Während Cottbus am gestrigen Sonntag mit einer Höchsttemperatur von 39,2 Grad einen neuen Hitzerekord geknackt hat und Reste der Wochenendhitze auch heute noch im äußersten Süden Deutschlands zu finden sind, können die meisten von uns endlich wieder durchatmen und -lüften. In der aus Nordwesten eingeflossenen kühlen Meeresluft geht die Temperatur in der kommenden Nacht zum Dienstag zwischen Nürnberg und Hamburg gar verbreitet auf einstellige Werte zurück. In anfälligen Tal- und Muldenlagen kann das Thermometer bodennah bis nahe 0 Grad absacken. Und das in der kürzesten Nacht des Jahres zur Sommersonnenwende! Gab es das schon mal? Welch Steilvorlage für den 3. Teil unserer Reihe "Kaltlufteinbrüche im Frühjahr", der sich speziell mit Spätfrösten beschäftigt.
Im Gegensatz zum bisher behandelten Thema Schnee/Schneedecke, bei dem die meteorologische Mixtur aus Temperatur in der Luft, am Boden und auch die Niederschlagsverhältnisse perfekt passen müssen, vereinfacht die Reduzierung auf Fröste die Sache extrem. Entsprechend später datiert sind die Rekorde, wobei je nach Region einige auch in die Sommermonate hineinragen. Doch sehen Sie selbst...
Berücksichtigt sind alle gemessenen Minima in 2 Metern Höhe, die mindestens 0,0 Grad (oder kälter) erreicht haben. Im Mittel sind bis in die dritte Maidekade hinein noch Spätfröste zu erwarten. Vereinzelt sind aber selbst Anfang Juni noch negative Temperaturen verzeichnet worden. Am Beispiel von Emden sieht man, dass selbst in der jüngeren Vergangenheit am 15.05.2020 noch Rekorde hinsichtlich des spätesten Auftretens von Frösten gebrochen werden können. Vermehrt liegen diese aber in den 50er, 60er und 70er Jahren und damit schon länger zurück.
Schaut man sich ein Niveau tiefer die Minima am Erdboden an, die standardmäßig in 5 cm Höhe erfasst werden, so verschiebt sich das Datum noch weiter in den Sommer hinein. Je nach Beschaffenheit des Bodens kann die Spanne zwischen 2 m und 5 cm locker 5 Grad und mehr betragen, wenn es sich um trockene, lockere Sandböden handelt. Grund dafür sind die Lufteinschlüsse im Boden, die hervorragende Isolatoren für den Bodenwärmestrom sind, wodurch die bodennahen Luftschichten idealerweise in klaren, windstillen Nächten anhaltend langwellig ausstrahlen und somit auskühlen können.
Spätfröste haben meist gravierende Folgen für die Landwirtschaft und Vegetation. Gerade während der Blütezeit können Erfrierungen ganze Ernten zerstören. An dieser Stelle sei aber auf die entsprechenden Themen des Tages vom 15.05.2022 über die Eisheiligen (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/5/15.html) sowie vom 15.04.2021 über Schutzmaßnahmen (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/4/15.html) verwiesen. Ob sich wirklich Veränderungen oder Auffälligkeiten bezüglich Kaltlufteinbrüchen im Frühjahr in den vergangenen Jahren gehäuft zeigen, klären wir im 4. und letzten Teil unserer Serie.