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03. März 2022 | Meteorologe Christian Throm

Deutschlandwetter im Winter 2021/22

Deutschlandwetter im Winter 2021/22

Datum 03.03.2022

Ein äußerst milder und zugleich niederschlagsreicher Winter mit viel Sonnenschein

In den Wintermonaten Dezember 2021 sowie Januar und Februar 2022 herrschte fast ständig die gleiche Großwetterlage: Mächtige Sturmtiefs zogen unaufhörlich von Westen über den Nordatlantik und bogen über den Britischen Inseln nach Norden ab. In deren Einflussbereich geriet auch immer wieder ganz Deutschland. Trotz des regen Tiefdruckeinflusses war der Winter hierzulande sonnenscheinreich. Er brachte zugleich einen Niederschlagsüberschuss und deutlich zu hohe Temperaturen. Während das Bergland zeitweilig mit herrlichem Winterfeeling grüßte, erlebte das Flachland in vielen Gebieten einen Totalausfall des Winters. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner 2 000 Messstationen.

Moorlandschaft im Winter
Moorlandschaft im Winter


Winter 2021/22 in Deutschland elfter zu warmer Winter in Folge

Die Durchschnittstemperatur lag im Winter 2021/22 mit 3,3 Grad Celsius (°C) um 3,1 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung +1,9 Grad. Damit gehört der Winter 2021/22 zu den sieben wärmsten seit Beginn kontinuierlicher Wetteraufzeichnung im Jahr 1881 und ist zugleich der elfte zu warme Winter in Folge. Einen schneereichen und kalten Winter suchte man im Flachland meist vergeblich. Nur um Weihnachten zeigte er sich zunächst im Süden, dann im Nordosten für ein paar Tage. Hierbei verzeichnete Oberstdorf im Allgäu am 22. Dezember mit -19,2°C den bundesweit niedrigsten Temperaturwert. Im Westen und Südwesten viel der Winter jedoch meist völlig aus. So registrierten zahlreiche Stationen von Anfang Dezember bis Ende Februar keinen einzigen Tag mit Dauerfrost. Zum Jahreswechsel führte ein ungewöhnlicher Warmluftvorstoß regional zu Temperaturrekorden. Rheinfelden, im äußersten Südwesten Baden-Württembergs, meldete am 4. Januar mit 18,2 °C den deutschlandweit höchsten Wert des Winters 2021/22.

Positive Niederschlagsbilanz, im Flachland gebietsweise kaum Schnee

Der Winter 2021/22 übertraf mit annähernd 200 Litern pro Quadratmeter (l/m²) seinen Klimawert, der im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 bei 181 l/m² liegt, deutlich. Verglichen mit der Periode 1991 bis 2020 lag die Abweichung bei rund 10 l/m². Während der Dezember mit nahezu 60 l/m² nur rund 85 Prozent des Solls erfüllte, erreichte der Januar mit knapp 60 l/m² seinen Klimawert fast genau. Der Februar fiel hingegen mit annähernd 80 l/m² und über 160 Prozent des Solls sehr niederschlagsreich aus. Die größte Tagesmenge meldete Grafling-Mühlen, nordöstlich von Deggendorf, am 28. Dezember mit 66,1 l/m². Der insgesamt meiste Niederschlag fiel im West- und Südstau des Schwarzwaldes mit örtlich mehr als 450 l/m². Im Lee des Südharzes sowie im Thüringer Becken kamen dagegen vereinzelt weniger als 50 l/m² zustande. Mitte Februar sorgte eine über mehrere Tage andauernde, außergewöhnliche Sturmserie besonders im Norden und Westen für regional immense Schäden. Schnee blieb im Flachland im Winter 2021/22 sehr rar, nur vereinzelt bildete sich in manchen Gebieten kurzzeitig eine Schneedecke. Ein anderes Bild zeigte sich hingegen im Bergland, wo Frau Holle häufig für Nachschub sorgte.

Verbreitet sonnig, der Süden jedoch deutlich im Vorteil

Mit im Mittel gut 165 Stunden überschritt die Sonnenscheindauer im Winter 2021/22 ihr Soll von 153 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um etwa 9 Prozent. Im Vergleich zur Periode 1991 bis 2020 mit 170 Stunden fiel der aktuelle Winter nahezu durchschnittlich aus. Am meisten zeigte sich die Sonne im Südschwarzwald und im Allgäu mit bis zu 310 Stunden, am wenigsten im Thüringer Wald, dem Frankenwald sowie im Rothaargebirge mit teils weniger als 105 Stunden.

Die wärmsten, trockensten und sonnigsten Orte in Deutschland.


Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Winter 2021/22* 1. Platz Helgoland (Schleswig-Holstein) 5,9 °C Abweich. +2,9 Grad 2. Platz Köln-Stammheim (Nordrhein-Westfalen) 5,9 °C Abweich. +2,4 Grad 3. Platz Duisburg-Baerl (Nordrhein-Westfalen) 5,7 °C Abweich. +2,0 Grad

Besonders kalte Orte im Winter 2021/22* 1. Platz Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) -1,4 °C Abweich. +2,5 Grad 2. Platz Carlsfeld (Sachsen) -1,1 °C Abweich. +2,2 Grad 3. Platz Reit im Winkl (Bayern) -1,0 °C Abweich. +1,8 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Winter 2021/22** 1. Platz Vöhrenbach-Urach (Baden-Württemberg) 696,9 l/m² 178 Prozent 2. Platz Bernau-Goldbach (Baden-Württemberg) 686,1 l/m² 118 Prozent 3. Platz Baiersbronn-Ruhestein (Baden-Württemberg) 678,9 l/m² 129 Prozent

Besonders trockene Orte im Winter 2021/22** 1. Platz Königsborn (Sachsen-Anhalt) 63,7 l/m² 63 Prozent 2. Platz Vogtsburg-Bischoffingen (Baden-Württemberg) 64,6 l/m² 55 Prozent 3. Platz Hecklingen-Groß Börnecke (Sachsen-Anhalt) 69,4 l/m² 73 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Winter 2021/22** 1. Platz Lenzkirch-Ruhbühl (Baden-Württemberg) 320 Stunden 155 Prozent 2. Platz Balingen-Bronnhaupten (Baden-Württemberg) 306 Stunden 164 Prozent 3. Platz Leutkirch-Herlazhofen (Baden-Württemberg) 304 Stunden 120 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Winter 2021/22** 1. Platz Kronach (Bayern) 100 Stunden 74 Prozent 2. Platz Neuhaus am Rennweg (Thüringen) 103 Stunden 62 Prozent 3. Platz Lennestadt-Theten (Nordrhein-Westfalen) 104 Stunden 89 Prozent

oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Jahreszeitmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Jahreszeitwertes zum vieljährigen Jahreszeitmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis: Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter http://www.dwd.de/presse.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: © Thomas Möller