13. Januar 2012 | Dipl.-Met. Bernd Zeuschner
Eiswein Jahrgang 2011
Die anhaltende milde Witterung im diesjährigen Winter hatte unter
anderem zur Folge, dass der Eisweinjahrgang 2011 bisher vielerorts
überhaupt nicht stattfand. Für die Eisweinlese ist es auch schon sehr
spät und ein großer Teil der dafür vorgesehenen Trauben dürfte
verloren sein.
Bei der Eisweinlese müssen die Temperaturen bei mindestens minus 7
Grad oder darunter liegen. Dies war bislang in großen Teilen der
Weinanbaugebiete Deutschlands nicht der Fall. Bei der anhaltenden
Westwetterlage konnte man froh sein, wenn das Quecksilber überhaupt
mal einen Abstecher unter die 0-Grad-Marke machte.
Mit dem kommenden Wochenende ändert sich das aber.
Heute liegen Tief "Elfriede" über Nordwestrussland und Hoch "Bertram"
bei den Britischen Inseln noch im Clinch miteinander und produzieren
gemeinsam eine Nordwestströmung, mit der kalte Meeresluft arktischen
Ursprungs zu uns gelangt. Dabei gibt es Schauer, die im Bergland als
Schnee, sonst teilweise als Schnee, Regen oder Graupel niedergehen.
Der Sieger dieses Ringens der Druckgebilde steht aber schon fest. Ab
dem Wochenende übernimmt Hoch "Bertram" das Zepter bei uns.
Die Folgen sind ruhiges und trockenes Wetter auf der einen Seite, auf
der anderen Seite kühlt die Luft über Mitteleuropa weiter ab.
Leichten Frost gibt es in der Mitte und im Süden Deutschlands schon
ab der Nacht zum Samstag verbreitet. Um die letzten an den Rebstöcken
verbliebenen Trauben zu Eiswein machen zu können, reicht das aber
noch nicht. Dazu muss die Temperatur noch etwas weiter runter.
Die Chancen darauf stehen dann zu Beginn der nächsten Woche nicht
schlecht. Am Montag und Dienstag liegt unser Hoch genau über
Deutschland, was teilweise klare Nächte mit entsprechend tiefen
Temperaturen zur Folge hat. Im Südwesten Deutschlands erwarten wir
für die Nacht zum Sonntag -3 bis -8 Grad, in der Folgenacht zum
Montag -5 bis -8 Grad, am Erdboden und in den sogenannten
Kältelöchern kann es noch etwas kälter werden. Die Nacht zum Dienstag
wird voraussichtlich ähnlich kalt. Im rechts stehenden Bild sind die
erwarteten Tiefstwerte für die Nacht zum Dienstag zu sehen.
Das sollte den Winzern die Gelegenheit geben, dort wo überhaupt noch
ein paar Trauben zu retten sind, wenigstens einen kleinen Eiswein
Jahrgang 2011 zu keltern.
Was die Folgezeit angeht, wird die Vorhersage extrem unsicher. Die
Atmosphäre weiß offensichtlich selber noch nicht genau, in welche
Richtung es weiter gehen soll. In den Berechnungen der verschiedenen
Computermodelle schlägt sich das in unterschiedlichen Lösungen für
die Wetterentwicklung der nächsten Woche nieder. Ob kalt oder wieder
milder steht damit noch in den Sternen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: Michael Ottersbach, PIXELIO
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