Vermutlich ist es Ihnen in den vergangenen Tagen auch so gegangen, dass Sie bei der Berührung eines Menschen oder eines Gegenstandes "einen gewischt" bekommen haben, Sie (und ihr Partner) also einen kleinen Stromschlag spüren konnten. Beim Küssen konnte dies etwas unangenehm an den Lippen kribbeln oder brennen.
Stellt sich nun die Frage, warum das seit etwa zwei Wochen so häufig passiert? Für einen Funkenschlag muss es eine elektrostatische Entladung geben, sodass sich unser Körper bzw. unsere Haut vorher aufladen muss. Normalerweise gleichen sich positive und negative Ladungen über die Luftfeuchtigkeit bzw. die feuchte Luft aber aus. Ist die Luft jedoch trockener als üblich, ist auch unsere Haut trockener und der Ausgleich findet nicht statt. Dadurch lädt sich der Körper auf, bis es bei der Berührung eines anderen Menschen oder eines Objektes zur Entladung kommt. Begünstigt wird der Funkenschlag zusätzlich, wenn es draußen kalt ist. Kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen als warme, was die Leitfähigkeit herabsenkt. Des Weiteren erhöht auch synthetische Kleidung, die aneinander reibt, die Aufladung. Dieser Effekt ist ähnlich wie bei einem Ballon, den man in seinen Haaren reibt und der sich dadurch auflädt. Nachts kann man bei einem solchen Funkenschlag sogar Funken sehen, im Prinzip ist das dann ein kleiner Blitz. Gefährlich sind die Funkenschläge für Menschen allerdings nicht.
Die Bedingungen für Knisterwetter waren vor allem seit dem 26. Februar günstig, weil es seitdem kaum noch Niederschläge gegeben hat bzw. es vielerorts sogar komplett trocken geblieben ist. Darüber hinaus strömten sehr trockene Luftmassen zu uns, sodass die relative Luftfeuchtigkeit tagsüber zum Teil auf sehr niedrige Werte von nur noch 10 bis 30 % fiel. Zwar wurden tagsüber auch Höchsttemperaturen im einstelligen (aktuell zum Teil zweistelligen) Bereich erreicht, in den Nächten herrschte jedoch verbreitet leichter bis mäßiger Frost. Das hat gereicht, dass es vermehrt zum Funkenschlag kam.
Um sich vor den Stromschlägen zu schützen, gibt es ein paar Mittel. So kann man die Haut feucht eincremen, auf synthetische Kleidung verzichten und stattdessen Kleidung aus Baumwolle (oder Naturwolle) tragen. Auch hilft es, Schuhe mit Leder- statt Gummisohle zu wählen. In der Wohnung kann die Luftfeuchtigkeit beispielsweise durch das Aufhängen nasser Kleidung (spart zusätzlich die Kosten und die Energie für den Betrieb eines Trockners) oder einem nassen Handtuch über der Heizung erhöht werden. Luftbefeuchter können ebenfalls helfen. Lüften dagegen bewirkt das Gegenteil, da die trockene Luft so von draußen eindringt. Eine weitere geeignete Maßnahme ist, sich selber durch das Berühren geerdeter Gegenstände zu entladen. Das kann durch das Berühren einer Autokarosserie, einer Laterne, einer Heizung, eines Metallschranks oder eines metallischen Rohres mit Bodenkontakt erfolgen. Am besten nimmt man dafür noch einen metallischen Schlüssel, den man an die genannten Gegenstände hält, dann ist die Prozedur meist sogar schmerzfrei.
In den kommenden Tagen bis Mitte der Woche macht das Knisterwetter in vielen Regionen erst einmal eine Pause. Es ziehen Wolken auf, die gebietsweise Regen bringen. Die Luftfeuchtigkeit erhöht sich dadurch deutlich, außerdem verhindern die Wolken nächtlichen Frost. Im weiteren Wochenverlauf kehrt aber der Hochdruckeinfluss zurück, dann strömt wieder deutlich trockenere Luft zu uns. Weil es in den Nächten erneut häufig auch Frost gibt, deutet sich die Rückkehr des Knisterwetters an. Aber wenn es zwischen uns noch knistert, dann ist das ja irgendwie auch was Schönes.