08. Januar 2012 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Die Barometerlüge
Auf der DWD-Facebookseite fragte neulich ein "Freund", ob Dauerregen
und ein Luftdruck von 1027 hPa zusammenpassen.
Gleiches galt gestern für den Alpenraum, wo es bei einem Druck nahe
1030 hPa zu Dauerschneefall kam.
Laut Barometer ist das unmöglich, denn bei solchen Druckwerten steht
dort am Rande immer "schön".
Dass Barometer nicht so ganz zuverlässig sind, wissen wir ja von den
herbstlichen Hochnebellagen, wo trotz des "schönen" Barometerwetters
ganztägig eine Hochnebelschicht den Blick auf die Sonne versperrt.
Und dass Barometer auch bei tiefem Druck, also "schlechtem"
Barometerwetter durch Sonnenschein der Lüge überführt werden, davon
war bereits im Thema des Tages vom 30.10.2011 zu lesen.
Kommen wir nun zu dem Problem Dauerregen bzw. Schneefall bei
"schönem" Barometerwetter.
Unser Facebookfreund kam aus Berlin. Dort gibt es zum Glück noch
menschliche Wetterbeobachter und die stellten fest:
Dauerregen war es nicht. Das hätte in Berlin(!) wirklich nicht mit
dem hohen Luftdruck zusammengepasst.
Es war anhaltender Sprühregen, der mengenmäßig etwa ein Zehntel eines
Dauerregens bringt.
Der scheinbare Widerspruch zwischen Dauersprühregen und hohem Druck
lässt sich so erklären:
Wolken bilden sich, wenn die Luft aufsteigt und sie lösen sich bei
absinkender Luft auf. Nur bei aufsteigender Luft kann auch
Niederschlag entstehen.
Die Luft wird u.a. durch folgende Vorgänge zum Aufsteigen gebracht:
Warmluftzufuhr, Tiefs und Anströmung an Bergen.
Umgekehrt sinkt sie ab bei Kaltluftzufuhr, Hochs und Abströmung von
Bergen (Föhn).
Sind nun aufsteigende und absinkende Voraussetzungen gleichzeitig am
Werk, so ist das wie beim Tau ziehen. Wer mehr Kraft hat, der
gewinnt.
Im Berliner Fall war der Auftrieb durch die Warmluftzufuhr stärker
als die absinkende Kraft durch das Hoch.
Der Dauerschneefall an den Alpen erklärt sich durch die stärkere
Auftriebskraft durch das Anströmen der Alpen. Da haben die Wolken
auflösenden Kräfte des Hochs keine Chance.
Erneut ist also das Barometer der Lüge überführt.
Im Mittel allerdings ist die Barometerbeschriftung schon korrekt.
Wer sich genauer über die Vorgänge informieren will, schaue im Netz
unter Omegagleichung nach.
© Deutscher Wetterdienst
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