Eigentlich ist Kanada ja aus europäischer Sicht ein wunderschönes Reiseziel. Besonders die landschaftliche Schönheit der Rocky Mountains – gerade in den Nationalparks, die auch aus diesem Grunde Nationalpark sind – kann es einem antun. Vielleicht gibt es ja in dieser Rubrik sogar Leserinnen oder Leser, die z.B. dem Jasper-Nationalpark einen Besuch abgestattet haben. Dort befindet sich u.a. auch gleichnamige Städtchen mit gut 4000 Einwohnern.
Falls Sie also schon einmal dort gewesen sind und den Ort in Erinnerung behalten haben, so bewahren Sie sich diese gut auf. Denn Jasper gibt es, so wie es existiert hat, nicht mehr. Große Teile der Stadt brannten im Laufe des Mittwochs binnen kurzer Zeit bis auf die Grundmauern nieder.
Schuld daran waren mehrere Waldbrände, die seit wenigen Tagen im Nationalpark wüten und nun schlussendlich auf die Stadt übergriffen. Sie umfassen mittlerweile eine Fläche von etwa 360 km². Im Falle dieser Brände ist die Entstehungsursache noch unklar. In den allermeisten Fällen spielt aber immer menschliches Fehlverhalten in Form von fahrlässiger oder vorsätzlicher Brandstiftung eine entscheidende Rolle.
Die Brände im Jasper-Nationalpark sind aber bei Weitem nicht die einzigen aktiven Wildfeuer. Bereits im Mai dieses Jahres brachen vor allem in den westlich gelegenen Provinzen Alberta und British Columbia erneut zahlreiche Waldbrände aus. Diese kamen zusätzlich zu im Frühjahr wieder aufgefachten Brandherden, die noch aus dem Jahr 2023 stammen, hinzu. Begünstigt wurde das alles durch eine wochenlang bestehende bzw. sich wiederholt regenerierende Hochdrucklage die in den betroffenen Landesteilen für teils extreme Trockenheit gesorgt hat.
Die Summe an Emissionen von Brandgasen ist dabei mittlerweile so hoch, dass die Rauchwolke im Laufe dieser Woche sogar schon über den Atlantik bis zu uns nach Mitteleuropa vordringen konnte. Wenngleich die Konzentration in der Atmosphäre gering war, so war sie doch signifikant genug, um in den Modellen und auf Satellitenbildern sichtbar zu werden. Problematisch sind vor allem die riesigen Mengen emittierten CO2. Alleine im letzten Jahr wurden fast 480 Megatonnen freigesetzt – das fünffache der üblichen durchschnittlichen Menge. Dazu kommen verursachte gesundheitliche Schäden durch die schlechte Luftqualität, die auch in großen Städten wie z.B. Edmonton zu Beeinträchtigungen führt.
Alleine in der Provinz Alberta sind aktuell noch 175 Brände aktiv, über 50 davon laut Angaben der dortigen Behörden "außer Kontrolle". Es ist also zu erwarten, dass sich die Lage in den nächsten Wochen und Monaten nicht sonderlich bessern dürfte. Zumal es, um der Lage Herr zu werden, auch einer Gesamtumstellung der nordhemisphärischen Zirkulation bedarf, bei der sich neue Strömungsmuster einstellen, die für den Westen Kanadas deutlich mehr Niederschläge bringt, als es in den letzten gut 12 Monaten der Fall gewesen ist. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Ereignisse des Jahres 2023 nicht direkt wiederholen.