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15. März 2012 | Dipl.-Met. Jens Hoffmann

März 2012 - eine klimatologische Zwischenbilanz

Der März war bisher eher grau und relativ trocken
Der März war bisher eher grau und relativ trocken


Knapp die Hälfte des Märzes 2012 ist vorüber, ein guter Zeitpunkt
also, den bisherigen Monatsverlauf unter klimatologischen
Gesichtspunkten mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Prinzipiell stellt der März ja einen klassischen Übergangsmonat dar,
der eine Brücke vom Winter in den Frühling schlägt, und somit - rein
theoretisch betrachtet - ein hohes Potenzial extremer
Witterungsbedingungen sowohl in die eine als auch in die andere
Richtung aufweist. So kann es z.B. vor allem in der ersten Dekade
noch sehr winterlich zugehen mit strengen Nachtfrösten unter -10°C,
teils sogar unter -20°C und Tagesmaxima im einstelligen Minusbereich.
Dem gegenüber stehen in einigen Jahren - vornehmlich in der letzten
Dekade, wenn die Tageslänge schon deutlich zugenommen hat - die
ersten Sommertage mit Tageshöchsttemperaturen von 25°C oder etwas
darüber. Auch bei den Parametern Niederschlag und Sonnenscheindauer
ist der Unterschied möglicher Extremwerte überaus hoch, wie die
folgenden zwei Beispiele zeigen:
Die Stadt Freudenstadt, etwa 800 m hoch im Schwarzwald gelegen,
brachte es im Jahr 1988 auf satte 527 Liter pro Quadratmeter, während
es 1953 noch nicht mal 10 mm (genau 9,1 mm) geregnet oder geschneit
hatte. Und auch beim Sonnenschein, bleiben wir im Schwarzwald, ist
die Spanne der bisher aufgetretenen Extremwerte mehr als imposant. So
brachte es die Sonne im trockenen Jahr 1953 auf dem knapp 1500 m hoch
gelegenen Feldberg auf knapp 264 Stunden Verweildauer, wohingegen
1988 mit Mühe 21 Stunden registriert werden konnten.

Von der Historie zur Gegenwart: Der bisherige Verlauf des Monats März
kann meteorologisch als relativ unspektakulär bezeichnet werden. Er
war geprägt von ziemlich häufigen Hoch- oder Hochrandlagen, die durch
vorübergehenden Tiefdruckeinfluss unterbrochen wurden. Die Tiefs, die
da die Regie übernommen hatten, waren allerdings nicht aus der
Kategorie "unvergesslich". So zeigt z.B. der Blick auf die
Niederschlagsmengen, dass in vielen Orten nur 10 bis 20% des
Monatssolls gefallen sind, teilweise sogar noch nicht mal 10%. Es
liegt bisher also ein trockener, gebietsweise sogar sehr trockener
Monat vor, wobei das mecklenburg-vorpommersche Trollenhagen mit
gerade einmal 0,7 mm (knapp 2% des Solls) den Vogel unter den
DWD-Stationen abschießt. Daneben lassen sich deutschlandweit viele
Orte finden, die aktuell unter der 5mm-Marke liegen, was ebenfalls
sehr wenig ist. Geradezu üppig muten da die knapp 33 mm an der
Station Köln-Stammheim an, was etwa 52% des langjährigen
Durchschnitts ausmacht. Am meisten Niederschlag fiel bis heute auf
der Zugspitze mit 40,7 mm (alles als Schnee), davon allein etwa 21 mm
am 8. März.

Beim Sonnenschein stellt sich die Angelegenheit regional
unterschiedlich dar. So besteht im Norden, Osten und Westen - einige
ostseenahe Orte sowie höhere Lagen ausgenommen - durchaus noch "Luft"
nach oben, will heißen, der prozentuale Anteil der Sonnensscheindauer
liegt zum Teil deutlich unter 50%. Dabei kommt z.B. Putbus auf Rügen
immerhin auf 67 Stunden (entspricht knapp 60%), wohingegen das
niedersächsische Oldenburg nur 20 Stunden (20%) zu bieten hatte. Noch
trister ging es allerdings in der nordrhein-westfälischen Metropole
Düsseldorf zur Sache, wo es die Sonne lediglich auf 11 Stunden (rund
10%) brachte - Minusrekord unter den DWD-Stationen. Insgesamt
freundlicher sah es bisher im Südwesten sowie Richtung Alpen aus,
während der Osten und Norden Bayerns auch nicht gerade
überschwänglich mit Sonnenstrahlen versorgt worden ist. Die meisten
Sonnenstunden wurden auf der Zugspitze mit 114 Stunden (etwa
dreiviertel des Monatssolls) gemessen, was aber nichts Besonderes
darstellt. Bei den häufig aufgetretenen Wetterlagen mit Nebel oder
Hochnebel bzw. tiefer Bewölkung ragte die Zugspitze einfach oben
heraus, was sich natürlich in der Strahlungsbilanz positiv
widerspiegelt. Dass es aber auch in tiefen Lagen ganz gut klappen
kann mit der Sonne zeigt das Beispiel Freiburg/Breisgau, wo bisher
knapp 80 Stunden registriert wurden, was etwa 65% entspricht. Das
erzeugt natürlich neidvolle Blicke in Bamberg beispielsweise, wo man
sich mit mageren 21 Stunden (noch nicht mal 20%) eventuell öfter mal
im Solarium aufhalten musste.

Zuletzt noch ein paar Sätze zur Temperatur. Bis auf eine einzige
Ausnahme - wie gesagt, Basis sind nur DWD-Stationen - liegen die
Abweichungen im positiven Bereich, d.h. es ist klimatologisch
betrachtet zu mild, auch wenn das subjektive Empfinden mancherorts
vielleicht anders ausfällt. Nur im badischen Müllheim (am Oberrhein
gelegen) ergibt sich rechnerisch eine Abweichung von -0,1 Grad
(aktuelle 5,3°C gegenüber 5,4°C Mittelwert). Bei der positiven
Abweichung führt übrigens auch die Zugspitze die Hitliste mit +3,1
Grad an (aktuell -7,1°C gegenüber -10,2°C Mittelwert), gefolgt vom
niedersächsischen Oldenburg mit +2,9 Grad Abweichung (6,7°C vs.
3,8°C). Den höchsten Mittelwert bietet Köln-Stammheim mit 7,9°C auf,
was einer positiven Abweichung von 1,5 Grad entspricht.

So, genug der Zahlen und Statistik. Noch stehen uns, den heutigen
Donnerstag mit einberechnet, 17 Tage vor der Brust, an denen viel
passieren kann. Abgerechnet wird, wie so oft im Leben, erst zum
Schluss.




© Deutscher Wetterdienst

Bild: Walter Eberl / pixelio.de