18. Februar 2012 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Der Winter 2011/2012 : zu kalt oder zu warm ?
Das eisige Wetter des Februars hat im Laufe der letzten Woche aus
ganz Mitteleuropa den Rückzug angetreten.
Wir erinnern uns aber bestimmt noch eine Weile an die gut zwei Wochen
Eiseskälte, die vielerorts die kältesten Februarwerte seit 1956
erreichten, vereinzelt sogar die kältesten seit 1937.
Zeit also, eine Zwischenbilanz für Februar und den Winter zu ziehen.
Der Februar war bisher natürlich erheblich zu kalt und das wird sich
auch bis Monatsende nicht ändern, auch wenn unsere Vorhersagen den
Rest des Monats als zu mild einstufen.
Im Mittel war es in Deutschland um 8,2 °C zu kalt. Die
Wetterstationen mit den größten Abweichungen waren Mittenwald (983 ü.
NN) mit -11,1 und Deutschneudorf, im Erzgebirge etwa 45 km südöstlich
von Chemnitz an der Grenze zu Tschechien gelegen mit -10,9°C.
In Deutschneudorf (688 m ü NN) war es mit einer
Durchschnittstemperatur von -12,8°C unterhalb 1000m am kältesten.
Die tiefsten Temperaturen wurden in Oberstdorf mit -29,4°C,
Ueckermünde an der Oder mit -28,7°C und im schon oben erwähnten
Deutschneudorf (-28,2°C) erreicht.
Während das in Ueckermünde ein Februarrekord war, fehlen zu den
Allzeitrekorden von -32 Grad in Oberstdorf und den -35,5°C in
Deutschneudorf (beide im Februar 1956 gemessen) noch etliche
Kältegrade.
Keinen strengen Frost (T <=-10°C) gab es in diesem Februar nur in
Helgoland; bei den hohen Wassertemperaturen von etwa 5 Grad verblüfft
das nur wenig. (Der absolut tiefste Wert wurde in Helgoland mit
-11,6, wen wundert's, natürlich auch im Februar 1956 gemessen).
Wie sieht es nun mit dem Winter 2011/2012 aus. Der Dezember war in
Deutschland 3 Grad, der Januar 2,4 Grad zu warm.
In Bezug auf den gesamten Winter bedeutet dass, dass wir trotz der
Eisperiode im Februar an 95% aller Stationen noch immer einen zu
warmen Winter erlebten. Im gesamten Deutschland beträgt die
Abweichung derzeit +0,3°C. Die Mitteltemperaturen der restlichen Tage
bis Ende Februar müssten also deutlich unter 0 Grad liegen, um den
Winter als zu kalt zu bezeichnen.
Wir wissen nun, welche Temperaturen an den 12 folgenden Februartagen
herrschen müssen, um den gesamten Winter als zu kalt anzusehen.
Und was verkündet uns die Vorhersage?
Zunächst stellt sich hinter einer Kaltfront wieder eine Nordwestlage
mit erwärmter Polarluft ein, bei der es wieder verbreitet Nachtfrost
gibt.
Ab Mittwoch rechnen die Modelle eine Westlage, bei der es im Norden
und der Mitte Deutschland in den Niederungen für den Rest des Monats
weitgehend frostfrei bleiben soll.
Überschlägig ergibt sich für den Rest des Monats ein Mittel über 2
Grad, womit also der Winter 2011/2012 trotz der extrem kalten
Februarwochen, an die man sich noch länger erinnern wird,
voraussichtlich als zu warm in die Statistik eingehen wird.
So viel zu Mittelwerten der Statistik, sie radieren gerne die Extreme
raus.
© Deutscher Wetterdienst