Die Kanarischen Inseln sind als „Inseln des ewigen Frühlings“ bekannt. Der stetig wehende Nordostpassat sorgt normalerweise für ganzjährig gemäßigte Temperaturen, was die Region zum beliebten Reiseziel macht. Doch hin und wieder macht sich die Nähe zur nur 300 km entfernten afrikanischen Küste bemerkbar. Dann tragen heiße Wüstenwinde riesige Staubwolken aufs Meer hinaus und treiben die angenehm warmen und frühlingshaften Temperaturen teils deutlich in die Höhe – die Einheimischen sprechen von einer „Calima“.
Verkehrte Welt bei den Temperaturen
Normalerweise kann man sich recht zuverlässig darauf verlassen: Wer eine Abkühlung von hohen Temperaturen sucht, kann sich ins Bergland flüchten. Als grobe Faustregel gilt, dass pro 100 Meter zusätzlicher Höhe die Temperatur um 1°C zurückgeht. Nicht so bei einer Calima auf den Kanaren. Während es auf Meeresniveau bei Seewind oft vergleichsweise angenehm bleibt (der kühle Kanarenstrom sorgt dafür, dass die Wassertemperaturen selbst im Sommer meist unter 25 Grad bleiben), sind die mittleren Höhenlagen von der „Hitzeglocke“, die sich von der Sahara auf den Weg über den Atlantik macht, am stärksten betroffen.
Beispielhaft soll dies an der Temperaturverteilung auf der Insel Teneriffa während einer Calima am 15.08.2021 deutlich gemacht werden: Im beliebten Urlaubsort Puerto de la Cruz blieb es küstennah ganztägig angenehm mit einer Höchsttemperatur von 26,7°C. In der Inselhauptstadt Santa Cruz war es mit einer Maximaltemperatur von 31,0°C zwar heißer, doch konnte sich auch hier die Meeresnähe noch kühlend auswirken. Anders in der Universitätsstadt La Laguna in knapp 600 Metern Höhe. Abseits der Küste konnte die Calima hier voll durchbrechen und die Temperaturen deutlich in die Höhe treiben: Hier wurde an diesem Tag sogar die 40°C-Marke erreicht. Bei dem üblicherweise vorherrschenden Nordostpassat ist die Stadt sonst oft in Wolken gehüllt und auch im Sommer bleiben die Temperaturen dabei meist unter 25 Grad. Wer sich noch weiter in die Höhe wagt, wird übrigens wieder mit etwas kühleren Temperaturen „belohnt“. An meteorologischen Observatorium in Izana auf etwa 2300 Metern Höhe lag die Temperatur dann wieder bei 27 Grad – wie im Küstenort Puerto de la Cruz.
Saharastaub als Gesundheitsrisiko
Bei länger andauerndem Calima nimmt die Staubbelastung immer weiter zu. Die überall präsenten feinen Sandkörner können dabei zu Reizungen der Atemwege führen – ein besonderes Risiko stellt die Wetterlage für Asthmatiker und Allergiker dar. Deshalb gilt für die Risikogruppen die Empfehlung, sich bei einer starken Calima in Innenräumen aufzuhalten und Fenster und Türen geschlossen zu halten. Auf Sport im Außenbereich sollte generell verzichtet werden.
Steht eine Calima bevor?
In den kommenden Tagen herrscht auf den Kanarischen Inseln "business as usual": Zwischen einem Hochdruckgebiet über den Azoren und einem Hitzetief über dem nordafrikanischen Festland weht der Nordostpassat und sorgt vor allem auf den Nord- und Ostseiten der Inseln für dichtere Bewölkung und insbesondere im Bergland für leichte Regenfälle. Die sonnenhungrigen Urlauber kommen hingegen klassisch auf den Süd- und Westseiten der Inseln auf ihre Kosten und die Temperaturen erreichen durchschnittliche 23 bis 26 Grad.