Am heutigen Donnerstag ist der "Weather Complaint Day", ins Deutsche übersetzt der "Über-das-Wetter-schimpfen-Tag" - zumindest in den USA. Es wird vermutet, dass sich dieser Tag auf ein Zitat des US-amerikanischen Juristen, Journalisten und Schriftstellers Charles Dudley Warner (1829-1900) beruft, das am 24.08.1897 in einem Editorial der Hartford Courant of Connecticut veröffentlich wurde: "Everybody talks about the weather, but nobody does anything about it", zu Deutsch: "Alle reden über das Wetter, aber niemand tut etwas dagegen."
Wer diesen Tag ins Leben gerufen hat, ist zwar unklar, klar ist dagegen, dass bei Weitem nicht nur in den USA über das Wetter geredet bzw. geschimpft wird. Zu heiß, zu kalt, zu trocken, zu nass - was dem Einen ein Greul ist, ist für den Anderen purer Genuss. "Schönes Wetter" ist also höchst subjektiv. Trotzdem dient das Wetter gerne als "Gesprächsöffner" oder Lückenfüller.
Warum gerade das Wetter als DAS Smalltalk-Thema schlechthin herhalten muss? Mit dieser Frage beschäftigten sich bereits zahlreiche psychologische Studien. Zum Smalltalk greift der Mensch zum Beispiel in Situationen, in denen er keine Zeit oder kein Interesse hat, mit seinem Gegenüber ein längeres oder tiefer gehendes Gespräch zu führen. Vielleicht ist es einem auch unangenehm ein Gespräch zu beginnen, weil man entweder schlicht nicht weiß, worüber man sich mit seinem Gegenüber unterhalten soll, oder im Gegenteil sehr genau weiß, was man ansprechen möchte bzw. müsste, das Thema an sich allerdings unangenehm ist.
Tja und in solchen Situationen sucht man sich am besten ein Thema, das zum einen jeden in irgendeiner Form etwas angeht und zum anderen kaum Konfliktpotenzial bietet. Dass sich dazu weder Politik noch Sport eignet, ist wenig überraschend. Es gibt beispielsweise sicherlich bessere Ideen als jemanden an einer Bushaltestelle in Gelsenkirchen auf die Vereinsgeschichte von Borussia Dortmund anzusprechen.
Beim Wetter ist das anders. Denn darauf, ob es nun gerade regnet oder die Sonne scheint, hat ja nun mal niemand einen Einfluss. Es ist schlicht und ergreifend höhere Gewalt. Daher lässt sich relativ "gefahrlos" über das aktuelle Wettergeschehen losquatschen. Ob das aber auch in Zukunft so sein wird, ist fraglich. Das Thema Wetter wird in unserer Gesellschaft zunehmend im Kontext des Klimawandels gesehen, sodass auf ein eigentlich unverfängliches "Na, ein Tag zum Sonneputzen heute, was?!" schnell ein "Viel zu viel Sonne! Es hat schon seit Tagen nicht mehr geregnet. Und wenn's dann regnet, ist gleich alles überflutet!" folgen. Und ruckzuck befindet man sich in einer Klima-Diskussion.
Eventuell sollte man sich also schon mal ein alternatives Smalltalk-Thema suchen, das man bei Bedarf auspacken kann. Aber was könnte das sein? Andererseits wird es natürlich auch in Zukunft so sein, dass wir an schwül-heißen Sommertagen gemeinsam schwitzen und bei frostiger Winterluft bibbern, ganz egal, wer dafür jetzt verantwortlich ist. Vielleicht hätte es das Wetter gerade auch deshalb öfter mal verdient, etwas mehr zu sein, als nur ein Smalltalk-Thema?!