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27. März 2012 | Dipl.-Met. Philipp Franzen/Sabine Krüger

Der Calmont

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Der Frühling ist in vollem Gange, die Bäume und Sträucher fangen an
zu blühen. An manchen vom Klima begünstigten Orten passiert dies auch
früher als in der direkten Umgebung und die Vegetation findet extrem
günstige Bedingungen zum Wachsen vor. Dies macht sich auch am
"Calmont" bemerkbar.

Was verbirgt sich wohl hinter diesem Begriff? Er lässt sich auf zwei
unterschiedliche Weisen deuten, einmal von lateinischer Seite,
"calidus" (warm) und "mons" (Berg), also "warmer Berg" oder von der
keltischen, "kal" (hart) für "Felsenberg". Die Rede ist von einem
Steilhang an der Mittelmosel in Rheinland-Pfalz, zwischen den kleinen
Orten Bremm und Ediger-Eller gelegen. Die obigen Deutungen haben
beide ihre Berechtigung.
Der Calmont erstreckt sich fast zwei Kilometer an der Mosel entlang
und umschließt zum Teil eine der engsten "Moselschleifen". Er reicht
bis auf eine Höhe von ca. 380m ü. NN. und ist die steilste Weinlage
Europas mit Hangneigungen bis zu 60° (siehe Bild).

Der Weinbau gelangte vor knapp zwei Jahrtausenden mit den Römern in
die Mosel-Region. Heute wird im Calmont etwas mehr als die Hälfte der
ursprünglich bepflanzten Fläche noch bewirtschaftet, hauptsächlich
mit "Riesling"-Reben. Der Rest ist mit Wald bedeckt.

Was jedoch macht diesen Berg so besonders? Er bietet vor allem für
den Weinbau ein einzigartiges Mirkoklima. Die zwei wesentlichen
Komponenten sind zum einen die südliche Ausrichtung des Berges
(Südost- bis Südwest-Hang) sowie die extreme Hangneigung. Sie sorgen
für steile Sonneneinfallswinkel und somit für eine starke Aufheizung
innerhalb des Berghangs. Die Temperatur erreicht hier im Sommer oft
mediterrane Höhen und deutliche höhere Werte als in der Umgebung.
Zusätzlich wirkt der vorhandene Schieferboden wie ein riesiges
Energiereservoir. Er erwärmt sich bei Sonneneinstrahlung aufgrund
seiner dunklen Farbe sehr stark und kann diese Wärme lange speichern.
Dadurch gibt der Boden auch nach Sonnenuntergang noch viel Wärme ab
und verzögert die nächtliche Abkühlung. Die Aufheizung des Bodens ist
so stark, dass an heißen Sommertagen in Bodennähe (20cm Höhe)
Temperaturen über 40 °C gemessen werden, am Erdboden selbst sogar
Werte, die noch deutlich darüber liegen. Ein weiterer Effekt, der die
Temperatur beeinflusst, ist der mildernde Einfluss des Wassers der
Mosel. Dieser kommt vor allem in der kalten Jahreszeit zum Tragen,
aber auch in manchen Nächten im Frühling und Herbst. Denn aufgrund
der höheren Luftfeuchte kommt es im Tal zwar häufiger zu
Nebelbildung, dadurch wird jedoch auch ein stärkeres Absinken der
Temperatur verhindert, sodass die Frostgefahr etwas vermindert wird.
Der Effekt verstärkt sich am Calmont noch, da die Mosel wegen der
engen Schleife zweimal parallel zum Berg fließt.

Wer diesen "extremen" Berghang einmal selbst entdecken will, kann ihn
auf einem Klettersteig durchwandern, der vor einigen Jahren angelegt
wurde. Der Steig verläuft ungefähr auf halber Höhe durch Weinberge
und über unwegsame Felsen (Achtung: Schwindelfreiheit erforderlich).
So kann man auch die besondere Flora und Fauna des Calmonts
kennenlernen, die aufgrund des erwähnten Mikroklimas mediterran
geprägt ist.




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