6000 km ostwärts in die Korallensee vor der Nordostküste Australiens, welche das berühmte Great Barrier Reef beherbergt. Die Geburtsstätte von NIRAN als Tropisches Tief lag am 27. Februar etwa 270 km nordöstlich der Stadt Cairne. Zwischen einem äquatorialen Höhenrücken und einem weiteren Hoch über Australien weilte NIRAN zu Wochenbeginn zunächst relativ stationär in seinem Entstehungsgebiet und verstärkte sich langsam zu einem Tropischen Zyklon der Kategorie 1. Dennoch brachten seine ihn umgebenden konvektiven Niederschlagsbänder innerhalb von 24 Stunden am Dienstag entlang der Nordostküste Niederschlagsmengen von beachtlichen 220 bis 280 mm. Hinzu kamen Windböen von etwa 100 km/h.
Am gestrigen Donnerstag nahm die Intensivierung von NIRAN bei Meeresoberflächentemperaturen von etwa 30 Grad und geringer vertikaler Windscherung deutlich an Fahrt auf, womit Kategorie 3 rasch erreicht wurde. Außerdem sorgte nun der äquatoriale Höhenrücken dafür, dass das System langsam nach Südosten in die offenere Korallensee gedrückt wurde. Zyklon NIRAN wird schließlich am heutigen Freitag Kategorie 4 erreichen. Maximale Windböen von bis zu 280 km/h werden dabei im Kernbereich erwartet. Glücklicherweise befindet sich NIRAN inzwischen etwa auf halben Weg zwischen Australien und Neukaledonien weit weg von jeglichem Land (siehe Abbildung 2: Satellitenbild von NIRAN am 05.03.2021 um 06 UTC).
NIRAN bleibt dennoch ein gefährlicher Zyklon der Kategorie 3, wenn er am Samstag mit seinem Kern - je nach Zugbahn - knapp südlich der Westküste von Neukaledonien entlang zieht (siehe Links zu den Zugbahnprognosen vom Joint Typhoon Warning Center und dem Australian Bureau of Meteorology). Neben heftigem Regen von 70 bis 130 mm in relativ kurzer Zeit, werden Orkanböen von 100 bis 150 km/h, in den Küstenregionen teils um 200 km/h erwartet. Um Neukaledonien herum wird NIRAN bei seiner Passage voraussichtlich für Wellenhöhen von etwa 10 bis 15 m verantwortlich sein. Die Auswirkungen von NIRAN werden auch weiter nördlich von Neukaledonien im Inselstaat Vanuatu zu spüren sein. Dort werden neben intensiven Regenfällen auch signifikante Wellenhöhen um 5 bis 10 m erwartet.
NIRAN kommt allerdings allmählich eine weniger günstige Entwicklungsumgebung. Durch zunehmende vertikale Windscherung und kältere Meeresoberflächentemperaturen schwächt er sich in der Folge allmählich ab und beginnt sich im weiteren Verlauf des Wochenendes südöstlich von Neukaledonien in ein außertropisches Tief umzuwandeln.