11. März 2012 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Land unter down under revisited
Nachdem es am letzten Sonntag eher noch eine Insiderinformation war,
ich selbst habe das Thema per Zufall beim Ausprobieren meines neuen
Smartphones entdeckt, hat sich das viele Wasser in Australien im
Laufe der Woche zwischen Euro, Griechenland, Wulff und Biathlon auch
in die Fernsehnachrichten geschmuggelt.
Im heutigen Thema des Tages sollen die australischen Daten mal in
Bezug auf unser Niederschlagsempfinden gesetzt werden.
Wie ist es bei uns?
Der Jahresniederschlag fällt relativ gleichmäßig. In Staulagen am
Südrand der Norddeutschen Tiefebene und in den Alpentälern fallen
durchschnittlich bis zu 1600 Liter pro Quadratmeter.
In der Sandbüchse Europas, der Mark Brandenburg, die sich von
Magdeburg bis nach Polen erstreckt, sind es gebietsweise kaum 500
Liter.
Im Mittel fallen in Deutschland etwa 800 Liter. Dabei ist der Februar
nicht nur wegen seiner kurzen Dauer, sondern auch tatsächlich mit 50
Litern der trockenste, der Juni mit 86 Litern der feuchteste Monat.
Die höchsten Tagesmaxima des Niederschlags liegen bei uns zwischen
gut 40 und 300 Litern, wobei 90 % der Stationen zwischen 90 und 160
Liter als maximale Tagesmenge gemessen haben. Es hat also fast
überall schon mal während der 24 Stunden zwischen 7 und 7 Uhr eine
Niederschlagsmenge gegeben, die höher war, als das gesamte
Monatssoll.
Logischerweise liegen solche Tage überwiegend im Sommerhalbjahr, denn
dann ist wegen der höheren Temperaturen mehr Wasser(dampf) in der
Luft als im Winter.
Betrachten wir nun das in den letzten Tagen wiederholt erwähnte
Sydney.
Dort beträgt der mittlere Monatsniederschlag im März 132 Liter, also
deutlich mehr als bei uns üblich. Kein Wunder, denn auch Sydney liegt
im Stau der Great Dividing Range und muss sich daher mit Orten im
Sauerland oder Harz messen. 203 Liter fielen bis zum 9., allein 110
Liter am 08. März.
Das sieht also so dramatisch nicht aus. 185% des Monatssolls
innerhalb von 9 Tagen ist nicht unbedingt eine ganz große Sensation.
Allerdings fließt das Wasser des auf gut 1000m steigenden
Hinterlandes vollständig durch Sydney und führt dort zum Hochwasser.
Die Übersichtskarte zeigt dann auch, dass es Sydney gar nicht so schlimm getroffen hat:
Wir finden auf der karte einen breiten Streifen, sich von Melbourne
über 1000 km nach Nordwesten hin erstreckt. Dort hat es in den ersten
Märztagen mehr als das Vierfache des üblichen Monatsniederschlages
gegeben. Allerdings von wesentlich niedrigerem Märzniveau als in
Sydney ausgehend.
In Wagga Wagga, wo 8000 Leute evakuiert wurden, fallen im März
normalerweise gut 40 Liter. Am 04. fielen davon 76 Liter, knapp das
doppelte des Monatsmittelwertes.
Die mittleren Monatsmengen schwanken dort zwischen 35 und 65 Litern,
die Infrastruktur ist daher sicher nicht für solche Starkregen
ausgebaut. Und Wagga Wagga damit Teil des großen "Australischen
Binnensees".
Richtig ab ging es in Tibooburra im Wüstenklima Australiens. 150
Liter, das sind 2/3 des Jahressolls von 230 Litern kamen in den 5
Tagen vom 28.02 bis 03.03 vom Himmel. 79 Liter am 01.März; das sind
250% des Monatssolls im niederschlagsreichsten Monat an einem
einzigen Tag.
Solche Vergleiche kann man für viele Stationen in New South Wales
erstellen.
Sie sehen also: Nicht grundlos hat sich der Südosten Australiens in
eine Seenplatte verwandelt.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: Bureau of Meteorology
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