Wie bereits im gestrigen Tagesthema und im Pressbericht dargelegt, war der Juli 2022 nicht nur deutlich zu trocken, sondern auch ausgesprochen sonnig. Besonders ausgeprägt war die Julitrockenheit in den west- und südwestdeutschen Bundesländern, wo der zweite Sommermonat nur wenig mehr Niederschlag zu bieten hatte, als das Rekordjahr 1949. Aber auch in den restlichen Bundesländern blieb es abgesehen von örtlichen Spitzen durch Gewittertreffer vielfach deutlich zu trocken. Abgesehen von Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt sowie Brandenburg/Berlin findet sich 2022 überall in den Top 10 der trockensten Julimonate wieder. Nicht groß anders verhält es sich mit der Sonnenscheindauer. Im Südwesten gab es gut 40 % mehr Sonnenschein als im Vergleich zu den vieljährigen Mittelwerten 1961 bis 1990. Trier gehört dabei mit einem Sonnenplus von mehr als 60 % zu den Spitzenreitern. In Baden-Württemberg war es ähnlich sonnig. Auch im Rest Deutschlands kann man fast überall ein Plus finden. Die einzige Ausnahme bildet der äußerste Nordwesten. Zwischen Emden und Flensburg schien die Sonne seltener, als im Schnitt.
Es ist bekannt, dass der Juli nicht der erste Monat mit Trockenheit und überdurchschnittlicher Sonne war. Daher lohnt ein Blick, wie wir aktuell in der Jahresbilanz stehen, auch in Hinsicht auf die bisherigen Rekordjahre.
Beginnen wir wieder mit der Sonnenscheindauer. Abgesehen vom Januar, war bisher jeder Monat teils deutlich sonniger als im Vergleich zu 1961 bis 1990 (und auch 1991 bis 2020). Besonders eindrücklich verlief der Monat März, mit mehr als doppelt so viel Sonnenschein wie üblich. Wie außergewöhnlich dieser erste Frühlingsmonat war, zeigt auch die Tatsache, dass im Flächenmittel über Deutschland die Sonne im März 45 h länger schien, als im April und nur 13 h weniger als im Mai. Und das bei einer deutlich ansteigenden astronomisch möglichen Sonnenscheindauer. Der März hat damit auch einen wesentlichen Anteil daran, dass sich das Jahr 2022 klar auf Rekordkurs bewegt. Die bisher längste Zeit schien die Sonne in den Jahren 2018 und 2003 (nahezu gleichauf) mit einem Schnitt von rund 2015 h. Bis zum 31.07.2018 und auch bis zum 31.07.2003 waren es etwa 1300 Sonnenstunden. Dieses Jahr sind im Flächenmittel bereits gut 1340 h gemessen worden. Eindrücklich ist auch noch eine weitere Sache. Die mittlere jährliche Sonnenscheindauer im Zeitraum 1961 bis 1990 liegt bei 1544 Stunden. Damit hat das Jahr 2022 bereits 87 % der zu erwartenden Sonnenscheindauer nach sieben Monaten erreicht. Am weitesten vorne liegt mit Blick auf die prozentuale Bilanz der Südwesten. In Rheinland-Pfalz sind im Flächenmittel schon knapp 93 % Sonnenscheindauer erreicht. Es gibt bereits erste Stationen in Südwestdeutschland, an denen die Sonne schon länger schien, als im Mittel über das ganze Jahr. Beispielhaft zu nennen sind Andernach (bereits 106 %) und Trier (103 %).
Schauen wir nun auf den Niederschlag. Abgesehen vom Februar (+70 %) weisen bisher alle Monate ein Niederschlagsdefizit auf. Die Monate Januar und April waren nur wenig trockener als im Vergleich zu den vieljährigen Mittelwerten von 1961 bis 1990. Die restlichen vier Monate fielen hingegen zum Teil erheblich zu trocken aus. Beim Flächenmittel über ganz Deutschland führt der März die Negativbilanz mit -74% an. Relativ zu den Normwerten ist das Niederschlagdefizit in Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie Brandenburg/Berlin derzeit noch am größten. Bisher sind dort nach sieben Monaten erst gut 40 % der Niederschlagssumme für das Gesamtjahr gefallen. Ähnlich dünn sieht es auch in Teilen von Rheinland-Pfalz und am Oberrhein aus. Wie beschrieben handelt sich dabei um Flächenmittel über größere Regionen. Schaut man sich einzelne Wetterstationen an, so schaut es zum Teil noch düsterer aus. Zwei Beispiele: In Dresden-Strehlen (Sachsen) sind bisher nur 27 % der Gesamtjahressumme gefallen, in Sömmerda (Thüringen) sind die Werte vergleichbar. Deutlich besser schaut es zum Beispiel beim Niederschlag im Nordwesten Deutschlands aus (50 bis 60 %). Damit bewegt sich das Jahr 2022 im deutschlandweiten Flächenmittel derzeit auch (noch) nicht in den Rekordbereichen. Der aktuelle Wert liegt bei etwa 355 l/qm. Der bisherige Rekord stammt noch aus dem Jahr 1959 mit 551 l/qm im Gesamtjahr. Nimmt man dieses als Vergleich und schaut, wieviel Niederschlag bis zum 31.07.1959 gefallen ist, so kommt man auf etwa 340 l/qm. Sollte sich die Trockenheit auch bis in den Herbst hinein fortsetzen, dann könnte es unter Umständen noch eng werden mit dem Deutschlandrekord. Deutlich prekärer ist die Lage in Teilen Ostdeutschlands, aber auch in einigen Regionen über der Mitte und dem Südwesten des Landes. Schauen wir nochmal auf Sachsen-Anhalt so war dort 2018 das bisherige Rekordjahr. Bis zum 31.07.2018 wurden etwa 220 l/qm gemessen. In diesem Jahr liegt die Summe (dank der Niederschläge in der dritten Julidekade) immerhin in etwa gleichauf, aber damit eben auch im Bereich der Rekorde. In Brandenburg/Berlin wurden bis zum 31.07. des Rekordjahres 2018 nur 248 l/qm gemessen. Dieses Jahr sind es nochmal deutlich weniger mit 225 l/qm.
Kurz noch ein Blick auf die bevorstehende Entwicklung. Wirklich flächendeckende und ergiebige Niederschläge sind auch mit Start des Augusts nicht in den Wettermodellen zu finden. Die Trendprognosen deuten auch für den Augustmonat unterdurchschnittliche Mengen an, die die Situation in manchen Regionen weiter verschärfen könnten.