Seit Millionen von Jahren unterlagen das Klima und somit auch der Wasserkreislauf der Erde immer wieder natürlichen Schwankungen. Seit Beginn der industriellen Revolution Mitte des 18. Jahrhunderts ist der Kohlenstoffdioxidgehalt der Atmosphäre allerdings drastisch angestiegen. Dies lässt sich hauptsächlich auf anthropogene (menschengemachte) Aktivitäten zurückführen. Die Folgen sind unter anderem die Verstärkung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre, welche wiederum für globale Erwärmung sorgen. Insbesondere in den Industrienationen ist der CO2-Ausstoß pro Kopf sehr hoch. Der sogenannte "persönliche CO2-Fußabdruck" lässt sich mittlerweile recht einfach mit einem CO2-Rechner im Internet abschätzen (z.B. CO2-Rechner des Umweltbundesamtes: https://uba.co2-rechner.de/).
Analog dazu lässt sich auch der Fußabdruck in Bezug auf den persönlichen Wasserverbrauch bestimmen. Rund 130 Liter Wasser verbraucht der oder die "Durchschnittsdeutsche" pro Kopf am Tag. Dies entspricht nicht ganz einer gefüllten Badewanne. Allerdings nutzen wir Wasser nicht nur zum Trinken, Kochen und Putzen. Auch in den Produkten und Lebensmittel, die wir konsumieren, steckt Wasser oder wurde zumindest bei deren Erzeugung benötigt. Dieses "versteckte" Wasser wird auch als "virtuelles Wasser" bezeichnet. Daraus lässt sich unser tatsächlicher Wasserverbrauch ermitteln: der sogenannte "Wasserfußabdruck". Und dieser liegt in Deutschland am Tag bei rund 4000 Litern pro Kopf – oder dem Fassungsvermögen von etwa 25 Badewannen. Erschreckend, oder?
Ganz so abwegig erscheint dies nicht, wenn man bedenkt, dass selbst ein kleiner Mikrochip, wie er sich in Smartphones befindet, einen virtuellen Wasserbedarf von etwa 32 Litern besitzt. Bei einem Baumwollshirt sind es rund 2000, einer Jeans 6000, einem Kilogramm Mandeln 13000 und einem Kilogramm Rindfleisch sogar rund 15500 Liter. Spitzenreiter ist die insbesondere in der Vorweihnachtszeit sehr relevante Kakaobohne mit 27000 Litern.
Dazu sollte man wissen, dass hier grundsätzlich zwischen drei verschiedenen Arten von virtuellem Wasser unterschieden wird: "Grünes" virtuelles Wasser stammt aus Niederschlägen und der natürlichen Bodenfeuchte, "blaues" virtuelles Wasser rührt von künstlicher Bewässerung aus Grund- und Oberflächenwasser her. Das "graue" virtuelle Wasser stellt dagegen das durch seine Nutzung verunreinigte oder beeinträchtigte Wasser dar (z.B. durch Düngemittel, Pestizide oder Industrieabfälle), kann also nur bedingt wiederverwendet werden.
An dem klassischen Konzept des Wasserfußabdrucks gibt es jedoch auch kritische Punkte. Zum Beispiel wird beim Wasserverbrauch nicht berücksichtigt, ob das Wasser natürlich als Regen fällt und bei unmittelbarer Verwendung nicht zu einem Ungleichgewicht im Wasserhaushalt führt oder ob die wertvolle Ressource künstlich aus dem Grundwasser gefördert wird, was wiederum Folgeschäden verursachen kann.
Bei der Herstellung eines Kilogramms Rindfleisch entfällt hierzulande ein Großteil des Wasserverbrauchs auf den Regen, der ohnehin niedergeht und für die Futtermittelherstellung meist vollkommen ausreicht. Ein Kilogramm importierte Mandeln haben einen ähnlich hohen Wasserfußabdruck, denn Mandelbäume, die trockenes Klima eigentlich gewöhnt sind, werden häufig künstlich bewässert, um die Erträge zu steigern. Somit sollte die lokale Verfügbarkeit von Wasser ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Betrachtung der Wasserbilanz spielen, die vom klassischen Wasserfußabdruck jedoch nicht berücksichtigt wird. Nach einer Studie der Technischen Universität Berlin liegt der sogenannte "konsuminduzierte Wasserverbrauch" in Deutschland bei 7200 Liter pro Person. 14% des verbrauchten Wassers stammen dabei aus dem Inland, ganze 86% werden hingegen aus dem Ausland importiert.
In wasserreichen Regionen ist ein hoher Wasserfußabdruck eher unproblematisch. Entsteht er allerdings in wasserarmen Regionen, kann dies zum Problem werden. Berücksichtigt man die lokale Wasserverfügbarkeit, beträgt beispielsweise der Massenanteil an den nach Deutschland importierten Agrarprodukten wie Nüsse, Baumwolle und Reis zwar nur drei Prozent, am sogenannten "knappheitsgewichteten Wasserfußabdruck" machen diese Lebensmittel allerdings einen Anteil von über fünfzig Prozent aus. Die größten Auswirkungen ergeben sich dabei allerdings in den USA, Spanien, Usbekistan und dem Iran, nicht in Deutschland.
Darüber hinaus veranschaulicht der graue Wasserfußabdruck zwar den Einfluss der Nutzung des Wassers auf seine Qualität. Die Verschmutzung der Ozeane wird dabei allerdings nicht berücksichtigt – der Fußabdruck gilt nur für Süßwasser.
Wenn Sie herausfinden möchten, wie groß Ihr persönlicher Wasserfußabdruck ist, suchen Sie doch mal im Internet, z.B. unter https://wfd.de/thema/wasserfussabdruck. Weitere Infos und Konzepte zum Wasserverbrauch bzw. zum Wasserfußabdruck gibt’s auf der Seite des Umweltbundesamts unter https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/wasser-bewirtschaften/wasserfussabdruck#was-ist-der-wasserfussabdruck. *