Der Sommer 2024 startete mit kräftigen Regenfällen und schweren Hochwassern in Süddeutschland. Insgesamt fiel der gesamte Juni deutschlandweit etwas zu nass aus. 107% des Niederschlagssolls wurde gegenüber der Referenzperiode 1961 bis 1990 erreicht. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 betrug das Plus sogar fast 20%. Aber auch das Wetter im diesjährigen Juli gestaltete sich recht wechselhaft mit regionalen Unwettern. Wie fällt also die aktuelle Niederschlagsbilanz nach der Hälfte des Monats aus?
Wirft man einen Blick auf die im Juli bisher gefallenen Niederschlagsmengen, lohnt sich der Blick in die Radardaten. Denn im Gegensatz zu den Messungen der Wetterstationen, bei denen es sich lediglich um sogenannte Punktmessungen handelt, lassen sich die gefallenen Niederschlagsmengen mithilfe von Radardaten recht gut abschätzen. Diese bieten den Vorteil, dass sie auch in der Fläche verfügbar sind. So werden auch lokal eng begrenzte Unterschiede sichtbar. Zusätzlich kann man die Radardaten mit den Messwerten der Stationen aus dem DWD-Messnetz kombinieren, sodass die Abschätzung noch etwas genauer wird.
Schaut man sich den sogenannten "absoluten Gesamtniederschlag" im bisherigen Juli an, so fallen regional deutlich erhöhte Mengen ins Auge. Insbesondere im Süden Bayerns, wo wiederholt schwere Gewitter auftraten, liegen die Mengen bereits bei über 100 Litern pro Quadratmeter (kurz: l/m²). Aber auch vom Schwarzwald bis in die Lausitz sowie vom Emsland bis zu den Ostfriesische Inseln zeigen sich violette Flächen, die Niederschläge von mehr als 90 l/m² anzeigen. In der Spitze liegen die Niederschlagsmengen im Juli lokal eng begrenzt bei nahe 150 l/m². Die größte Tagessumme im bisherigen Juli 2024 wurde dabei am vergangenen Freitag (12. Juli) in Kubschütz in der Lausitz (Sachsen) mit 69 l/m² gemessen. Statistisch gesehen fällt an dieser Station im Juli in der Regel lediglich 60 l/m². Innerhalb von nur einem Tag wurde diese Summe also bereits überschritten. Andererseits fällt auch ein grün eingefärbter Streifen von Rheinland-Pfalz bis zur Ostsee auf, in dem der Gesamtniederschlag teilweise unter 20 l/m² liegt. Im rheinland-pfälzischen Andernach sind bisher beispielsweise nicht einmal 10 l/m² gefallen. Im Mittel sind es dort 72 l/m².
Um die Niederschlagsmengen nun besser interpretieren zu können ("Welche Niederschlagssummen sind viel für die Region und Jahreszeit, welche wenig?"), setzt man sie in einen klimatologischen Kontext. Dabei werden die aktuell gemessenen Daten mit den bis zum Analysetag (Montag, 15.07.2024) mittleren langjährigen Niederschlagsmengen von 1991 bis 2020 verglichen. Entsprechend erhält man bei der relativen Betrachtung eine Prozentzahl, wobei Werte unter 100% ein Niederschlagsdefizit (rote bis hellgrüne Flächen) beschreiben, Werte über 100% (blaue bis violette und weiße Flächen) stellen eine nasse Witterung dar. Die dunkelgrünen Flächen repräsentieren hingegen Regionen, in denen die Niederschläge ungefähr der im Mittel zu erwartenden Menge entsprechen ("relative Gesamtniederschlagsmenge"; siehe Abbildung 2).
In dieser Karte sehen die Gegensätze auf den ersten Blick nicht allzu deutlich aus. Schaut man sich jedoch die einzelnen Regionen genauer an, so erkennt man insbesondere im Nordwesten, im Nordosten, aber auch im Osten Gebiete mit einem relativen Niederschlag von mehr als 200%. Die Station in Kubschütz beispielsweise bringt es aktuell mit rund 113 l/m² seit dem 01. Juli auf knapp 190% des Niederschlagssolls (60 l/m²) der Station. Anders sieht es zum Beispiel in Rheinland-Pfalz aus. Dort gibt es einige Regionen mit unter 50%. Die Station Andernach bringt es aktuell gerade mal auf 13%, was der Farbe Orange in der Karte entspricht.
Bereits am heutigen Montagabend ziehen von Südwesten her weitere Schauer und teils kräftige Gewitter auf, die regional nochmal etwas Nachschub an Regen bringen werden. Im weiteren Verlauf der Woche wird es dann zunächst unter Hochdruckeinfluss längere trockene Phasen geben. Nur am Alpenrand besteht weiterhin ein gewisses Schauer- und Gewitterrisiko. Im Laufe des nächsten Wochenendes zieht dann ein weiterer Tiefausläufer über Deutschland hinweg.
Summiert man die vorhergesagten Niederschlagssummen der laufenden Woche bis Montagmorgen auf, so zeigen sich insbesondere im Nordwesten und im Süden gebietsweise Mengen über 10, je nach Modell auch über 20 l/m² in 7 Tagen. Insbesondere am Alpenrand sind lokal sogar Mengen über 40 l/m² denkbar. Etwas geringer sollte die Niederschlagsneigung über den mittleren Landesteilen ausfallen. Dort werden 5 bis 10 und nur in Staulagen bis 20 l/m² erwartet. Eine Ausnahme bildet da das amerikanische Wettermodell GFS, die auch in mittleren Landesteilen etwas höhere Mengen simulieren. In jedem Fall gibt es in den bereits sehr nassen Regionen weiteren Regen, der die Juli-Bilanz wohl weiter ansteigen lassen wird.