Nachdem die vergangenen Tage weitgehend trocken verlaufen sind, kommt heute wieder reichlich Nass von oben - wenn man einmal von den überwiegend trockenen Gebieten an Oder und Neiße sowie im Südosten absieht.
Den Regen bringt uns das kleine Tief ROLAND, das heute über der Deutschen Bucht nach Nordosten zieht. Es bringt sehr feuchte Luft zu uns, die im Hochsommer bei entsprechenden Temperaturen wohl verbreitet zu einer energiegeladenen Schwergewitterlage geführt hätte. Die aktuellen atmosphärischen Bedingungen lassen zwar auch Gewitter zu, oft ziehen aber auch "nur" Schauer oder schauerartiger Regen übers Land. Immerhin: neben ein paar starken Böen und kleinerem Hagel können sowohl die Schauer als auch die Gewitter Starkregen, also Niederschlagsmengen von 15 l/m² bis 25 l/m² innerhalb von einer Stunde im Gepäck haben. Punktuell sind auch Mengen über 25 l/m² und damit Unwetter möglich - diese bleiben aber die Ausnahme. Am stärksten vom Niederschlag und damit auch vom potentiellen Starkregen betroffen ist ein Streifen, der vom Westen in den Nordosten reicht.
Da hat der pazifische Wirbelsturm CHANTHU, auch wenn er seine "besten Tage" schon hinter sich hat, mehr zu bieten. Aktuell bewegt sich CHANTHU im Bereich des Ostchinesischen Meeres und damit sozusagen "in Sichtweite" Chinas, Japans und auch Südkoreas (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/9/15.html). Recht untypisch für tropische Wirbelstürme schickt er sich aktuell an, seinen Kurs mehrmals in kurzer Zeit abrupt zu ändern. Nachdem es zuletzt nach Norden ging, soll CHANTHU jetzt mehr nach Südosten vorankommen. Das ist allerdings nur ein kurzes Intermezzo, denn schon morgen ist wieder ein Schritt nach Norden geplant, bevor die Aktivität dann nach Nordosten gerichtet ist.
Bezüglich seiner Verlagerung kann man CHANTHU also als "kleinen Chaoten" bezeichnen. Das "Kreiseln" hat für ihn aber den Vorteil, dass er sich weiter über Meeresgebieten bewegt, die eine Wassertemperatur von etwa 27 Grad aufweisen. Damit kann sich der Wirbelsturm nochmal intensivieren. So prognostiziert das Europäische Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersage (EZMWF) in der Nacht zum Freitag einen Kerndruck von etwa 960 hPa, was etwa 30 hPa unter dem aktuellen Niveau liegt. Damit verbunden ist natürlich auch eine Zunahme des Windes. Mittelwinde von etwa 35 Knoten, was 65 km/h entspricht, werden von den meisten Wetterdiensten nach den neuesten Berechnungen avisiert. Die Böen liegen dabei deutlich jenseits der 100 km/h-Schwelle. Das ist für einen Wirbelsturm aber alles andere als eine "Spitzenleistung", weshalb CHANTHU genau genommen auch nur noch als Tropischer Sturm und nicht mehr als Wirbelsturm bezeichnet wird.
Aber eigentlich sollte der Blick ja zu den Regenmengen gehen. Und diesbezüglich werden in Südkorea und Japan in den kommenden Tagen, jeweils in Verbindung mit CHANTHU, verbreitet Regenmengen von 30 bis 70 l/m² auftreten. Lokal werden die Mengen aber auch bis zu 200 l/m² erreichen. Die Schwierigkeit besteht darin, diese Niederschlagsschwerpunkte genau zu lokalisieren. Denn durch das "Kreiseln" über dem Meer lässt sich die genaue Zugbahn nur schwer erfassen. Sowohl das Joint Typhoon Warning Center (Grafik) als auch unser DWD-Modell "ICON" lassen CHANTHU über die Meerenge zwischen Japan und Südkorea ins Japanische Meer ziehen. Das Modell des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage dagegen setzt einen südlicheren Kurs an, womit CHANTHU über Japan ziehen würde. Letzteres hätte dann natürlich auch über Japan die stärksten Regenmengen zur Folge, während die erstgenannten Lösungen die höchsten Niederschläge über Südkorea simulieren. Diesbezüglich bleibt es also spannend...