In der Natur hat der Winter bereits begonnen, was in der Phänologie siehe (https://ww.dwd.de/phaenologie) durch den genau pünktlichen Beginn der Leitphase des Blattfalls der Stiel-Eiche mit dem 7. November 2024 belegt ist. In 2 Wochen beginnt am 1. Dezember dann auch für die Meteorologen der Winter, der kalendarische (astronomische) ist auf den 21. Dezember um 10.19 Uhr MEZ terminiert. Stellt sich also die Frage, wie das Wetter in diesem Winter wird? Glaubt man den Medien, fällt der Winter entweder komplett aus oder aber es gibt massive Kälte mit viel Schnee ("Arctic Outbreak").
Und was denken die Wissenschaftler? Diese nutzen Computermodelle für Langfristvorhersagen. Dabei werden andere Ansätze verfolgt als in den Modellen für die kurz- und mittelfristigen Wettervorhersagen der nächsten maximal 10 bis 14 Tage. So spielen etwa Temperaturanomalien großer Meeresflächen eine gewichtigere Rolle. In einem Zeitraum von bis zu 14 Tagen haben diese Anomalien nur geringe Auswirkungen, in einem längeren Zeitraum von beispielsweise 3 Monaten dagegen schon. Deshalb werden neben dem Atmosphärenmodell auch die Prozesse im Ozean berechnet.
Winter-Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes: 0,5 bis 1,5 Grad zu mild
Der Deutsche Wetterdienst stellt in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg und dem Max Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) im Rahmen des Deutschen Klimavorhersagesystems bzw. des German Climate Forecast System (GCFS) eine auf Computerberechnungen gestützte Jahreszeitenvorhersage bereit. Diese finden Sie unter https://www.dwd.de/DE/leistungen/kvhs_de/2_expert_de/month_de/monthly_node.html, dort können Sie auch weitere Informationen zum Thema abrufen. Auf der erscheinenden Internetseite werden die für Deutschland vorhergesagten Abweichungen der Temperatur für vier verschiedene dreimonatige Zeiträume als Grafiken abgebildet, jeweils im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991-2020. Aktuell sind in der oberen rechten Grafik die Abweichungen für die Wintermonate Dezember, Januar und Februar (DJF) dargestellt. Tatsächlich wird für diesen Zeitraum ein zu milder Winter angenommen, da es in der Grafik häufig hellbraune bis braune Punkte über Deutschland gibt. Diese zeigen in 2 Klassen eine positive Abweichung der Temperatur von 0,5 bis 1,5 Grad an (Stand: 06.11.2024).
Winter-Vorhersage des Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage: 1 bis 2 Grad zu mild
Beim Modell des europäischen Wetterdienstes EZMW (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) in Reading (Großbritannien) gibt es unter https://shorturl.at/2jHNM ebenfalls Jahreszeitenvorhersagen. Mit der Wintervorhersage vom 01.11.2024 wird für Deutschland allgemein eine positive Abweichung von 1 bis 2 Grad prognostiziert, womit sie sogar noch etwas milder ausfällt als die Vorhersage des DWD. Der leicht verschiedene Referenzzeitraum (1993-2016) dürfte dabei nicht allzu schwer ins Gewicht fallen.
Winter-Vorhersage des amerikanischen Wetterdienstes NOAA: 1 bis 2 Grad zu mild
Und auch das Langfristmodell CVFv2 (Coupled forecast system model version 2) des amerikanischen Wetterdienstes NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) schlägt die gleichen Töne an. Für Deutschland (siehe auch https://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/CFSv2/CFSv2seasonal.shtml ) wird mit der neuesten Vorhersage wie beim EZMW eine positive Abweichung von 1 bis 2 Grad zum klimatologischen Mittelwert der Jahre 1990-2020 erwartet.
Bleibt für die Winterfans zu hoffen, dass sich die Prognosen nicht bewahrheiten oder es zumindest phasenweise winterlich wird. Eine Hoffnung könnte sein, dass den Jahreszeitenvorhersagen über Europa bisher häufiger keine sonderlich gute Performance bescheinigt werden konnte. Hintergrund dafür ist, dass die für die Langfristvorhersagen komplexen Prozesse und Wechselwirkungen durch die Modelle vor allem in den gemäßigten Breiten bis dato noch nicht vollumfänglich erfasst werden können (siehe dazu auch das Thema des Tages "Stratosphärischer Polarwirbel erneut im Fokus" vom 06.11.2021 unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/11/6.html). Im tropischen Pazifik beispielsweise funktioniert die Jahreszeitenvorhersage allgemein besser. Das ambitionierte Ziel der Forscher ist es deshalb, die Jahreszeitenvorhersage weiter zu verbessern, sodass es eines Tages vielleicht tatsächlich heißen könnte: "Wir erwarten mit hoher Wahrscheinlichkeit einen kalten Winter". Bis dahin müssen wir uns weiterhin überraschen lassen oder uns mit den hier vorgestellten groben und nur bedingt zuverlässigen Trends begnügen.