Was der Sommer nie schaffte, versucht nun der Herbst nachzuholen – eine beständige Hochdruckwetterlage. Doch leider sind die resultierenden Wetterphänomene mit dem Fortschreiten des Jahres nicht mehr zwingend mit jenen im Sommer vergleichbar. Während im Sommer die Sonne verbreitet vom gering bewölkten oder wolkenlosen Himmel brennen und so die Temperaturen vermutlich auf heiße Werte hieven würde, sind im Spätherbst vielerorts Nebel und Hochnebel als Zutat dabei. Zudem könnten die längeren und teils klaren Nächte in Teilen Deutschlands für das Absinken der Temperatur unter den Gefrierpunkt sorgen.
Verantwortlich für das ruhige, herbstliche Wetter ist derzeit das Hoch ZAYYAN über Nordostdeutschland und Westpolen (vgl. Grafik 1). Dieses wandert in den nächsten Tagen zwar zum Schwarzen Meer, doch den freien Platz nehmen keine Tiefdruckgebiete ein. Stattdessen kann sich über Frankreich ein neues Hoch kräftigen und zur westlichen Ostsee verlagern (vgl. Grafik 2). Entsprechend bleibt hierzulande das ruhige Herbstwetter bestehen. Die beständige Wetterlage ist auch als sogenannte Omega-Wetterlage zu bezeichnen (siehe auch Grafik 1). Dabei wird das mächtige Hoch am Boden sowie das hohe Geopotential (als Geopotential wird in der Meteorologie die potentielle Energie (Energie der Lage) pro Masseneinheit bezeichnet. Das Geopotential stellt damit physikalisch die Energie der Lage dar, die ein Luftpaket mit der Masse von 1 kg in einer gegebenen Höhe über NN besitzt) in größeren Höhen von hochreichendem Tiefdruckzonen über dem Atlantik und Osteuropa in die Zange genommen. Würde man diese Druckverteilung vom Äquator aus betrachten, so erinnert sie mehr oder weniger deutlich an den griechischen Buchstaben Omega. Insgesamt sind vor allem die Prozesse in größeren Höhen für das Wetter in bodennahen Schichten verantwortlich. Und dort in rund 5,5 km ist hohes Geopotential zu verzeichnen, der nur vorübergehend etwas schwächelt und sich dann aber rasch wieder regeneriert.
Mitteleuropa und somit auch Deutschland würden demnach mittelfristig von Hochdruckwetter geprägt. Normalerweise ein Grund zur Freude, da hoher Luftdruck meist mit Sonnenschein in Verbindung steht. Doch die Situation in der kommenden Woche bringt uns in ein Dilemma! Einerseits sorgt Hochdruckeinfluss für absinkende Luftbewegungen und Wolkenauflösung. Die zuvor eingeflossene sehr feuchte und sich bodennah abkühlende Luft, schwache Winde und eine mit Fortschreiten des Jahres zunehmend schwächelnde Sonne stehen dem "Goldenen November" zumindest regional entgegen. Durch das Absinken kann sich nämlich eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Inversionslage ausbilden. Unter Inversion versteht man in der Meteorologie die Umkehr des normalerweise mit der Höhe abnehmenden Temperaturverlaufs in einer mehr oder weniger dicken Schicht. Grundsätzlich müssen in den bodennahen Luftschichten im Vergleich zu den darüber liegenden Schichten kältere Temperaturen vorherrschen. Dies kann z.B. durch das großräumige Heranführen von Warmluft in der Höhe erreicht werden. Aber auch die Erwärmung der Luft durch Absinken im Bereich eines Hochdruckgebietes oder die Abkühlung der unteren Luftschichten durch Ausstrahlung führen oftmals zu der Ausbildung einer Inversionsschicht, wo markante Temperaturgegensätze auftreten. Lokal vom Erdboden aufsteigende Luft kann dann eine solche Inversionsschicht nicht durchdringen. Somit stellt eine Inversion eine Art Sperrschicht dar, die einen Austausch zwischen bodennahen und höher liegenden Luftschichten verhindert. Je nach Dicke dieser Sperrschicht und somit der Wolkendecke schaffte es die Sonne oder eben nicht die Wolken tagsüber aufzulösen. Ob zudem Sprühregen aus der Hochnebeldecke fällt oder nicht, ist von der Mächtigkeit der Schichtwolkendecke, dem Feuchtegehalt sowie potentiell schwachen Hebungsimpulsen abhängig.
Entsprechende Hebungsimpulse können sogenannte kleine Kaltlufttropfen auslösen, die in den beschriebenen Schwächephasen von der Nordsee über Benelux bis zum Mittelmeer wandern. Als Kaltlufttropfen werden kalte Höhentiefs bezeichnet, unter denen sich im Bodenfeld keine oder nur eine schwache zyklonale Zirkulation befindet. Sie treten überwiegend im Winter über dem Festland in Erscheinung. Aufgrund des hohen, bodennahen Luftdrucks verfügen diese hierzulande über keine signifikante Wetteraktivität, können aber regional die Hochnebeldecke etwas heben und resultierend etwas Sprühregen produzieren.
Über dem Mittelmeerraum bekommen die Kaltlufttropfen auch bodennah zunehmend zyklonale Strukturen. Dort ist bei fehlendem Absinken durch hohen Luftdruck auch die Wetteraktivität deutlich höher. So soll es anfangs bevorzugt im westlichen Mittelmeerraum und somit auch an der spanischen Mittelmeerküste gebietsweise nochmals ordentlich schütten. Im Verlauf soll sich der Niederschlagsschwerpunkt jedoch in den zentralen Mittelmeerraum verlagern. Vor allem rund um Korsika und Sardinien sind dann hohe Niederschlagsmengen möglich.
Noch mehr Niederschlag wird in Teilen Mittelamerikas und der Karibik erwartet. Zum einen sorgt ein kleines Höhentief, das von Costa Rica nach Kolumbien wandert, für eine Intensivierung der westlichen Grundströmung und Verstärkung der Hebungsimpulse, sodass es von Costa Rica bis Kolumbien wiederholt schwere Gewitter mit heftigen Starkregen gibt. Dabei sollen in der kommenden Woche Regenmengen von 100 bis 300, gebietsweise bis 500 l/qm zusammenkommen. Diese sind auch über den Zeitraum von 72 Stunden klimatisch signifikant und beschreiben mindestens eine 20-jährige Wiederkehrperiode (vgl. Grafik 3 oben rechts., der Extrem Wetter Index des DWD (farblich markiert) hebt deutlich Regionen hervor, in denen auf Basis klimatologischer Informationen sowie unter Berücksichtigung zahlreicher aktueller Berechnungen (Ensemble) extreme Wetterereignisse simuliert werden. Das 90%-Perzentil entspricht dabei dem „reasonable worst case"). Zudem hat sich über dem Karibischen Meer ein tropisches Tief (AL18) gebildet, welches nun unter Verstärkung über das Yucatán Becken in den Golf von Mexiko zieht und nach aktuellen Berechnungen als Kategorie 1 Hurrikan den Westen von Kuba überqueren soll. Neben hohen Windgeschwindigkeiten sollen auch in dessen Umfeld heftige Regenfälle mit 100 bis 250, lokal bis 350 l/qm in 36 bis 60 Stunden auftreten (vgl. Grafik 3).