Seit Anfang Juli wird der Süden Europas von extremer Hitze heimgesucht, kurze kühlere Phasen gab es bislang nur wenige. Von Portugal und Spanien über Italien, die Balkanregion bis hin zu Griechenland und der Türkei werden derzeit Tageshöchstwerte über 30°C gemessen, lokal steigt das Thermometer sogar auf über 40°C, wie in Abbildung 1 anhand der lila eingefärbten Flächen der heutigen Temperaturvorhersage ersichtlich ist. Aber auch die Regionen in Nordafrika und im Nahen Osten wie Israel, Libanon und Syrien leiden derzeit unter anhaltender Hitze.
Grund für die Hitzewelle ist der anhaltende Zustrom von sogenannter „kontinentaler Tropenluft“. Dabei handelt es sich um heiße und sehr trockene Luft, die ihren Ursprung auf dem nordafrikanischen Kontinent hat und auf der Vorderseite nordostatlantischer Tiefdruckgebiete nach Süd- und Südosteuropa geführt wird. In dieser trockenen kontinentalen Luft bilden sich kaum Niederschläge, weswegen sich zu den hohen Temperaturen auch Trockenheit einstellt.
In den Medien kursiert in Bezug auf die dort anhaltende Hitze derzeit häufiger der Begriff „Heat Dome“ (auf Deutsch: Hitzeglocke oder Hitzekuppel). Der Begriff wurde insbesondere bei der Hitzewelle in Nordamerika im Jahr 2021 von US-amerikanischen Journalisten geprägt und ist wissenschaftlich wohl nicht genauer definiert. Bei dieser Hitzewelle wurden in Kanada Rekordtemperaturen von knapp 50°C registriert.
Wie entsteht ein solcher "Heat Dome"?
Vereinfacht ausgedrückt fließt zunächst einmal warme bis heiße Luft in eine Region ein. Zur Ausbildung einer Hitzeglocke muss sich in der Folge ein ausgedehntes Hochdruckgebiet ausbilden, welches die eingeflossene Luft einschließt und zum Absinken zwingt. Es entsteht sozusagen ein abgeschlossenes System. Durch den Absinkprozess wird zum einen die Wolken- und Niederschlagsbildung unterdrückt, zum anderen wird die Luft komprimiert und kann sich in Kombination mit der Sonneneinstrahlung deutlich erwärmen, was wiederum zu weiter steigenden Temperaturen führt. Das Hochdruckgebiet ist dabei recht stabil und hält so Tiefausläufer zumindest über einen gewissen Zeitraum davon ab, die erwärmte Luft aus der Region zu verdrängen. Dabei trocknet in der Folge zunehmend der Boden aus, der sich dann wiederum noch weiter aufheizen kann.
Zwar gibt es durchaus Gemeinsamkeiten der aktuellen Wetterlage in Südeuropa mit einem "Heat Dome", beispielsweise in der zeitlichen Andauer der hohen Temperaturen. Dennoch fehlt es an einem ausgedehnten, blockierenden Hochdruckgebiet, das die heiße Luft einschließt und weiter absinken lässt. Nichtsdestotrotz sollte die Hitze mit Tageshöchstwerten von knapp über 40°C, die heute örtlich in Portugal, Spanien, Griechenland und der Türkei erwartet werden, nicht unterschätzt werden. Denn die Folgen der Hitze sind bereits spürbar und zwingen die betroffenen Regierungen zum Handeln. In einigen Ländern, darunter Bulgarien, Griechenland, Türkei, Kroatien und Nord-Mazedonien sind Waldbrände ausgebrochen. Im Süden Spaniens und Portugals setzt sich die seit Januar andauernde Dürre weiter fort. Auf Sizilien warnt der italienische Wetterdienst mit der höchsten Hitzewarnstufe. Zudem sind Sonderregelungen in Kraft, um die Bevölkerung vor den Auswirkungen wie Dehydration und Hitzeschlag zu schützen. Auf Sizilien gilt bis Ende August an besonders heißen Tagen am Nachmittag ein Arbeitsverbot. In Griechenland bleiben hingegen touristische Attraktionen wie z.B. die Akropolis tagsüber geschlossen.
Wie geht es nun in den kommenden Tagen weiter?
In der Balkanregion und in nördlicheren Teilen Italiens ziehen heute und in den kommenden Tagen einige kräftige Schauer und Gewitter auf. Zudem kommt im Laufe der Woche ein Schwall kühlerer Atlantikluft über Mitteleuropa, Italien und die Balkanregion womöglich bis nach Griechenland voran. Allerdings sorgt dies nur gebietsweise und höchstens kurzzeitig für etwas Entspannung. Ab Sonntag prognostizieren die Wettermodelle einen erneuten Schwall kontinentaler Tropenluft, der aus Nordafrika nach Südeuropa geführt wird. In Spanien und Portugal sowie in der Türkei kommt die Abkühlung voraussichtlich erst gar nicht an. Im Gegenteil: Auf der Iberischen Halbinsel wird zu Beginn der neuen Woche sogar ein sich ausbildendes Hochdruckgebiet vorhergesagt. Möglicherweise kann sich dort dann "endlich" auch ein "Heat Dome" ausbilden. Ein Ende der Hitzewelle ist derzeit also noch nicht abzusehen!