Der Hauptakteur, dem wir das ganze Wetterspektakel in den nächsten Tagen zu verdanken haben, ist ein Tief namens „Sigrid” (international „Bert” getauft - das verlangt später noch nach einem zweiten Tief namens „Ernie”!). „Sigrid” hat eine enorme Entwicklungsgeschichte hinter sich. Es handelt sich dabei um ein Orkantief auf dem Atlantik, das aus sogenannter rapider Zyklogenese entstanden ist. Das Kriterium für rapide Zyklogenese ist erfüllt, wenn die Rate des Druckfalls mindestens 24 hPa in einem 24-stündigen Zeitraum beträgt. Dementsprechend sorgt „Sigrid” mit einem Kerndruck von etwa 940 hPa auf dem Höhepunkt der Entwicklung für ordentlich Betrieb im europäischen Wettergeschehen.
Bemerkbar macht sich das bei uns ab dem laufenden Nachmittag von Nordwesten. Dann greift die Warmfront von der Nordsee her allmählich auf Deutschland über und bringt ersten Regen, der sich anschließend im Laufe der Nacht zum Sonntag nach Osten ausdehnt. Mit dem Eintreffen der Warmfront setzt zudem ein kräftiger Süd- bis Südwestwind ein. Die Windrichtung suggeriert also schon, wohin die Reise geht: Nämlich auf der Thermometerskala achterbahnmäßig nach oben. Die Warmluftadvektion ist derart stark, dass bereits im Laufe der Nacht die Temperaturen im Westen nach oben klettern. Für die Tages- bzw. Nachtzeit ziemlich unüblich.
Morgen bricht dann, wie schon angekündigt, der Frühling aus. Die Luft, die dem südwesteuropäischen Atlantik- und Mittelmeerraum entspringt, gelangt mit dem Südwestgebläse direkt zu uns nach Deutschland und sorgt am Sonntag verbreitet für zweistellige Plusgrade. Die höchsten Temperaturen werden wahrscheinlich entlang des Rheins erreicht. 17 bis 18 Grad stehen im Raum. Bei günstigen Bedingungen sind auch knapp 20 Grad am Nordrand von Mittelgebirgen vorstellbar und nicht ausgeschlossen.
Imposant ist dabei die Temperaturänderung im Vergleich zum heutigen Samstag. Teilweise wird bei den prognostizierten Höchstwerten die Marke von 10 Grad Unterschied im Vergleich zu heute überschritten. Das kommt zwar immer wieder mal vor, hat aber durchaus Seltenheitswert.
Diese ungewöhnlich milden Temperaturen kommen aber nicht ohne Nebenwirkungen daher. Insbesondere im Bergland und an der Nordsee weht Süd- bzw. Südwestwind teils in Sturmstärke. Auch im Flachland dürfte es die ein oder andere Böe geben.
Auch am Montag bleiben uns die milden Temperaturen und der stürmische Wind noch erhalten. Erst im weiteren Verlauf der kommenden Woche erreicht uns anschließend die Kaltfront von „Sigrid” und katapultiert uns wieder zurück in den November. Dahin, wo das Wetter um diese Jahreszeit eigentlich auch hingehört.