Wenn es darum geht, Jahreszeiten im Hinblick auf die Temperaturen einzuordnen, bedienen wir Meteorologen uns gerne bei den sogenannten "Klimatologischen Kenntagen". Darunter verstehen wir einen Tag, an dem ein definierter Schwellenwert eines klimatischen Parameters erreicht, über- oder unterschritten wird. Während im Winter Frost- und Eistage gezählt werden, betrachtet man im Sommer die Sommer- und Hitzetage. Frost- und Eistage sind Tage, an denen die Temperatur unter 0 °C sinkt beziehungswiese nicht über 0 °C steigt. An Hitzetagen erreicht die Temperatur mindestens 30°C, an Sommertagen mindestens 25 °C.
Zwar sind erst 56 von 92 Tagen des Sommers 2022 vorüber, dennoch lohnt ein erster Blick auf die Anzahl der Sommer- und Hitzetage.
Im Mittel über die DWD-Stationen wurden in diesem Sommer bereits 27 Sommer- und 9 Hitzetage registriert. Damit ist bereits nach knapp zwei Dritteln des Sommers das Soll auf Basis des vieljährigen Klimamittels von 1961 bis 1990 erreicht (23 Sommertage, 4 Hitzetage). Für das Erreichen des Mittelwertes des von der Klimaerwärmung bereits stark beeinflussten Zeitraumes von 1991 bis 2020 fehlen ebenfalls nur noch 5 Sommer- und 1 Hitzetag. Die beiden linken Abbildungen auf https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/7/26.html zeigen die Entwicklung der Anzahl der Sommer- und Hitzetage über die Jahre hinweg. Man erkennt sichtbar den Anstieg der gleitenden Mittelwerte vor allem ab den 1980er Jahren. Der aktuelle Wert des Sommers 2022 ist als Kreis dargestellt und liegt nicht mehr allzu weit unter der Mittelwertkurve, vor allem was Tage über 30 °C betrifft. Die meisten Sommer- und Hitzetage gab es in den Sommern 2003 und 2018 mit im Mittel 52 beziehungsweise 18 Tagen.
Schaut man sich die räumliche Verteilung der Sommer- und Hitzetage für diesen Sommer an, offenbaren sich deutliche Unterschiede, wie auch die linke Abbildung auf https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/7/26.html zeigt. Vor allem im Süden und Osten stieg die Temperatur verbreitet an 30 bis 40 Tagen über die 25-Gradmarke und damit an über der Hälfte der Tage. Ausgenommen davon sind hochgelegene Bergstationen, wo es natürlich stets etwas kühler ist. Entlang des Oberrheins wurde sogar an über 40 Tagen ein Temperaturwert von mindestens 25 Grad erreicht. Spitzenreiter ist dabei Waghäusel-Kirrlach mit 48 Tagen. Nach Norden und Westen zu nimmt die Anzahl sukzessive ab. In einem Streifen von Nordrhein-Westfalen über Ostniedersachen bis zur Uckermark sind es immerhin noch recht verbreitet 20 bis 30 Tage, im Nordwesten sowie generell im küstennahen Binnenland nur noch 10 bis 20 Tage. Im unmittelbaren Küstenumfeld waren Sommertage aufgrund des häufig auflandigen Windes eher selten.
In den kommenden Tagen bricht die bereits zwei Wochen ununterbrochene Serie an Sommertagen kaum ab, zu Beginn der kommenden Woche gesellen sich dazu eventuell sogar wieder Hitzetage. Die Tendenz zu einem Sommer mit deutlich überdurchschnittlich vielen Sommer- und Hitzetagen ist also klar zu sehen. Aber auch nach Norden zu sollte die Bilanz im Hinblick auf Sommertage zumindest ab dem Wochenende weiter aufgebessert werden.