19. Februar 2012 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann
485 + 20 = 470 Mathematische Wunder der Meteorologie.
Nun steht mal wieder im Wetterbericht: "An den Alpen bleibt es den
ganzen Tag bedeckt mit länger andauernden Schneefällen." Das führt
wieder zu der in diesem Winter oftmals diskutierten Neuschneehöhe.
Wie misst man Schnee? Im Prinzip steckt man eine oder mehrere
Messlatten in den Boden des Messfeldes und liest die Schneehöhe ab.
Wie misst man die Neuschneehöhe?
Normalerweise hat der Beobachter eine ebene Fläche, auf der er die
Neuschneehöhe misst. Nach der Messung wird der Schnee weggekehrt und
zum nächsten Messtermin wird wiederum der Neuschnee gemessen.
Wenn es nicht taut, dann gilt in etwa die Gleichung:
Schneehöhe vom Vortag + Neuschneehöhe = Aktuelle Schneehöhe.
Das Verfahren funktioniert recht ordentlich an Wetterstationen, die
wenig dem Wind ausgesetzt sind.
Auf Bergen jedoch weht oftmals kräftiger Wind, der den Schnee vom
Brett wehen würde. Dann kann man das Verfahren natürlich nicht mehr
einsetzen.
Daher bestimmt man dann beispielsweise die Neuschneehöhe aus der
Differenz der gestrigen und heutigen Schneehöhe und gibt dies als
Neuschneehöhe an.
Das führt bei Harschschnee und kräftigem Wind dazu, dass trotz
gemeldeten Niederschlags die Schneehöhe nicht zunimmt. Der Schnee
wird vom Wind auf dem vereisten Schnee weggeweht und landet in
irgendwelchen Mulden.
Dann kann folgendes passieren:
Es wird starker Schneefall vorhergesagt und die Schneehöhe nimmt
nicht zu.
Das muss also nicht zwingend eine Fehlvorhersage sein.
In diesem Fall gilt also die Gleichung:
270 cm Schneehöhe + beliebig viel Schneefall = 270 cm Schneehöhe.
An Stationen, die fast permanent im Starkwind liegen, wie zum
Beispiel an der Zugspitze, wird der Neuschnee nicht gemessen, sondern
berechnet.
Dazu nimmt man die Menge des geschmolzenen Schnees aus dem
Niederschlagsmesser und multipliziert sie mit einem Faktor zwischen
10 und 40 je nach Temperatur.
Bei Temperaturen um 0 Grad nimmt man den Faktor 10.
Bei kalten Temperaturen unter -20°C berechnet man die Schneehöhe mit
dem Faktor 40.
Aus 5 mm (geschmolzenem) Niederschlagswasser werden dann 20 cm
Neuschnee.
Auf der Zugspitze liegen derzeit 485 cm Schnee und wir nehmen an,
dass bis zur nächsten Schneehöhenmeldung die "gemessenen" 20 cm
Neuschnee dazukommen.
Hat der Wind bis morgen früh den Schnee auf dem Schneemessfeld zum
Teil weggeweht, sodass die Gesamtschneehöhe gegenüber heute auf 470
cm gesunken ist, so kann das mathematische Wunder aus der Überschrift
Einzug in die Stationsdaten finden.
Dann ist die Gleichung 485cm + 20cm = 470cm durchaus korrekt.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: Mathias Klingner / pixelio.de
Themenarchiv:
18.10. - Die „O-bis-O-Regel“ für Winterreifen?!
17.10. - Unsere Dampfkugel
16.10. - Zwischenbilanz beim Niederschlag und Wetterausblick
15.10. - Doppelter Wetterumschwung
14.10. - Wetterquiz
13.10. - HB: Die Hochrandlage
12.10. - Unwetter im Mittelmeerraum - Überschwemmungen in Spanien
11.10. - Ein Natur- und Kulturerlebnis auf Sizilien
10.10. - Täglich grüßt die SIEGLINDE
09.10. - Wetter international
08.10. - Kaufen Sie sich ein Hoch oder ein Tief!
07.10. - Von "mysteriösen" Barometermeldungen und Absinkinversionen
06.10. - Herbstliche Wetterwoche
05.10. - Orkan DETLEF – Phönix aus der Asche
04.10. - Sonne, Erde, Jahreszeiten
03.10. - Wetterwende am Feiertagswochenende
02.10. - Deutschlandwetter im September 2025
01.10. - Tornados 2025 | Wer entscheidet, ob es ein Tornado war oder nicht?
30.09. - Mystische Herbststimmung an den heimischen Seen
29.09. - Besondere Momente: Die "Blaue Stunde"
28.09. - Deutschland im Klimawandel: Neues Faktenpapier veröffentlicht
27.09. - Der Herbst ist da
26.09. - "Ex-Gabrielle" überquert die Azoren
25.09. - Regen über Regen
24.09. - Faszinierender Blick von oben
23.09. - Gabrielle und Ragasa - zwei wunderschöne Ungeheuer
22.09. - Wasser ahoi
21.09. - Von Bauern, "schlechtem" Wetter und der Röte
20.09. - Sommerendspurt und Herbstanfang
19.09. - Zeit der Sturm- und Orkantiefs