Einige Wetterlagen haben für uns Prognostiker so ihre Tücken: Eine Westwetterlage, wie sie auch aktuell herrscht, kommt zum Beispiel häufig mit Niederschlag und Wind daher. Die groben Abläufe sind dann meist klar, aber ob in den Mittelgebirgen tatsächlich 40 bis 60 Liter pro Quadratmeter in 48 Stunden zusammenkommen oder ob die Mengen doch unterhalb der Warnschwelle verbleiben, ist manchmal im Vorfeld nicht genau absehbar. Genauso kann einem zäher Nebel bei einer winterlichen Hochdruckwetterlage die vorhergesagte Sonnenscheindauer vermiesen oder den Gewittern im Sommer geht doch früher die Puste aus als angenommen.
Solch Fehlvorhersagen ärgern uns Meteorologinnen und Meteorologen natürlich oft selbst am meisten. Vermehrt bekommen wir in diesen Fällen aber auch Kritik von außen. Wie kann es sein, dass im 21. Jahrhundert mit Hochleistungsrechnern und Supercomputern immer noch keine verlässliche Prognose möglich ist? Wieso werden Steuergelder für Vorhersage-Meteorologen ausgegeben, wenn die Wettervorhersage von der Handy-App doch mindestens genauso gut ist?
Diese Kritik ging auch am Bundesministerium für Digitales und Verkehr, dem der Deutsche Wetterdienst als oberste Bundesbehörde unterstellt ist, nicht spurlos vorüber. Sparmaßnahmen erfordern, dass Personalkosten gespart und der aufgeblähte Beamtenapparat verschlankt werden soll. Da lag der Gedanke nahe, dass dutzende Stellen von höheren und gehobenen Diensten in der Wettervorhersage eingespart werden könnten. Doch vollkommen ersatzlos soll dieser Abbau nicht vonstattengehen. Vielmehr soll der Wetterpark in Offenbach in einen Wettertierpark umgewandelt werden, in dem bis zu hundert tierische Wetterpropheten Platz finden sollen. Mithilfe von Schwalben, Fröschen, Murmeltieren oder Grillen soll dann ab 2024 das aktuelle Wetter bestimmt, sowie die Vorhersage für die nächsten Tage erstellt werden. Quaken die Frösche zum Beispiel besonders laut, kündigt das Regen an. Zeigen sie einen ausgeprägten Klettertrieb, wird das Wetter sonnig. Für die Temperaturmessungen werden extra einige Grillen aus den USA importiert. Die "Oecanthus fultoni", auch Thermometergrille bezeichnet, hat eine Zirp-Frequenz, die proportional zur Temperatur ist: Zählt man 13 Sekunden lang, wie oft die Grille zirpt und addiert zu dieser Zahl 40, erhält man die aktuelle Lufttemperatur in Grad Fahrenheit (Dolbearsches Gesetz). Wer braucht da noch teure Messgeräte?
Ganz auf die Meteorologen zu verzichten ist allerdings nicht Plan der Sache, schließlich sollen sie stichprobenweise noch die Ergebnisse von Computermodellen zum Vergleich auswerten, um 2025 ein erstes Fazit zu ziehen. Und vielleicht können sie perspektivisch ja sogar einige Eigenschaften der tierischen Kollegen adaptieren? Insgesamt rechnet das Verkehrsministerium bei diesem Vorhaben, das beispiellos im europäischen Raum ist und zu einem "Leuchtturmprojekt" werden könnte, mit einem Einsparpotenzial von rund 70 Prozent. Zehn Murmeltiere für einen Meteorologen – und das bei deutlich geringeren Futterkosten im Vergleich zu den Personal- und Pensionskosten. Ein gutes Startpolster, um die geplanten 144 Autobahnprojekte zu realisieren.
Aber noch eine weitere Aufgabe bleibt uns Meteorologinnen und Meteorologen in Zukunft erhalten: Die Unwetterclips, die auf Facebook, Twitter und in der WarnWetter-App veröffentlicht werden, sollen auch weiterhin ihren Weg ins Netz finden, solange es noch Unschärfen bei der Verständigung gibt. Allerdings mit einer Neuerung: Statt mit Hemd oder Bluse vor die Kamera zu treten, sollen wir ins Murmeltier- oder Froschkostüm schlüpfen – für eine möglichst authentische Vorhersage.
Zum Abschluss an dieser Stelle noch ein Aufruf: Sollten Sie tierische Wetterpropheten abzugeben haben, die sich bereits in unterschiedlichen Wetterlagen bewährt haben, schreiben Sie uns gern mit Foto, Lebenslauf und der gewünschten Ablösesumme an tdt@dwd.de unter dem Stichwort "vorgezogener Aprilscherz 2023".